Dortmunder Gespräche

Dortmunder Gespräche Resiliente Zukunft Als „Zukunftskongress Logistik“ präsentierten sich die traditionsreichen Dortmunder Gespräche. Zwei Tage lang diskutierten Forscher und Praktiker über die Megatrends in der Logistik. Wenn sich Wissenschaftler treffen, um über nichts Geringeres als die Zukunft zu diskutieren, dann dürfen „neue“ Fremdwörter nicht fehlen. So geschehen auch Anfang September auf dem Zukunftskongress Logistik in Dortmund. „Die Logistik muss sich vom Effizienz-Gedanken verabschieden und sich mehr auf das Thema Resilienz konzentrieren“, postulierte Professor Ludger Heidbrink. Ein Terminus technicus, der so manchen der insgesamt knapp 500 anwesenden Logistiker aufhorchen lies. Der Direktor vom Kulturwissenschaftlichen Institut Essen beschreibt mit diesem seit wenigen Jahren wieder in Mode gekommenen, aus dem Lateinischen stammenden Fachwort die Fähigkeit von Unternehmen und Systemen, erfolgreich auf Störungen reagieren zu können. In der Pädagogik wird Resilienz auch mit dem Begriff der Bewältigungskompetenz gleichgesetzt. Andere Wissenschaftler wie Professor Axel Kuhn vom Fraunhofer IML oder Logistikdirektor Lars Krause vom Stahlproduzenten Thyssen Krupp titulieren die neue Anforderung an die Logistik zwar lieber mit „wandelbar“ und „flexibel“. Letztendlich geht es den Experten aber um dieselbe Sache: Unternehmen und Systeme in der Logistik müssen in der Zukunft noch mehr die Fähigkeit besitzen, auf veränderte Rahmenbedingungen und Störungen angemessen reagieren zu können. Nur so sei es möglich, auch künftig am Markt bestehen zu können. Auf dem Dortmunder Zukunftskongress ging es aber nicht nur um abstrakte Begriffe und Strategien. Wer den zahlenreichen Vorträgen der Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft genau zuhörte, erhielt einige konkrete Anhaltspunkte, wohin die Reise künftig gehen könnte: So scheinen sich die Logistikforscher einig, dass es mittelfristig zu einer Ausweitung der Maut für Fahrzeuge kommen werde. Und dies nicht nur für alle Klassen – also vom PKW bis zum LKW –, sondern auch zeitlich und räumlich differenziert. Also höhere Mautgebühren für die Benutzung von beispielsweise überlasteten Strecken – insbesondere zu bestimmten Stoßzeiten. Dies werde beispielsweise in Japan schon heute praktiziert, erläuterte Professor Manfred Boltze. Und das sei nur der Anfang: Der Wissenschaftler von der TU Darmstadt versucht in einem gerade gestarteten Forschungsprojekt zu klären, ob es sinnvoll sein kann, Produktion und Lagerhaltung mehr an die Restriktionen im Verkehr anzupassen. „Dies ist derzeit weitgehend nicht der Fall“, meint Boltze. Ein Prozent Umsatz für die Forschung Aus heutiger Sicht noch etwas utopisch, aber nach Meinung der Wissenschaftler technisch durchaus schon bald zu bewältigen: die automatische Führung von Kraftfahrzeugen. PKW und LKW steuern ohne größere Hilfe durch einen menschlichen Fahrer alleine ins Ziel. „Dazu wären wir heute schon in der Lage, wenn man uns lassen würde“, sagte Professor Michael ten Hompel. Egal welche Veränderungen auf die Logistikbranche zukommen, der Leiter des Dortmunder Fraunhofer Instituts ist überzeugt: Die größten Erfolgschancen haben künftig Betriebe, die schon heute in Forschung und Entwicklung investieren. Die Unternehmen der Logistikwirtschaft sollten deshalb mindestens ein Prozent ihres jährlichen Umsatzes in Forschung und Entwicklung stecken. Die Branche könnte so auf ein Volumen von 2,2 Milliarden Euro kommen. Derzeit sei die Logistikwirtschaft von dieser Kenngröße aber noch weit entfernt, genaue Statistiken dazu gebe es jedoch nicht, beklagte ten Hompel. ❙❚■ Andre Kranke Professor Michael ten Hompel, Chef des Fraunhofer IML in Dortmund Veranstaltung im neuen Gewand Mit den 29. Dortmunder Gesprächen hat sich eine der ältesten Logistikveranstaltungen Deutschlands Anfang September in neuem Gewand präsentiert. Unter dem Titel „Zukunftskongress Logistik“ lockten das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML) und das Effizienzcluster Logistik Ruhr am 6. und 7. September 470 Logistikverantwortliche aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik nach Dortmund, um neueste Ideen und Errungenschaften aus Wissenschaft und Praxis zu diskutieren. Die Themenpalette reichte dabei nun wieder vom Gütertransport bis hin zur Intralogistik. In den vergangenen vier Jahren hatten sich die Dortmunder Gespräche unter Regie der Bundesvereinigung Logistik (BVL) auf den Teilbereich Logistik und IT-Systeme konzentriert. Die enge Zusammenarbeit mit der BVL wurde vom Fraunhofer IML nun beendet, unter anderem, um die Veranstaltung wieder auf eine breitere Themenbasis zu stellen. ak

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