Wettbewerb der Verkehrsträger: Editorial: Wem gehört die Zukunft?

Die von der Politik seit Jahrzehnten geforderte Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Bahn und/oder auf das Binnenschiff ist auch 2015 gescheitert. Bis 2019 wird sich daran nichts mehr ändern. Das ist eine zentrale Botschaft der Mittelfristprognose, die das Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegeben hat (siehe Seite 20). Zunächst mal mag sich die Politik grämen. Aber man kann es ja auch mal umdrehen: Es ist ein Kompliment an den Straßengüterverkehr. Ein Zeichen dafür, dass die Betriebe einen sehr guten Job machen. Doch die Politik wird an dem Ziel der Verlagerung festhalten - alleine schon deshalb, weil auch die Mehrheit der Wähler dies will. Hinzu kommt: Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, muss man davon ausgehen, dass in nicht allzu ferner Zukunft die Verlader auf das Verkehrsmittel setzen, das den geringsten CO2-Ausstoß verursacht - und das sind Stand heute nun mal Bahn und Binnenschiff. Der Trend, der derzeit in der Energiewirtschaft zu beobachten ist - die Kehrtwende weg vom Atom- und Kohlestrom hin zur umweltfreundlicheren Energieerzeugung - wird auch den Transportsektor erfassen und dort von den Verladern ausgehen. Das gilt vor allem für Großunternehmen, die börsennotiert sind: Denn bei Finanzanalysten und Anlegern gewinnt das nachhaltige Wirtschaften immer mehr an Bedeutung. Langfristig holt die Bahn auf Doch der Lkw steht - anders wie voraussichtlich der Atomstrom - nicht vor dem Aus. Im Nah- und Regionalverkehr ist er unersetzlich. Im Fernverkehr bleibt er eine feste Größe, muss sich aber darauf gefasst machen, dass die Bahn an Bedeutung gewinnt. Wann das sein wird, ist schwer vorherzusagen. Nur sollten die Fuhrunternehmer nicht darauf setzen: "Was den Bahnen (und hier vor allem der Deutschen Bahn) jahrelang nicht geglückt ist, wird ihnen auch in Zukunft nicht gelingen." Eine solche Einstellung könnte böse enden. Auch dafür ist die Energiewirtschaft ein Beispiel.

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