Hamburg. Die maritime Wirtschaft in Deutschland muss die Digitalisierung vorantreiben, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Diesen Schluss zogen Redner wie Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Dienstag bei der 10. Nationalen Maritimen Konferenz in Hamburg. An dem Treffen unter Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beteiligten sich rund 750 Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Gewerkschaften und Wissenschaft.
„Wir stehen vor einer neuen digitalen Weltordnung“, sagte der Verkehrsminister. Damit deutsche Unternehmen nicht von internationalen Wettbewerbern überholt würden, müsse die ganze Wertschöpfungskette der maritimen Wirtschaft digitalisiert werden. Dies gelte für die Logistik und ebenso für die Vernetzung und digitale Überwachung von Schiffsflotten sowie Offshore-Windparks.
Digitale Infrastruktur im Fokus
Die Maritime Konferenz sehe sich in dem Zusammenhang als „politischer Unterstützer der Wirtschaft“, sagte Dobrindt. Vertreter aus Politik, maritimer Wirtschaft, Gewerkschaften und Verbänden setzten in einer gemeinsamen Erklärung Eckpunkte für den digitalen Ausbau auf. Die Absichtserklärung hält fest, welche Maßnahmen zur Digitalisierung zügig angegangen werden sollen. Dazu gehören unter anderem der Ausbau der digitalen Infrastruktur (Breitband, Mobilfunk) in Häfen und an der Küste und ein „intelligenter Datentransfer“ im Güterverkehr.
Digitalisierung und Automatisierung dürfen nach Darstellung der Wirtschaftsministerin nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. Zypries mahnte Aus- und Fortbildung an. Am Vortag hatten in Hamburg nach einem Aufruf der Gewerkschaften Verdi und IG Metall Küste rund 900 Demonstranten gegen Stellenabbau im Zuge von Digitalisierung und Automatisierung protestiert. Die Digitalisierung der Branche sei aber auch eine Chance, „hochwertige Arbeitsplätze am Standort Deutschland zu schaffen“, betonte Alfred Hartman, Präsident des Verbands Deutscher Reeder (VDR).
Indirekte Kritik an der US-Regierung
Zypries sprach sich gegen Protektionismus und für einen freien Welthandel aus. Sie kritisierte die US-Regierung, ohne diese direkt zu erwähnen. „Deutschland tritt weltweit für freien Handel und offene Märkte ein“, bekräftigte Zypries. Dies gelte auch im Verhältnis zu anderen Staaten, „die im Moment darüber nachdenken, den Handel zu beschränken“.
Nach Angaben der Bundesregierung transportiert Deutschland rund 60 Prozent seiner Warenexporte und einen Großteil der Importe auf Schiffen. Den Häfen kommt damit eine Rolle als Grundversorger der deutschen Industrie zu. Schätzungen zufolge setzt die maritime Wirtschaft in Deutschland jährlich rund 50 Milliarden Euro um. Bis zu 400.000 Arbeitsplätze seien direkt oder indirekt von ihr abhängig, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. (dpa/ag)