Ein Wechsel mit Happy End

Zehn Jahre lang war FKL Fenthols Kontraktlogistik in Leipzig, Tochterfirma des Speditions- und Logistikunternehmens Fenthol & Sandtmann (Fenthols), für Porsche als Dienstleister tätig und hatte für den Automobilhersteller die kompletten Umschlagsaktivitäten in der Beschaffungslogistik vor dem Werk in Leipzig gehändelt - inklusive der täglichen Ver- und Entsorgung jedes Lieferanten (siehe Kasten Seite 9). Doch im Juli 2019 endete diese Zusammenarbeit, weil Porsche sein Konzept des externen Umschlagspunkts aufgab und nun den Umfang in geänderter Form inhouse abwickelt. Jährlich rund 8,5 Millionen Euro Umsatz brachen damit für FKL in der Kontraktlogistik weg, erzählt Carsten Ehrig, Geschäftsführer von Fenthols. 58 Mitarbeiter musste FKL deshalb abbauen. Und es hätte noch mehr Mitarbeiter treffen können. Doch Christian Krause, Geschäftsführer FKL Fenthols Kontraktlogistik, und seine Kollegen schafften die Trendwende und konnten mit Spiele Max, einen Spielartikelhändler mit deutschlandweit über 70 Filialen, einen wichtigen Neukunden für FKL gewinnen. Das Besondere an diesem Coup war aber vor allem das Timing, die Schnelligkeit, mit der dem Unternehmen der Wechsel von Porsche auf Spiele Max gelang. "Wir haben am 12. Juli 2019 bis um 22.00 Uhr die logistischen Prozesse für Porsche abgewickelt, die Halle durchgekehrt, um 6.00 Uhr morgens mit dem Aufbau einer Regalanlage mit über 4000 Stellplätzen begonnen, und drei Tage später starteten wir die Abwicklung der Spiele-Max-Sendungen", erinnert sich Ehrig stolz. "Da gab es fast keinen zeitlichen Versatz." Natürlich sei ein Quäntchen Glück dabei gewesen, dass just in dieser Phase der Spielartikelhändler für sein Deutschland-Geschäft einen Logistikpartner gesucht habe. "Letztlich hat Spiele Max aber unser hohes Know-how in puncto Qualität und Prozesssicherheit überzeugt, das wir durch die Zusammenarbeit mit Porsche in den letzten zehn Jahren aufgebaut hatten. Das hat uns gerettet", betont Geschäftsführer Krause. Denn an das Risiko- und Qualitätsmanagement stelle das Unternehmen sehr hohe Anforderungen. Als langjähriger Automobiler weiß er aber, wie die Automobilbranche tickt. "Diese Prozessdenke, etwa das Just-in-time-Prinzip und diverse Qualitätssicherungs-Standards, haben wir für Spiele Max auf die Konsumgüter- und Handelsbranche übertragen." Paletten bauen ist wie Tetris spielen Aufgabe von FKL Kontraktlogistik ist es, für das Handelsunternehmen die über 3500 Artikel der weltweiten Lieferanten am FKL-Standort in Leipzig nach entsprechender Qualitätskontrolle zu vereinnahmen, zu lagern, diese zu disponieren und bei Abruf durch Spiele Max so zu kommissionieren und zu avisieren, dass die Waren binnen weniger Stunden nach Bestellung deutschlandweit in den 70 Filialen des Spielzeughändlers ausgeliefert werden können. Bis zu 240 Paletten sind laut Krause täglich im Ausgang, nur die Distribution der Paletten erfolgt noch über einen Hausspediteur, den Spiele Max selbst koordiniert. "Damit dieser gesamte Prozess reibungslos, fehlerlos und schlank funktioniert, auch in absoluten Peak-Zeiten wie vor Weihnachten, braucht es absolut saubere Daten", weiß Krause. Und das fängt bei ihm schon im Wareneingang an. "Paletten bauen ist wie Tetris - dazu braucht es viel räumliches Vorstellungsvermögen und saubere Daten." So könne man aus unterschiedlichen Artikeln wie etwa einem Spielsand-Sack, einem Bobbycar und Legosteinen nur dann eine tragfähige Palette bauen, wenn die Abmessungen und Gewichte der einzelnen Kartonagen schon im Wareneingang präzise vermessen und im DV-System erfasst wurden. Interessanterweise nutzt FKL dafür nicht das automatisierte Vermessungs- und Wiegesystem von Apache - sondern Mitarbeiter im Wareneingang, die die eingehenden Kartonagen wiegen und vermessen. "Menschen sind nun einmal schneller und flexibler", sagt er. "Ansonsten arbeiten wir aber komplett systemgeführt", betont der Geschäftsführer. "Papier gibt es bei uns nur an einer Stelle im Wareneingang, das ist unser Warenannahmeprotokoll für den Fahrer, und an einer Stelle im Warenausgang - das ist der Lieferschein an den Paletten." Ansonsten laufe der gesamte Prozess komplett digital ab. Eine weitere Besonderheit: FKL leistet sich zwei redundante IT-Server. "Fällt einer aus, springt sofort der zweite ein, ohne dass es unsere Mitarbeiter merken", erklärt er. "Zusätzlich können wir, falls einmal beide IT-Server ausfallen sollten, an unserem Leipziger Standort den kompletten Wareneingang und den Lagerbestand analog steuern. Denn alle Daten über den Mailverkehr zwischen dem Kunden und Fenthols werden auf vier Rechnern zusätzlich lokal gespeichert. "Für jeden Prozess gibt es mindestens einen Plan B", betont er. "Unser logistischer Worst Case wäre es, wenn im Vorweihnachtsgeschäft Tausende Spielsachen ziellos in unserem Lager herumstehen." Dank des eigenen Risikomanagementsystems könne FKL garantieren, dass so ein Fall nicht eintritt und die bis zu 4000 Paletten und 3500 Artikelnummern jederzeit kommissioniert werden können. Was aber ist das Erfolgsgeheimnis, dass das FKL-Team den Switch von Porsche auf Spiele Max in der Logistik in so kurzer Zeit geschafft hat? "Wir setzen uns an jeder ,Schnittstelle' im Prozess mit den jeweils möglichst besten Spezialisten zusammen und definieren mit diesen einen Prozess", verrät Krause. "Der Prozess bestimmt, wie wir weiter vorgehen, welche Infrastruktur und welche IT wir einsetzen, um den Prozess umzusetzen. Bei uns ist es also nicht so", sagt er und lacht, "dass die IT den Prozess bestimmt." Und worauf ist Krause im Rückblick besonders stolz? "Vor allem auf meine Mitarbeiter und ihr Engagement", lobt er. Alle hätten in dieser schwierigen Phase an einem Strang gezogen, auch die, die FKL im Sommer 2019 leider verlassen mussten. Sonst wäre der Wechsel von Porsche auf Spiele Max nicht so schnell und reibungslos verlaufen. Seine Erfahrung bei alledem: "Mit der richtigen Mentalität und Willen im Team kann man alles meistern!" Nur so hätten es die beiden Projektteams in drei Monaten geschafft, die IT für Spiele Max komplett neu aufzusetzen - inklusive aller nötigen Schnittstellen. FKL nutzt hier die Lagerverwaltungssoftware Dilos von Log:it sowie das selbst programmierte Zeitfenster-Managementsystem "LE-T Manager". "Das klappte deshalb so gut, weil wir auf Spezialisten aus dem eigenen Haus zurückgreifen konnten." Für Geschäftsführer Ehrig steht zudem fest: "Es hat sich ausgezahlt, dass wir eine super Kommunikation hatten." Geholfen habe auch, resümiert er, dass man mit Spiele Max, ebenfalls einem Mittelständler, auf Augenhöhe habe sprechen können. "Wir konnten so fast alle Probleme im Vorfeld unseres Go-Live klären und gemeinsam lösen." Mehr zum Thema finden Sie unter #Kontraktlogistik www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Lange Jahre war Porsche für FKL Fenthols Kontraktlogistik, Tochter von Fenthol & Sandtmann, einer der wichtigsten Kunden. Doch dann brach dieser bei FKL in der Kontraktlogistik weg. Wie dem Logistikunternehmen der Turnaround gelang, zeigt der Artikel. Daten und Fakten - Fenthol & Sandtmann Das 1827 gegründete Speditions- und Logistikunternehmen Fenthol & Sandtmann (Fenthols) hat Standorte in Hamburg, Leipzig, Dresden und Frankfurt/Main. 2019 beschäftigte Fenthols 600 Mitarbeiter, die insgesamt rund 130 Millionen Euro Umsatz erwirtschafteten. 2011 übernahm die Raben Group 50 Prozent an Fenthols; im November 2019 übernahm Raben das Unternehmen dann komplett. Am Standort Leipzig, Sitz der Tochter FKL Kontraktlogistik, sind heute 20 Mitarbeiter beschäftigt. Die Lagerhalle umfasst dort über 5000 Quadratmeter und 20 Regalreihen mit einer Kapazität von 4057 Netto-Palettenplätzen. Täglich verlassen 365 Tonnen Teil- und Komplettladungen die Halle. eh

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