Berlin. Mit seinen Pro-Kopf-Investitionen in die Eisenbahn-Infrastruktur landet Deutschland im Ranking zehn führender Volkswirtschaften in Europa auf dem drittletzten Platz. Das geht aus einer Analyse hervor, die die Allianz pro Schiene und die Unternehmensberatung SCI Verkehr gemeinsam erstellt haben. Demnach lässt die Bundesrepublik mit Pro-Kopf-Investitionen von 77 Euro nur Frankreich und Spanien in der Top-Ten-Liste hinter sich. Teils deutlich mehr für die Schiene leisten laut der Allianz pro Schiene nicht nur die Spitzenreiter Schweiz (365 Euro pro Kopf und Jahr) und Österreich (218 Euro pro Kopf und Jahr), sondern auch Schweden, Großbritannien und Dänemark, die Niederlande sowie Italien.
Kritik an der mangelhaft unterstützten Verkehrswende
„Der Realitätscheck für die deutsche Verkehrspolitik fällt enttäuschend aus. Die Verkehrswende hin zu einer umweltgerechten Mobilität kommt in Deutschland trotz aller Bekenntnisse zum Klimaschutz nicht wirklich voran“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, am Montag in Berlin. Zwar gehen die Pro-Kopf-Investitionen in die Schieneninfrastruktur der Analyse zufolge seit 2014 schrittweise nach oben. Doch mit diesem Tempo könne die Bundesrepublik gerade einmal die größten Schwachstellen ausbessern, so Flege.
Beim Umstieg auf die Schiene würden Unternehmen in Deutschland durch den Zustand und die fehlenden Kapazitätsreserven der Bahninfrastruktur ausgebremst, ergänzte Maria Leenen, Geschäftsführerin der Unternehmensberatung SCI Verkehr. Hoffnungslos überlastete Linien, Langsamfahrstellen, fehlende Überholgleise oder zu wenig Netz-Redundanz im Falle von Störungen belasten die Qualität des komplexen Systems Schiene“, so Leenen.
Verbände fordern Investitionshochlauf für die Schiene
Als besonders enttäuschend bezeichnete Flege, dass Deutschland nach wie vor ein Vielfaches an öffentlichen Geldern in die Straße stecke. In der Schweiz und Österreich übertreffen dagegen die Schieneninvestitionen die in die Straße. „Ein wichtiger Grund für die unbefriedigende Qualität der Bahn heute ist die langjährige Unterfinanzierung der Bahninfrastruktur in der Vergangenheit“, erklärte Leenen. Sie forderte ein deutliches und vor allem nachhaltiges Hochfahren der Investitionen, um die Infrastruktur zu modernisieren und die Kapazität so auszubauen, dass tatsächlich auch das erwünschte Wachstum auf der Schiene bewältigt werden kann. (ag)