Duisburger Hafen

Duisburger Hafen Asterix bei den Duisburgern Solche Wachstumszahlen ist man eigentlich nur noch aus China gewohnt: Zweistellig soll der Containerumschlag im Duisburger Hafen 2013 zulegen. Die Gründe für diesen Boom sind vielfältig. Wir schreiben das Jahr 2013. Unter der Wirtschaftsflaute, unter der Eurokrise, unter einer rückläufigen Nachfrage ächzt Europa und mittlerweile auch fast ganz Deutschland. Duisburg Spitze beim Wachstum Ganz Deutschland? Nein. Ausgerechnet im von Krisen geschüttelten Ruhrgebiet (Stichwort: geplante Schließung des Opel-Werkes in Bochum) gibt es ein Unternehmen, das sich für 2013 ein Umsatzplus von acht Prozent zutraut. Und beim Contai-nerumschlag rechnet es sogar mit einer zweistelligen Zunahme in diesem Jahr. Ein Märchen? Oder anders formuliert, eine Asterix-Geschichte, aber genauso wenig realistisch? Nein. Erich Staake, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG, wagt sich in diesen von hoher Unsicherheit geprägten Zeiten mit solchen Zahlen an die Öffentlichkeit. Anlass ist die Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens. Man kann eine solche Vorausschau als mutig, selbstbewusst oder zumindest als ungewöhnlich bezeichnen, wenn man mal einen Blick auf die Prognosen für die Nordseehäfen wirft, mit denen Duisport ja auch zahlreiche Geschäfte macht. Mickrige ein Prozent Zuwachs haben die Experten vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) und Hackett Associates für die großen Containerhäfen von Le Havre bis Hamburg prognostiziert. Die HHLA, größter Containerterminalbetreiber im Hamburger Hafen, rechnet 2013 mit einem stagnierenden Geschäft. Und Konkurrent Eurogate, stärker in Bremerhaven vertreten, traut sich für 2013 erst gar keine Prognose zu – auch deshalb, weil der Umschlag am wichtigsten Standort von Eurogate, in Bremerhaven, in den ersten zwei Monaten 2013 um satte 13,7 Prozent rückläufig war. Angesichts dieser Aussichten fragt man sich natürlich, wie dieses Wachstum in Duisburg zustande kommt, was den Zaubertrank ausmacht, der den Ruhrgebiets-Hafen so stark macht. Staake zählte verschiedene Zutaten auf: Da ist zum einen eine steigende Nachfrage von den bestehenden Ansiedlern. Ein Beispiel dafür ist Kühne + Nagel (K+N), das Duisburg mittlerweile zu seinem weltweit größten Standort gemacht hat. Von Duisburg aus verteilt K+N die Produkte von vier weltweit tätigen Konzernen in Deutschland/Europa: Johnson & Johnson (eines der weltweit größten Unternehmen im Bereich der Gesundheitsfürsorge), SC Johnsen (vertreibt Produkte für die Reinigung und Pflege des Haushalts sowie Insektenschutz), Philip Morris sowie Hewlett Packard. Erst im September hat K+N eine neue Halle in Betrieb genommen und somit die bestehenden Hallenflächen von 163.000 Quadratmetern um 22.000 Quadratmeter erweitert. Eine weitere Zutat zum Duisburger Zaubertrank sind die Neuansiedlungen, die für zusätzlichen Umschlag sorgen. Aktuelles Beispiel ist Audi: Der Logistikdienstleister Schnellecke nimmt im Sommer in Duisburg ein Hub für Audi in Betrieb, in dem Autoteile verpackt und für den Export über Antwerpen nach China, Indien und Mexiko zusammengestellt werden. Der Transport per Schiff in die Westhäfen soll dann nach Angaben von Staake pro Jahr bis zu 30.000 TEU (Twenty Foot Equivalent Unit) umfassen und entsprechend den Umschlag in Duisburg erhöhen (siehe Interview). Ein dritter Bestandteil des Zaubertrunks lässt sich den zahlreichen Infrastrukturmaßnahmen zurechnen, die der Hafen umsetzt. Zum Beispiel das neue KV-Terminal auf dem Logport III, das 2013 seinen Betrieb aufnimmt und den Vorteil hat, in unmittelbarer Nachbarschaft der Chemieunternehmen Loxess und Bayer Uerdingen zu liegen. Eine neue Verbindungsstraße zum Bayer-Werk wird laut Staake dazu führen, dass nicht nur ein Drittel, sondern künftig nahezu alle Mengen aus dem Werk über den Duisburger Hafen gezogen werden. Auch dieses Terminal soll zu einer Drehscheibe ausgebaut werden. Staake kündigte noch für dieses Jahr diverse neue Verbindungen im Kombinierten Verkehr an: „Wir wollen noch vier neue Regelzüge aufsetzen, insbesondere Richtung Südeuropa, einer davon wird in die Türkei gehen“, so der Hafen-Chef. Die Gesamtkapazität aller Terminals will Staake zum Jahreswechsel 2013/2014 auf vier Millionen TEU erhöhen. Bis Ende 2015 sollen es dann schon fünf Millionen TEU sein. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass der Containerumschlag bereits 2012 „trotz schlechter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen“, so Staake, gewachsen ist, wenn auch mit vier Prozent nicht so stark wie die Zielmarke für 2013. Aber so ganz kann sich die Duisport-Gruppe doch nicht der wirtschaftlichen Abkühlung entziehen. Der Gesamtumschlag ist nämlich 2012 trotz der positiven Entwicklung bei den Containern von 64,1 Millionen Tonnen (2011) auf 63,3 Millionen Tonnen (Minus 1,3 Prozent) gesunken. Hier macht sich die geringe Nachfrage nach Kohle, Stahl- und Chemieprodukten bemerkbar, die die Bilanz getrübt hat. Bezieht man die Werkshäfen mit ein, so ist die Tonnage in allen Duisburger Häfen sogar von 126 Millionen Tonnen auf 110 Millionen Tonnen 2012 gesunken, was einem Verlust von 12 Prozent entspricht. Ein Indiz dafür, dass der Zaubertrank der Duisburger keiner ist, der den Hafen vor jeglicher Unbill schützt. ❙❚■ Michael Cordes Interview „Beteiligungsverhältnisse bleiben stabil“ Der Chef der Duisburger Hafen AG, Erich Staake, über die künftigen Gesellschafter des Hafens und den Boom im Containerverkehr. Der Bund will seine Anteile am Duisburger Hafen abgeben. Wann ist mit einer Entscheidung zu rechnen? Erich Staake: Alle Beteiligten streben an, noch in diesem Sommer zu einer Entscheidung zu kommen. Wie diese genau aussehen wird, ist jedoch Sache der Gesellschafter, dazu möchte ich mich nicht äußern. Man kann aber davon ausgehen, dass die Beteiligungsverhältnisse stabil bleiben. Das heißt auch, dass die Seehäfen Rotterdam und Antwerpen leer ausgehen. Alle relevanten Seehäfen wollten sich beteiligen, wir sind ja auch ein attraktiver Standort und Wettbewerber. Wäre aber einer dieser Seehäfen zum Zuge gekommen, hätte es nur Verlierer und Gewinner gegeben. Die sich jetzt abzeichnende Konstellation verspricht dagegen Kontinuität und Neutralität. Im laufenden Jahr haben Sie für den Containerumschlag in Duisburg einen zweistelligen Zuwachs prognostiziert. Woher soll das Wachstum kommen? Wir werden 2013 mindestens ein halbes Dutzend neue Zugverbindungen starten. So haben wir bereits unsere Shuttle in die belgischen Seehäfen ab März von sieben auf zehn Frequenzen erhöht. Dann kommen die Neuansiedlungen hinzu: Allein Audi mit seinem neuen Logistikzentrum, das im September in Betrieb geht, wird für ein jährliches Umschlagvolumen von 25.000 bis 30.000 TEU sorgen, die per Binnenschiff über Antwerpen nach Übersee gehen. Impulse erwarten wir auch von unserem neuen Terminal auf Logport III: Hier können wir neben anderen auch die Verkehre von Bayer und Lanxess aus dem angrenzenden Chempark abwickeln. cd Terminalkapazitäten sollen bis 2015 auf fünf Millionen TEU ausgebaut werden

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