Frankfurt/Main. Nach dem längsten Bahnstreik in der Geschichte der Deutschen Bahn AG versucht das Unternehmen, wieder mit der Lokführergewerkschaft GDL an den Verhandlungstisch zu kommen. „Manchmal ist es einfach gut, hinter den Kulissen zu arbeiten und nicht alles in die Öffentlichkeit zu tragen“, erklärte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber am Dienstag in Frankfurt am Rande der Verhandlungsrunde mit der größeren Konkurrenzgewerkschaft EVG.
Die GDL solle auch langfristiger Tarifpartner der Bahn bleiben, sagte Weber mit Blick auf das geplante Tarifeinheitsgesetz, mit dem die Bundesregierung ab dem Sommer die Rechte kleinerer Gewerkschaften einschränken will. Die Bahn wolle weiterhin mit beiden Gewerkschaften Verträge abschließen. In den laufenden Verhandlungen mit der EVG bemühe man sich um Regeln, die in den wesentlichen Punkten widerspruchsfrei zu den Abschlüssen mit der GDL bleiben könnten.
Die größere EVG verlangte von der Bahn, ihre Gehaltsofferte bis zur finalen Verhandlungsrunde am kommenden Donnerstag in Berlin nachzubessern. 4,7 Prozent mehr in zwei Stufen bei einer Laufzeit von 29 Monaten seien nicht akzeptabel, ebenso sei der angebotene Mindestbetrag von 75 Euro viel zu niedrig, erklärte die Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. Die EVG fordert 6 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, mindestens aber 150 Euro im Monat mehr.
In der nächsten Woche müsse ein Abschluss her, erklärte die Gewerkschaft. Die Chancen dafür ständen 50 zu 50. „Entweder wir werden uns am 21. Mai einig oder es kracht“, sagte Rusch-Ziemba.
Weber sprach von guten Fortschritten, die man erzielt habe. Über die Lohnforderung werde in Berlin verhandelt.
Damit steuert die EVG weiterhin einen anderen Verhandlungskurs als die Lokführergewerkschaft. Die GDL will für ihre Mitglieder kürzere Arbeitszeiten und günstigere Sozialvorschriften durchsetzen und dafür geringere Gehaltssteigerungen akzeptieren. Die unterschiedlichen Forderungen der beiden Gewerkschaften sind das Haupthindernis für übereinstimmende Tarifverträge, wie sie das Unternehmen anstrebt. (dpa)