Düsseldorf/Köln. Freund oder Feind? Was bedeuten die neuen Online-Speditionen, Internet-portale und -plattformen wirklich für Transport- und Speditionsbetriebe? Dazu starteten im September der Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen (VVWL) und die Fachagentur Logistik Herzig Marketing eine Umfrage unter 1900 ausgewählten VVWL-Mitgliedsfirmen. Zehn Prozent davon, meist Inhaber oder Geschäftsführer kleiner und mittlerer Transport- und Speditionsbetriebe, nahmen daran teil.
Für mehr als die Hälfte der Befragten Bedrohung
Die Ergebnisse der Befragung liegen nun vor. „Digitale Konkurrenz“: Für knapp 60 Prozent der Spediteure ist das ein Thema, mit dem sie sich schon beschäftigt haben. Mehr als die Hälfte der Befragten sieht darin sogar eine Bedrohung für klassische Logistikdienstleister. 15 Prozent der Spediteure haben demnach schon Aufträge an Online-Wettbewerber verloren.
Knapp 30 Prozent der befragten Unternehmen haben aber noch nichts unternommen, um sich der neuen Herausforderungen zu stellen. „Gerade kleineren Betrieben fehlt es vor allem an ausreichend Zeit und Sachkompetenz zur Entwicklung eigener Strategien bezüglich IT, Prozessen und Vertrieb“, begründet Heike Herzig, Geschäftsführerin von Herzig Marketing in Köln, die Zurückhaltung.
Anbietermarkt ist zu intransparent
Gleichzeitig zeigt die Studie, dass noch zu wenige Unternehmen die Chancen nutzen, die sich durch neue Portale und Plattformen für sie ergeben könnten. So setzen nur 30 Prozent der Befragten die neuen Portale schon ein, etwa zum Preisvergleich oder bei der Suche nach Laderaum. Und dies, obwohl fast 80 Prozent erwarten, dass der Marktanteil der Online-Portale mit Echtzeitpreisen künftig weiter steigt.
Einzelgespräche mit Unternehmen hätten zudem gezeigt, so Herzig, woran es in der Praxis hapere. So fällt es vielen aufgrund der Vielzahl von Portalen und ihrer rasanten Entwicklung schwer, sich für den passenden Online-Partner zu entscheiden. Weitere Themen sind mangelnde Produktkenntnisse und die Sorge vor dem Kontroll- und Kontaktverlust zu eigenen Kunden. Sorge ist auch, dass sich der Preiskampf, insbesondere im reinen Transportgeschäft, durch Echtzeitpreise in Vergleichsportalen wieder verschärft. Negativ bewertet wird zudem, dass Wettbewerber durch die Portale Einblick in die Preise erhalten.
Deutlicher Handlungsbedarf bei Mittelständlern
„Die Ergebnisse zeigen bei vielen Mittelständlern deutlichen Handlungsbedarf, auch im Bereich Marketing“, betont Herzig. „Denn die neuen Wettbewerber beherrschen effizientes Online-Marketing. Sie verschaffen sich so Vorteile im Kampf um Auftraggeber und Marktanteile.“ Nur mit einer klaren Marktstrategie, Investitionen und konsequentem Handeln könnten Transportbetriebe diese Versäumnisse aufholen. Klar sei auch: „Der digitale Wandel ist nicht umzukehren. Die Verlader von morgen sind jung und digital.“
Expertenrunde der VerkehrsRundschau zur Digitalisierung
Um Endlich Klarheit für Transportunternehmen zu schaffen, welche Neuerungen durch die Digitalisierung auf sie zukommen, lud die VerkehrsRundschau maßgebliche Akteure zur Expertenrunde. Mehr dazu in der Ausgabe der VerkehrsRundschau VR42/2017, die heute am Freitag 20. Oktober 2017 erscheint. (eh)