Eindeutiges Veto für den Lang-Lkw

Der Lang-Lkw ist einer der umstrittensten Projekt von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt. Umstritten ist er deshalb, weil vor allem die Bahnverbände vehement Politik gegen den Lang-Lkw machen. An deren Spitze die Allianz pro Schiene, die den Lang-Lkw gerne als Mega-Truck oder Riesen-Lkw bezeichnet und mit verschiedenen Aktionen, Studien oder Umfragen in der breiten Öffentlichkeit bekämpft. Umstritten ist der Lang-Lkw aber auch deshalb, weil in dieser Frage seit Jahren eine Entscheidung aussteht. Dobrindts Vorgänger, Peter Ramsauer, hatte 2012 einen fünfjährigen Feldversuch zum Lang-Lkw etabliert, der jetzt zum Jahresende ausläuft. Auch Dobrindt will den Regelbetrieb Zumindest bei Dobrindt konnten die Lobbyverbände der Bahn mit ihren Protesten nicht punkten. Vor zwei Wochen hatte der Minister verkündet, dass sein Haus die Verordnung für den Regelbetrieb des Lang-Lkw bereits fertiggestellt habe. Allerdings war zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch unklar, wie ein solcher Regelbetrieb aussehen soll. Sicher ist hingegen: Mit Einschränkungen für den Lang-Lkw ist zu rechnen, technisch oder bezogen auf den Strecken, wo das Fahrzeug fahren darf. Die Ergebnisse einer Exklusiv-Umfrage, die die VerkehrsRundschau mit Unterstützung der Unternehmensberatung BearingPoint bei dem Meinungsforschungsinstitut Kleffmann in Auftrag gegeben hat, zeigt, wie sich das Logistikgewerbe einen Einsatz vorstellen könnte. Wenig verwunderlich, dass die Mehrheit der Befragten unter den Logistikdienstleistern und Verladern sich dafür ausspricht, den Feldversuch Lang-Lkw in einen Regelbetrieb zu überführen (siehe Grafik unten). Allerdings fällt die Zustimmung nicht uneingeschränkt positiv aus: Bei den Logistikdienstleistern befürworten 72,4 Prozent den Regelbetrieb, immerhin 16,0 Prozent sprechen sich dagegen aus. Bei den Verladern fällt das Ergebnis eindeutiger aus: 77,0 Prozent plädieren für den Regelbetrieb und 13,2 Prozent legen ein Veto ein. Die größere Zurückhaltung bei den Dienstleistern lässt sich womöglich damit erklären, dass sie befürchten, in eine neue Technik investieren zu müssen, ohne zu wissen, ob dieser Mehraufwand auch von den Verladern honoriert wird. Die Logistikbranche ist also keineswegs ein uneingeschränkter Befürworter des Lang-Lkw. Zurückhaltung bei den Investitionen Die weiteren Ergebnisse zeigen, dass Anbieter wie auch Auftraggeber des Transports das Fahrzeug eher nüchtern und damit auch durchaus pragmatisch beurteilen: Denn eine breite Zulassung auf dem gesamten Straßennetz wünscht sich nur eine Minderheit (8,7 Prozent der Dienstleister; 14,8 Prozent der Verlader). Vielmehr lautet die favorisierte Variante (26,1 Prozent der Dienstleister, 31,1 Prozent der Verlader): freie Fahrt für den Lang-Lkw auf der Autobahn, während auf dem nachgeordneten Straßennetz es grünes Licht nur auf genehmigten Strecken geben soll. Und wenn die Lobby-Vertretungen der Bahnen der Öffentlichkeit vermitteln möchte, dass mit einem Regelbetrieb künftig nur noch "Mega-Trucks" auf Deutschlands Straßen unterwegs sind, dann stimmt das zumindest nicht mit den Aussagen derjenigen überein, die diese Fahrzeuge kaufen und einsetzen oder von ihren Dienstleistern deren Einsatz fordern. Auf die Frage: "Werden Sie in Lang-Lkw investieren?" (mehrere Antworten möglich), gibt jeder zweite Transportdienstleister (49,3 Prozent) an, dass er gar keine Transporte hat, die für den Einsatz von Lang-Lkw geeignet sind. 11,6 Prozent antworten mit "nein", weil die begrenzte Einsatzfähigkeit der Fahrzeuge die Flexibilität einschränkt. Weiteren 10,1 Prozent ist der Aufwand für das technische Equipment zu hoch. 7,3 Prozent wollen dann investieren, wenn Lang-Lkw auf allen Autobahnen und Bundesstraßen zugelassen sind. Und weitere 7,3 Prozent antworten mit "Ja", wollen aber vorher die weitere politische Entwicklung beobachten. 2,9 Prozent haben bereits in einen Lang-Lkw investiert oder wollen dies noch tun. Auch bei den Auftraggebern lässt sich keine Euphorie für den Lang-Lkw feststellen. Auf die Frage: "Werden Sie den Einsatz von Lang-Lkw prüfen/in Ausschreibungen einbeziehen?", antworten die meisten (44,3 Prozent): Nein, wir haben keine Transporte, für den sich der Einsatz von Lang-Lkw eignet. Immerhin beantworten 23,0 Prozent der Verlader diese Frage mit "Ja": 16,4 Prozent allerdings mit der Einschränkung, dass sie die weitere politische Entwicklung noch erst beobachten wollen. Und die anderen 6,6 Prozent verbinden dieses "Ja" mit der Bedingung, dass der Lang-Lkw auf allen Autobahnen und Bundesstraßen zugelassen wird. Verlader reagieren abwartend 9,8 Prozent der Verlader sind da schon konkreter und wollen ihre Dienstleister bitten, den Transport per Lang-Lkw zu prüfen. Und 3,3 Prozent haben ihre Dienstleister bereits darauf hingewiesen, dass sie Transporte mit dem Lang-Lkw abwickeln wollen. Sollte also der Regelbetrieb für den Lang-Lkw kommen, ist davon auszugehen, dass aus den derzeit überschaubaren 159 im Einsatz befindlichen Fahrzeugen nicht plötzlich eine Flut von Lang-Lkw in Deutschland wird. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Lang-Lkw" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Die Frage des Quartals Jedes Quartal befragt die VerkehrsRundschau Unternehmen zu aktuellen Themen aus der Logistikbranche. In diesem Quartal haben Fach- und Führungskräfte von 69 Logistikdienstleistern und 61 Verladern an der vom Marktforschungsinstitut Kleffmann durchgeführten Untersuchung teilgenommen. Unterstützt wird die Frage des Quartals von der Unternehmensberatung BearingPoint. cd

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