Ein Gedächtnis für die Branche

Bauchgefühl ist eine feine Sache. Wer sich auf seine Intuition verlassen kann, trifft auch ohne Nachdenken die richtigen Entscheidungen. Im Hinblick auf die Rechtssicherheit in der Logistik hilft die innere Stimme aber nicht weiter. Zu groß ist die Anzahl der Faktoren, die von Fuhrpark-, Verkehrs- und Logistikleitern regelmäßig geprüft und überwacht werden müssen. Selbst wenn es nur um den eigenen Fuhrpark geht, ist der Mensch schnell überfordert. Das gilt erst recht, wenn neben den eigenen Lkw auch noch Subunternehmer ins Spiel kommen, für die man als Auftraggeber eine Mithaftung übernimmt. Wer zum Beispiel einen Transporteur ohne gültige EU-Lizenz beauftragt, kann mit Geldbußen von bis zu 200.000 Euro und einem Eintrag in das Bundeszentralregister bestraft werden. Jährliche Prüfung reicht nicht Dass es sich hierbei nicht um theoretische Drohgebärden handelt, haben einige Spediteure und Verlader bereits zu spüren bekommen. Herbert Stöckl kann ein Lied davon singen. Der Logistikleiter der Pfeifer Gruppe beschäftigt rund 300 bis 400 Transportunternehmen, für deren Rechtssicherheit er laut Güterkraftverkehrsgesetz mitverantwortlich ist. Stöckl muss sicherstellen, dass alle Frächter über gültige Güterschaden-Haftpflichtversicherungen, EU-Lizenzen, Nachweise der Gewerbeanmeldung sowie eine Selbstauskunft zur Zahlung des Mindestlohns verfügen. Sämtliche Dokumente müssen regelmäßig abgefragt werden - eine jährliche Prüfung reicht nicht aus. "Innerhalb von zwölf Monaten kann viel passieren", weiß Stöckl. Im konkreten Fall fuhren zwei der von Pfeifer beauftragten Transporteure ohne gültige EU-Lizenz, was bei Straßenkontrollen aufflog. Das Resultat war eine Strafandrohung von 130.000 Euro sowie ein Eintrag im Bundeszentralregister. Während die förmliche Vorstrafe nicht abgewendet werden konnte, ließen sich die Behörden bei der Geldbuße herunterhandeln. Mit so viel Entgegenkommen kann das österreichische Unternehmen aber kein zweites Mal rechnen. Stöckl war alarmiert. Auf der Suche nach einem Frühwarnsystem wurde er auf das Compliance Management System (CMS) FUMO aufmerksam, das sich auf die Transportbranche spezialisiert hat. Ein CMS stellt sicher, dass Regelverstöße verhindert und die entsprechenden Risiken rechtzeitig erkannt werden. FUMO ist ein webbasiertes System, dass alle an der Haftung beteiligten Partner entlang der Transportkette miteinander vernetzt. "FUMO hat uns von Anfang an gefallen", erinnert sich der Logistikleiter, der die Betreiber der Plattform zunächst mit einem FUMO-Profile Check beauftragt hatte. "Das war eine gute Entscheidung, denn dabei wurde ein weiterer schwerer Verstoß festgestellt. Einer unserer Frächter hatte vom Einzelunternehmen zur GmbH umfirmiert, aber im gleichen Zuge keine neue EU-Lizenz beantragt", erklärt Stöckl. Das Haftungsrisiko konnte danach umgehend aus der Welt geräumt werden. Alarm für alle Beteiligten Inzwischen hat Stöckl seine Transporteure verpflichtet, die gesetzlich geforderten Dokumente in ihren öffentlichen FUMO-Profilen hochzuladen und auf Plausibilität prüfen zu lassen. Alle Unterlagen werden so über eine zentrale Stelle gepflegt und sind für alle Geschäftspartner - unabhängig von FUMO - jederzeit abrufbar. Transportunternehmer haben den Vorteil, dass sie ihre Dokumente nur einmal an einem zentralen Ort speichern müssen und so bei mehreren Auftraggebern kein Mehrfachaufwand entsteht. Analog zu den Erwartungen des Gesetzgebers schreibt das "FUMO-Profile" eine sechsmonatige Prüffrequenz vor. "Wenn zwischendurch ein Unternehmer umfirmiert und dadurch die EU-Lizenz ungültig wird, können wir unsere Sorgfalt nachweisen und sind entlastet", erklärt Stöckl. Im FUMO-Cockpit hat Stöckl alle Profile seiner angeschlossenen Transportunternehmer im Blick. Ein Ampelsystem zeigt ihm sofort, wenn einzelne Unternehmer nicht mehr alle gesetzlichen Anforderungen erfüllen. Die Ampel springt von Grün auf Gelb, sobald eines der in FUMO hochgeladenen Dokumente innerhalb der nächsten Wochen ungültig wird. In dieser Phase werden alle Beteiligten alarmiert und können rechtzeitig reagieren. Auf Rot springt die Ampel, wenn die Frist endgültig abgelaufen ist. Je nach Bedarf können Verlader weitere Dokumente vorschreiben und definieren, die auf gleiche Weise mithilfe von FUMO verwaltet und überwacht werden. Der Frischelogistikdienstleister Culina Logistics verlangt von seinen rund 90 an FUMO angeschlossenen Transportunternehmen zum Beispiel eine IFS-Transportvereinbarung oder ein IFS-Zertifikat. IFS steht für den in der Lebensmittel-Industrie geforderten "International Food Standard", der von Culina als Tochterunternehmen der Unternehmensgruppe Theo Müller, unter anderem Müllermilch, eingehalten werden muss. Neben dem FUMO-Cockpit kommt bei Culina der FUMO-Monitor zum Einsatz: Das Modul überwacht den eigenen Fuhrpark, denn bei Culina spielt Werkverkehr eine große Rolle. Zu den 60 eigenen Lkw kommen weitere 31 Fahrzeuge der Emhage Transportgesellschaft, die innerhalb der Müller-Gruppe die Distribution der Feinkost-Sparte mit dem Unternehmen Homann sicherstellt. Der FUMO-Monitor arbeitet ebenfalls nach dem Ampel-Prinzip und erinnert den Verkehrsleiter an anstehende Hauptuntersuchungen, Tachografen-Unterweisungen, Führerscheinkontrollen oder Arbeitssicherheits-Schulungen. "FUMO vereinfacht das Überwachen der eigenen Rechtssicherheit sowie die Rechtskonformität der eingesetzten Spediteure und Transportunternehmen ebenso wie das Verwalten unseres Fuhrparks durch eine rechtssichere und einfache Kontroll- und Dokumentationsmöglichkeit", sagt Stephan Kohne, der bei Culina Logistics als Operations- und Verkehrsleiter das operative Geschäft verantwortet. Vor der Einführung von FUMO habe man sämtliche Fristen mithilfe von Excel-Listen überwacht. "Das automatische und rechtzeitige Erinnern an Termine ist neben dem umfangreichen Formularwesen und der Aktualisierung zu gesetzlichen Regelungen und Änderungen einer der größten Vorteile von FUMO", so Kohne. Ein zusätzlicher Pluspunkt von FUMO seien die regelmäßigen Software-Updates, die alle Änderungen der gesetzlichen Pflichten berücksichtigen. Für die Vollständigkeit und die richtige Umsetzung sorgt ein Expertenrat aus Polizisten, Juristen und Branchenkennern, der für FUMO Solutions tätig ist. "Diese Instanz sorgt dafür, dass wir immer auf Grundlage der aktuellen Rechtslage arbeiten", betont Matthias Berl, der bei Culina Logistics den kaufmännischen Bereich verantwortet. Compliance als Schaufenster nutzen Berl war im Rahmen einer Messe auf FUMO aufmerksam geworden und hatte sich im eigenen Unternehmen für die Einführung der Lösung stark gemacht. "Wir waren uns damals sicher, dass wir rechtssicher arbeiten. Aber das war eben nur ein Bauchgefühl", erinnert sich Berl. Für eine lückenlose Gewissheit wollte Culina neben dem eigenen Fuhrpark auch die beauftragten Spediteure überwachen. Im Januar 2016 starteten Berl und Kohne deshalb mit der Überzeugungsarbeit bei den eigenen Transporteuren. "Wir wollten ausnahmslos alle Unternehmer im System integrieren, damit wir FUMO-Cockpit als zentrale Kontrollplattform nutzen können", betont Berl. Mittlerweile haben 89 Transporteure von Culina und weitere 21 Unternehmer von Emhage ein eigenes FUMO-Profile angelegt, was einer Abdeckung von über 95 Prozent entspricht. Zuvor hatten sich Berl und Kohne detailliert über die Datensicherheit auf der Plattform informiert: "FUMO entspricht hinsichtlich Aufbau und Verwaltung den neuesten Datenschutz-Richtlinien und sorgt damit für ein Höchstmaß an Sicherheit", stellt Berl fest. Dies gelte vor allem im Vergleich zum nach wie vor üblichen Versenden der Dokumente per Mail oder Fax. Die für ein FUMO-Profile anfallenden Kosten von 9,90 Euro pro Monat tragen die Spediteure, die sich mit der öffentlich zugänglichen Seite auch bei anderen Verladern präsentieren können. "Die monatlichen Gebühren für FUMO stehen in keinem Verhältnis zu den hohen Frachtumsätzen", betont Berl, der sich im Zuge der Umstellung von drei Transporteuren getrennt hat, die sich FUMO verweigerten. "Von unseren Partnern erwarten wir, dass sie mit uns gemeinsam in die Zukunft gehen und zu den entsprechenden Investitionen bereit sind", so Berl. Eine ähnliche Ansicht vertritt auch Simone Götz, Leiterin Zentrale Dienste der Jura Spedition. Das Tochterunternehmen des Holzwerkstoff-Produzenten Pfleiderer arbeitet mit rund 150 Transportunternehmen zusammen. "Wir wollen, dass alle unsere Transporteure ein FUMO-Profil anlegen", plant Götz, die im ersten Schritt die "Top 30" der Unternehmer überzeugen will. Damit würde bereits ein Großteil des Risikos abgedeckt. Ihrer Meinung nach werde sich FUMO mittelfristig als Branchenstandard entwickeln: "Das System wird mal so selbstverständlich werden wie Transporeon." Dafür würden schon "wie damals die innovativen Verlader sorgen, die angesichts drohender Strafen auf Rechtssicherheit angewiesen sind". Speditionssoftware kann das nicht Oliver Huber, Geschäftsführer der Spedition Huber, hat bereits ein FUMO-Profil angelegt und freigeschaltet. Die Rosenheimer fahren mit 32 Kühlzügen unter anderem auch für einen Verlader, der ebenfalls auf FUMO setzt. Aus der vom Auftraggeber verordneten Pflicht zum Anlegen eines Profils machte Huber eine Tugend: Zusätzlich zu den geforderten Dokumenten stellt der Spediteur zum Beispiel seine Fuhrpark-Check Zertifikate zur Verfügung. Außerdem verweist Huber in jeder E-Mail-Signatur auf sein Profil und nutzt es so zu Werbezwecken. Mittlerweile verwaltet das Unternehmen sogar seinen eigenen Fuhrpark mit dem FUMO-Monitor. An dem System schätzt Huber vor allem die Transparenz sowie die hohe Datenverfügbarkeit über jeden Computer mit Internetanschluss. "Auch unser Werkstattleiter kann sich im FUMO-Monitor jederzeit über die anstehenden Arbeiten informieren", sagt der Unternehmer. Die in FUMO gebotene Vielfalt überzeugte auch Erwin Stöhr, Geschäftführer von Stöhr Logistik. Er betreibt eine Flotte von 130 ziehenden und 250 gezogenen Einheiten. Neben dem Fuhrpark verwaltet Stöhr auch anstehende Fahrerschulungen, Gefahrgutscheine, Fahrerkarten, Führerscheindaten, Rolltore und vieles mehr mittels des FUMO Monitors. Zuvor habe er vergeblich versucht, die gewünschten Kontrollfunktionen in seine Speditionssoftware zu integrieren. Das Anlegen eines FUMO-Profils habe bislang jedoch noch kein Verlader von ihm verlangt. Er fände es aber gut, wenn sich FUMO als Branchen-Standard etablieren würde. Erwin Stöhr ist darauf vorbereitet. Mehr zum Thema im Dossier Unternehmensführung www.verkehrsrundschau.de/dossiers Fumo und VerkehrsRundschau kooperieren Für VR-Abonnenten kostenlos: FUMO-Profil FUMO Solutions wird Kooperations-Partner der VerkehrsRundschau und präsentiert sich im Rahmen der IAA am Messestand des Verlags Heinrich Vogel, der die VerkehrsRundschau herausgibt. Verlader erwarten von ihren Dienstleistern zunehmend, dass sie Compliance Management Systeme nutzen, was für Transportunternehmen mit zusätzlichen Nutzungskosten verbunden ist. Vor diesem Hintergrund ist es für alle Beteiligten von Vorteil, wenn sich am Markt eine gemeinsame Lösung durchsetzt. FUMO könnte sich in der Logistikbranche als standardisiertes Compliance Management System etablieren und die Zusammenarbeit zwischen Verladern, Spediteuren und Transportunternehmern im Hinblick auf die Rechtssicherheit erheblich vereinfachen. Deshalb hat sich die VerkehrsRundschau zu einer Kooperation mit FUMO Solutions entschlossen, in deren Rahmen alle Abonnenten das FUMO Profil sechs Monate lang kostenlos nutzen können. Mit dieser Initiative will die VerkehrsRundschau dazu beitragen, einen einheitlichen Branchen-Standard für Compliance Management zu etablieren. Wer sich FUMO einmal live ansehen möchte, hat im Rahmen der IAA dazu Gelegenheit: Der Verlag Heinrich Vogel präsentiert als Kooperationspartner von FUMO Solutions die Lösung in Halle 12 am Stand C26. mw

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