Interview: "Es gibt noch unglaubliche Unsicherheiten"

Welche Marktchancen für Drohnen sehen Sie in der Kurier-, Express- und Paketbranche? Sebastian Stütz: Aktuell und in mittlerer Zukunft wird man nur in ziemlichen Spezialfällen über eine Nutzung nachdenken können. Das liegt zum einen an der Technik und zum andern daran, dass wir im Augenblick einen sehr restriktiven rechtlichen Rahmen haben. So muss das Flugobjekt zum Beispiel immer in Sichtweite seines Bedieners sein. Das erlaubt derzeit nur einige Nischenanwendungen. Die EU will diesen Markt ja regulieren. Wie würde es dann aussehen? Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass solche Dienste nur eine Erweiterung des Angebots eines Expressdienstleisters nach oben sein können. Sie können damit einen Stundenversand anbieten. Der Anteil der Sendungen, der in Deutschland durch Kuriere oder 9-Uhr-Express-Sendungen transportiert wird, ist in Relation zum Gesamtaufkommen recht klein, die Preise pro Sendung um ein Vielfaches höher als bei Standardsendungen. Damit ist das Marktpotenzial für Drohnenlieferungen begrenzt, zumal etwa im Fall von Amazon vorrangig Privatkunden im Fokus stehen, die seltener zum Expressversand greifen. Welche Probleme sehen Sie darüber hinaus? Sie haben vom Versandzeitpunkt bis zum Empfang unglaubliche Unsicherheiten. Allein die Möglichkeit, die Drohne beziehungsweise deren Ladung kurz nach dem Start oder beim Landeanflug mit einfachen Mitteln unbefugt abfangen zu können, ist ein Sicherheitsrisiko. Die Transportkette muss abgesichert sein. Ein Kurierfahrzeug mit Fahrer bietet für eine Sendung besseren Schutz. Vor allem bei sensibler Fracht ist das ein Problem. Wenn bekannt würde, über welche Flugrouten sich ein Krankenhaus mit Medikamenten versorgen lässt, wäre das ein Einfallstor für Verbrecher. Letztlich ist auch die nachvollziehbare Übergabe ein Problem. Sie können bei einer Drohne den Empfang nicht so einfach quittieren wie bei einem Zusteller aus Fleisch und Blut. Gibt es trotzdem Potenziale? Ja, im innerbetrieblichen Transport. Wenn Sie eilige Ersatzteile auf einem großen Firmengelände transportierten müssen, könnten Sie feste Flugrouten einrichten und autonome Fluggeräte einsetzen.

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