Transport- und Logistikverbände: Editorial: Der Traum von der großen Einheit

Und damit auch von der großen Macht. Von den gemeinsamen Stärken unter Beibehalten der jeweiligen Individualität. Den träumten die Väter der Europäischen Union. Im Laufe der Zeit zeigte sich, dass manche Unterschiede schwer überwindbar, manche Gegensätze unübersehbar sind. So bröckelt die EU. Auch anderen Verbünden mit dem Ziel, nach Außen mit einer Stimme aufzutreten, ergeht es ähnlich. Die Verbänderunde Nicht zuletzt rumort es unter den Verbänden des Güterverkehrs. In der Verbänderunde brechen Gräben auf. Der Transportunternehmerverband BGL, der Spediteurverband DSLV, der Verlader- und Wirtschaftsverband BWVL und die Möbelspediteure, organisiert in der AMÖ, haben sich vor geraumer Zeit darauf verständigt, gemeinsame Standpunkte gemeinsam vorzutragen, um so bei der Politik ein größeres Gewicht zu bekommen. Ein Vorhaben, das bereits einige Male aufgegangen ist. Als Nachteil mag gelten: Keiner kann sich den Erfolg ans eigene Revers heften. Im Sinne des gemeinsam Erreichten ist das jedoch scheinbar nicht wichtig. Momentan steht allerdings nicht das Zusammenwirken im Fokus: Nach der letzten Verbänderunde wurde noch nicht einmal mehr eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht. Zu unvereinbar sind die Auffassungen des DSLV und des BGL beim Thema Mindestlohn und internationale Verkehre. Ein neuer Graben ist bei den Regelwerken zu den Geschäftsbedingungen aufgebrochen. Der BGL findet die des DSLV nicht mehr zeitgemäß, der DSLV die des BGL nicht anwendbar, und beide die der Verlader nicht tragbar. Das eint allerdings wieder. Moment, ein Thema haben wir noch, da sieht es momentan noch nach gemeinsamem Standpunkt aus: das Mautharmonisierungsprogramm. Hier fordern alle vier eine eindeutige Stellungnahme der Politik. Was ja schon mal Hoffnung macht. Denn ein Ende der Verbänderunde wäre sicher für niemanden von Vorteil, am wenigsten für die Mitglieder. Letztendlich spricht die Bilanz dann doch für die Einheit. Das gilt für die Verbänderunde genau wie für die EU.