Es rappelt in der Box

Wenn der Paketmann zweimal klingelt, klingelt er vielleicht noch ein drittes Mal. Wenn sich die Tür dann nicht öffnet, nimmt er das Paket wieder mit. Das ist ärgerlich für den Empfänger, der seine Sendung haben will, und für den Paketdienst. Denn jeder Zustellversuch kostet Geld. Die Lösung sehen viele in den Paketboxen, in die der Paketfahrer die Sendung deponieren kann, auch wenn die Hausherren nicht zu Hause sind. Die Deutsche Post DHL bietet einen solchen Paketkasten seit Kurzem an. Ausschließlich für die eigenen Pakete. Die Zeit ist knapp Um einen offenen Wettbewerb zu gewährleisten, setzt sich der Bundesverband Kurier-Express-Postdienste (BdKEP) für ein anbieteroffenes Paketboxsystem ein. "Wir müssen jetzt handeln, denn in 24 Monaten hat es jemand anderes gemacht und beherrscht den Markt", sagte Andreas Schumann, Vorsitzender des BdKEP. Deshalb versammelte der KEP-Verband Ende Juni rund 50 Vertreter von Verbraucherplattformen, Händlern, Paketbox-Herstellern und Logistikdienstleistern, um in einem Workshop in Berlin gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. Der Workshop war Teil der vom BdKEP gestarteten Initiative Open Postal Alliance. "Offene Paketbox-Systeme sind nur dann möglich, wenn die Beteiligten zusammenarbeiten und so den Markt selbst gestalten", appellierte Schumann an die Anwesenden. "Das ist leider für manche Marktteilnehmer noch eine unüberwindbare Hürde". Die Deutsche Post DHL signalisierte Gesprächsbereitschaft. "Wir sind offen für Diskussionen und schauen uns an, was es an offenen Möglichkeiten gibt", sagte Ramin Benz, Teamleiter Produktmanagement Empfängerkunden bei DHL Paket Deutschland. Das sei jedoch nur eine offene Haltung, kein Versprechen. Die KEP-Dienste United Parcel Service (UPS), Hermes und Dynamic Parcel Distribution (DPD) hatten keine Vertreter zu dem Workshop geschickt. Wie genau die gemeinsame Lösung aussehen soll, konnten die Anwesenden in dem Workshop noch nicht beantworten. "Wir konnten kein neues Wissen in diesem ersten Treffen generieren, aber erreichen, dass die verschiedenen Stakeholder beginnen, sich auszutauschen", sagte der Verbandsvorsitzende Schumann. Ein wettbewerbsoffenes System soll es aber sein, da waren sich die Workshop-Teilnehmer einig. Das heißt einerseits, jeder Logistikdienstleister darf seine Sendungen dort unterbringen. Aber auch für die Hersteller der Boxen soll der Markt frei bleiben und kein bestimmter Anbieter den Vorzug erhalten. "Wir müssen die verschiedenen Systeme unter einen Hut bringen und Schnittstellen bilden", fasste Schumann die Diskussion zusammen. Ist die gemeinsame Box noch frei? Für dieses gemeinsame System braucht es Standards. Nicht nur, was die Boxen selbst betrifft. Damit ein offenes Paketbox-System erfolgreich sein kann, ist eine gemeinsame Datenplattform unumgänglich, da waren sich die Teilnehmer überwiegend einig. Dort sollen die begleitenden Daten zu Empfängern, Versendern, Logistikern und Paketboxen selbst zusammenlaufen. So weiß der Zusteller, ob die Box, in die er liefern will, überhaupt noch frei ist. Welche Möglichkeiten es für diese Standards konkret gibt und wie man das Projekt angehen kann, sollen kleine Arbeitsgruppen in den nächsten Wochen ausloten. Anfang September wollen die Teilnehmer dann wieder in großer Runde zusammenkommen, um über die praktische Umsetzung des offenen Paketbox-Systems zu sprechen.