Brüssel. Biokraftstoffe werden erst in ihrer dritten Generation so beschaffen sein, dass sie Chance auf eine breite Anwendung im Verkehrswesen haben. Das aber auch nur, wenn die Kosten für die Züchtung von Algen, die als Grundlage der dritten Generation von Biokraftstoffen gelten, gegenüber heute drastisch gesenkt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie „Über die Auswirkungen von Biokraftstoffen auf die verschiedenen Verkehrsträger“ des Europaparlaments, deren vorläufige Ergebnisse den Mitgliedern des Verkehrsausschusses am Dienstag vorgestellt wurden.
Teuer und heftig umstritten werden dagegen weiter die Biokraftstoffe der ersten und zweiten Generation bleiben. Um sie wettbewerbsfähig zu herkömmlichen Treibstoff zu machen, seien staatlichen Subventionen auch in Zukunft unumgänglich. Ihr Einfluss auf die Treibhausgas-Entwicklung falle je nach Berechnung ebenfalls hoch aus. Hier komme es darauf an, ob nur die direkten Herstellungsprozesse und der Verbrauch in Fahrzeugen als Bemessungsgrundlage herangezogen werden, oder auch indirekte Faktoren wie Landrodung zum Anbau der Primärstoffe, wie es die so genannte Iluc-Methode vorsieht.
Algen hingegen seien fast optimal für die Herstellung von Biotreibstoffen. Sie seien neben dem Straßenverkehr auch eine gute Option für die Luftfahrt. „Ein Mitarbeiter von Airbus hat mir erst neulich gesagt: Das Flugzeug der Zukunft fliegt mit Algen“, bestätigte die FDP-Europaabgeordnete Gesine Meißner diese Einschätzung. Laut Studie sei es allerdings schwer zu sagen, wann die Produktion von Biotreibstoff aus Algen marktreif sei. Auf dem derzeitigen Markt für Biotreibstoffe spielen sie noch keine Rolle.
Biotreibstoffe der ersten Generation dagegen hätten es 2011 immerhin auf einen EU-Marktanteil von 5,1 Prozent geschaffen. Diese Treibstoffe werden zumeist aus Rohstoffen wie Zuckerrohr, Mais oder Raps gewonnen, die auch als Lebensmittel dienen. Schon allein deshalb sind diese Biotreibstoffe umstritten. Die zweite Generation setzt vor allem auf Müll oder Abfallprodukte aus der Natur, um Kraftstoffe zu entwickeln. Der Anteil dieser Biokraftstoffe liegt derzeit bei 0,1 Prozent in der EU. Bis 2020 soll ihr Anteil laut Vorschlägen der EU-Kommission auf 2,5 Prozent wachsen. (kw)