Ein heikler Test

Ist der Bewerber wirklich so gut, wie er sich verkauft? Um das zu testen, laden auch Transport- und Logistikunternehmer mitunter zur Probearbeit ein. Ein oder wenige Tage Schnuppern im Betrieb, um sich kennenzulernen, ist erlaubt - ohne gegenseitige Rechte und Pflichten und ohne Bezahlung. Allerdings müssen Unternehmer einige Spielregeln beachten, sonst wird aus den Schnuppertagen schnell ein Arbeitsverhältnis. Die VerkehrsRundschau beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema. Wann ist unbezahlte Probearbeit allgemein erlaubt? Probearbeitstage dienen dem Zweck, sich vor Abschluss eines Arbeitsvertrags gegenseitig zu prüfen. Bewerber lernen die betrieblichen Abläufe, ihre künftigen Aufgaben und die Kollegen kennen. Der Arbeitgeber sieht, ob der Kandidat ins Team passt, und testet seine Eignung für den Job, wenn dieser kleinere Arbeiten erledigt. Entscheidend ist, dass alles auf freiwilliger Basis geschieht. Der Bewerber muss weder Arbeitszeiten einhalten, noch darf der künftige Chef ihn anweisen, bestimmte Aufgaben zu erledigen, für die Kollegen Gehalt beziehen. Probearbeiter laufen nur mit und sind keine kostenlose Arbeitskraft. Wie lange darf die Probearbeit dauern? Das ist gesetzlich nicht geregelt. Allerdings heißt das nicht, dass alles erlaubt ist. "Je länger die Probearbeit dauert, desto mehr spricht für ein Arbeitsverhältnis", sagt Johannes Schipp, Partner und Fachanwalt für Arbeitsrecht der Kanzlei T/S/C in Gütersloh. Üblich ist ein Probetag im Betrieb. "Denkbar sind auch mehrere Tage, wenn Aufgaben, die der Kandidat künftig übernehmen soll, nur an bestimmten Wochentagen anfallen", ergänzt der Fachmann. "Dann ist es aber besser, der Bewerber kommt nur für ein paar Stunden." Kürzere Zeiträume sind von Vorteil. Wer Jobanwärter länger als eine Woche unbezahlt zur Probe arbeiten lässt, bewegt sich rechtlich auf dünnem Eis. Wann kommt - ungewollt - ein Arbeitsvertrag zustande? Genau in einem solchen Fall, wenn Unternehmer Bewerber über einen längeren Zeitraum für sich arbeiten lassen. Experten sprechen bei der Probearbeit von einem Einfühlungsverhältnis. Der Kandidat soll erfahrenen Kollegen über die Schulter schauen und nur kleinere, zeitlich begrenzte Aufgaben erledigen. Lkw-Fahrer, die zur Probe arbeiten, sitzen etwa auf dem Beifahrersitz und dürfen zwischendurch mal rangieren, um zu zeigen, dass sie das können. "Schicken Spediteure den Fahrer aber alleine los, um eine komplette Schicht zu fahren, ist das keine Probearbeit mehr", stellt Arbeitsrechtsexperte Schipp klar. In der Praxis gibt es aber auch andere Fälle. Steuern sie den Lkw selbst und müssen beoder entladen, können Fahrer vor Gericht - auch ohne schriftlichen Vertrag - eine Bezahlung für die geleistete Arbeit verlangen. Solche Fälle entscheiden Richter meist zugunsten der Bewerber. Sie werten dies als stillschweigenden Abschluss eines Arbeitsvertrags. Was bedeutet das? Auch ohne schriftlichen Vertrag besteht ein Arbeitsverhältnis, das nur unter Einhaltung der gesetzlichen Kündigungsfristen wieder aufgelöst werden kann. "Eine Befristung würde nicht greifen, weil sie vorher nicht schriftlich vereinbart wurde", weist Schipp auf die Risiken hin. Ein Unternehmen, das die Probearbeit überstrapaziert hat, muss mindestens vier Wochen Lohn zahlen. Sollten Arbeitgeber Probearbeiter bezahlen? Nein. Wer eine Vergütung vereinbart, riskiert, dass Richter Probetage als Arbeitsverhältnis werten. Unternehmen übernehmen in der Regel die Fahrtkosten. "Es empfiehlt sich, eine schriftliche Vereinbarung über den Probearbeitstag zu schließen", sagt Schipp. Wer eine Aufwandsentschädigung zahlt, sollte darin festhalten, dass dies keine Vergütung für geleistete Arbeit darstellt. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Arbeitsrecht" www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Probearbeit ist ein etabliertes Instrument am Arbeitsmarkt, damit sich Unternehmer und Bewerber kennenlernen. Es gibt dabei enge Grenzen. Wer als Chef zu weit geht, muss dem Kandidaten einen Lohn für ein reguläres Arbeitsverhältnis zahlen, das stillschweigend zustande gekommen ist. Fallstricke bei Probearbeiten Verrichtet ein Bewerber die gleichen Tätigkeiten wie Festangestellte, ist in die betrieblichen Abläufe integriert und erhält Arbeitsanweisungen, werten Richter dies als stillschweigenden Abschluss eines Arbeitsvertrags.- Fallstrick 1: Lkw-Fahrer, die zur Probe arbeiten, dürfen nicht selbst Touren fahren oder be- und entladen. Eine zweiwöchige Tätigkeit als Kraftfahrer einer Spedition nach Tourenplänen begründet ein Arbeitsverhältnis (LAG Schleswig-Holstein, Urteil vom 17.3.2005, Az. 4 Sa 11/05).- Fallstrick 2: Durch Probearbeitstage von acht Stunden mit vorgegebenen Arbeitsabläufen kommt ein Arbeitsvertrag zustande. Eine dreitägige Mitarbeit im Callcenter ist kein "Einfühlungsverhältnis" mehr (LAG Düsseldorf, Urteil vom 6.7.2007, Az. 9 Sa 598/07).- Fallstrick 3: Festgelegte Schichten und das Tragen von Berufskleidung sprechen für ein Arbeitsverhältnis. Ein dreitägiger Einsatz in der Vormittagsschicht einer Bäckerei in Berufskleidung ist keine Probearbeit (LAG Baden-Württemberg, Urteil vom 25.4.2007, Az. 13 Sa 129/05). sah

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