Brüssel. Die EU-Kommission hat Unternehmen vor weitreichenden Folgen im Falle eines ungeregelten Austritts Großbritanniens aus der EU gewarnt. „In dem Falle würde das Vereinigte Königreich vom einen Tag auf den anderen ein Drittstaat“, sagte EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici am Mittwoch in Brüssel. Das würde radikale Veränderungen nach sich ziehen.
Neue Zollkontrollen müssten eingeführt werden, aus Großbritannien in die EU eingeführte Güter müssten dann kontrolliert, dokumentiert und besteuert werden, sagte er weiter. Derzeit könnten Waren dort ohne Formalitäten zirkulieren.
Zollbehörden haben sich EU-weit auf Brexit vorbereitet
Allein zwischen Dover in Südengland und Calais in Nordfrankreich verkehrten derzeit etwa vier Millionen Güterfahrzeuge pro Jahr – etwa 11.000 pro Tag, sagte Moscovici weiter.
Die europäischen Zollbehörden hätten zuletzt bereits erhebliche Anstrengungen vollbracht und würden ihr Personal aufstocken – in Frankreich etwa um 700 Mitarbeiter. Sie seien vorbereitet, sagte Moscovici weiter.
EU will Grenze zwischen Irland und Nordirland offen halten
Mit Blick auf die Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland erklärte er, dass auch dort Güter künftig von einem Drittstaat in die EU gelangen würden. Kontrollen müssten störungsfrei und so weit wie möglich von der Grenze entfernt durchgeführt werden.
Die EU will die Grenze zwischen ihrem Mitglied Irland und dem britischen Nordirland unbedingt offenhalten, um neue politische Spannungen in der ehemaligen Bürgerkriegsregion zu vermeiden. Zum Schutz des Binnenmarkts müsste es aber wohl Kontrollen geben.
Nächster Stichtag für Großbritannien ist der 12. April
Nach derzeitiger Planung soll Großbritannien die EU am 12. April verlassen. Sollte bis dahin weder der im vergangenen Jahr vereinbarte Austrittsvertrag noch eine Alternative beschlossen sein, droht ein ungeordneter Austritt. (dpa/ag)