Die Ruhe vor dem Sturm?

Die Ruhe vor dem Sturm?Steigende Kosten und eine hohe Nachfrage sorgen für weiter anziehende Frachtraten. Auch im dritten Quartal 2007 sind die Preise im Straßengüterverkehr geklettert. Das zeigt die neue Ausgabe des VerkehrsRundschau-Index, der von DKV gesponsert wird.Damit war nicht unbedingt zu rechnen. Auch im dritten Quartal 2007 ist der VerkehrsRundschau-Index – der einzige Transportpreisindex für den Straßengüterverkehr in Deutschland – gestiegen, und zwar um fast einen Punkt. Häufig sinken Indizes jedoch, wenn sie – wie im zweiten Quartal der Fall – einen kräftigen Sprung getan haben. Stattdessen hat der Index jetzt 111,13 Punkte erklommen und damit einen neuen Rekordwert seit seiner Einführung im Jahr 2005 erreicht. Dass der Index nicht gefallen ist, dafür gibt es gute Gründe. Zum einen läuft der Konjunkturmotor und damit auch die Nachfrage nach Transporten weiterhin auf hohem Niveau. Zwar sind hier und da leichte Ermüdungserscheinungen aufgetreten (zum Beispiel in der Baubranche oder im Handel), die dazu führten, dass sich die schwierige Situation auf dem Frachtmarkt – Stichwort: fehlende Kapazitäten – etwas entspannt hat. Dennoch sorgt eine nach wie vor gute Auftragslage in vielen Wirtschaftszweigen für eine hohe Nachfrage nach Frachtraum und damit auch für ein hohes Preisniveau bei den Transportpreisen. Der zweite Hauptgrund für den erneuten Anstieg des VerkehrsRundschau-Index dürfte eng mit den im April in Kraft getretenen Änderungen zum Fahrpersonalrecht zusammenhängen. Ende August hatte eine Studie des Fraunhofer ATL, Nürnberg, und des Logistik-Kompetenzzentrums Prien die daraus resultierenden Belastungen ermittelt. Demnach ist bei den Transportkosten mit Mehrkosten gegenüber 2006 in Höhe von 4,7 Milliarden Euro jährlich zu rechnen. Das entspricht einem Plus von 9,4 Prozent im Vergleich zum Ausgangs-Kostenvolumen (s. VR 35, Seite 22). Es ist davon auszugehen, dass viele Speditionen mit ihren Auftraggebern über eine Übernahme der Kosten verhandelt haben – zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Lenk- und Ruhezeitenverordnung im April 2007, aber auch noch danach im dritten Quartal. Darauf deuten auch die Ergebnisse der Zusatzfrage hin, die den Unternehmen im Rahmen der Erhebung des VerkehrsRundschau-Index gestellt wurde. Demnach geben 69,1 Prozent der Dienstleister an, dass es ihnen bislang nicht gelungen ist, die durch das neue Fahrpersonalrecht verursachten Kosten an die Verlader weiterzureichen. Dazu passen die Antworten der Verlader: 70,1 Prozent von ihnen sagen, dass sie bislang keine höheren Preise aufgrund der neuen Gesetzeslage akzeptiert haben (s. auch VR 38, Seite 20).Angesichts der hohen Kostenbelastung muss man davon ausgehen, dass das letzte Wort in dieser Sache noch nicht gesprochen ist. Darauf deuten auch die Einschätzungen über die Preisentwicklung in den kommenden zwölf Monaten hin, die ebenfalls abgefragt wurden. Demnach rechnen 70,8 Prozent aller Unternehmen für diesen Zeitraum mit einer Verteuerung der Frachtraten (s. Kasten Seite 19). Womöglich überraschend: Unter den Verladern ist der Anteil derjenigen, die sich auf einen Anstieg der Entgelte einstellen, höher als bei den Transportdienstleistern. Herrschte dieses Quartal also nur die Ruhe vor dem Sturm? Das wird sich im vierten Quartal zeigen. Zumindest scheint es unter den Auftraggebern eine Bereitschaft zu geben, höhere Preise zu akzeptieren. Nun sind die Dienstleister am Zuge, diese Chance auch zu nutzen und ihre Kunden an den Verhandlungstisch zu holen. Eine einheitliche Entwicklung ist bei den Teilindices zu beobachten. Sowohl die Preise für den Transport von Paletten wie auch die für Teil- und Komplettladungen sind im dritten Quartal 2007 gestiegen. Allerdings ist im Markt für Teilladungen wieder Ernüchterung eingekehrt. Konnte dieser Teilindex im zweiten Quartal mit 3,21 Punkten noch am stärksten zulegen, stand im dritten Quartal nur ein Zuwachs von einem halben Punkt zu Buche. Damit ist der Markt für Teilladungen weiterhin derjenige, der sich seit Gründung des Index im Jahr 2005 mit Abstand am schwächsten entwickelt hat.Einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Transportpreise hat neben dem Kostenverlauf beim Dienstleister auch die Nachfrageentwicklung im Markt. Zwar geben rückblickend betrachtet jeweils zwei Drittel der Verlader und Dienstleister an, dass ihr Sendungsvolumen in den letzten zwölf Monaten gestiegen ist. Das ist aber womöglich doch nicht so viel, wie man angesichts des zurückliegenden Booms vermuten hätte können. Dass sich bei den Verladern sechs Prozent finden, die weniger Aufträge vergeben haben, verwundert nicht, da es trotz guter Konjunktur Branchen wie den Einzelhandel gab, die sich schwergetan haben. Dass aber unter den Dienstleistern immerhin 10,6 Prozent von sinkenden Transportvolumen berichten, verwundert schon ein wenig, zeigt aber andererseits, dass längst nicht alle Betriebe vom wirtschaftlichen Aufschwung profitieren. Was die weitere Entwicklung des Transportaufkommens betrifft, zeigt sich die Mehrheit der Unternehmen für die kommenden zwölf Monate zuversichtlich. Bei den Verladern sind es 61,3 Prozent, die den den Dienstleistern gehen 59,4 Prozent von steigenden Mengen aus. Mit sinkenden Mengen rechnen nur 5,7 (Verlader) beziehungsweise 4,9 Prozent (Logistikdienstleister). Demnach bleibt also die Auftragslage für die Transportbetriebe gut. Ein kleiner Wermutstropfen ist jedoch dabei. Denn die gleiche Frage haben die Unternehmer vor drei Monaten noch optimistischer beantwortet. Damals kalkulierten 66 Prozent ein steigendes Volumen ein. Ein Rückgang des Aufkommens konnte sich bei den Verladern niemand, bei den Dienstleistern weniger als ein Prozent vorstellen. Die nicht mehr ganz so dynamische wirtschaftliche Entwicklung schlägt sich offenbar auch in der Erwartungshaltung der Verlader und Logistikdienstleister nieder. ❙❚■Michael CordesIndex Für TeilmärkteEntwicklung der Indexwertein den Teilmärkten(1. Quartal 2005: Index = 100 Punkte)1/053/064/061/072/073/07Pkte.11511010510095901/053/064/061/072/073/07Pkte.1151101051009590Veränderungen des VerkehrsRundschau-Index(1. Quartal 2005: Index = 100 Punkte)Teilnehmer für VR-Index gesuchtSie sind Logistikdienstleister oder Verlader und wollen mitmachen beim VR-Index? Dazu sind Sie herzlich eingeladen. Sie brauchen sich dazu nur an das Meinungsforschungsinstitut Kleffmann in Lüdinghausen, Frau Renz (Tel.: 02591/ 9188-211) wenden. Das Mitmachen wird mit einem Geschenk be-lohnt, das umso größer ausfällt, je regelmäßiger Sie an der Befragung teilnehmen. Mehr dazu im Internet unter www.verkehrsrundschau.deErhebungsmethodikWas man zur Methodik des VerkehrsRundschau-Index wissen muss:Wer wurde befragt?Im dritten Quartal 2007 haben mehr als 240 Betriebe bei der Befragung mitgemacht. Die teilnehmenden Dienstleister sind in der Mehrheit typische Mittelständler. 58 Prozent haben bis zu 50 Mitarbeiter, 88 Prozent besitzen einen eigenen Fuhrpark. Bei der Befragung im Vorquartal waren es noch 83 Prozent gewesen. Womöglich ein Indiz dafür, dass der eigene LKW wieder eine größere Rolle spielt? Im Gegensatz zu den Logistikdienstleistern hat die Mehrzahl der befragten Verlader mehr als 100 Mitarbeiter – doch spiegelt dieses Kräfteverhältnis die Marktgegebenheiten wider. Der überwiegende Anteil der Verlader stammt aus dem Handel, der Metall verarbeitenden Industrie, der Chemieindustrie/Pharma und der Lebensmittelindustrie. Welche Transportleistungen wurden abgefragt?Die zu Grunde gelegten Aufträge beziehen sich auf unspezifische, palettierbare Güter, die keine besondere Handhabung verlangen. Als Einflussgrößen auf die Preisgestaltung werden folgende Faktoren berücksichtigt:Entfernungen,Sendungsgrößen,Quell- und Zielraum – Transporte innerhalb und zwischen Ballungsgebieten,Art des Vertragsverhältnisses zwischen Verlader und Transporteur – keine langfristigen Kontrakte,Preisbildung der Aufträge ohne Annahme einer Rückfracht.Wie häufig erscheint der Index?Die Daten werden vierteljährlich vom Meinungsforschungsinstitut Kleffmann erhoben und in der VerkehrsRundschau veröffentlicht. Der nächste Index erscheint im Dezember. cdSponsored by DKVVR-IndexZukünftige PreisentwicklungVR-Index nach EntfernungsklassenDer Trend ist eindeutig: Für die kommenden zwölf Monate gehen die meisten der Befragten von steigenden Preisen aus. 70,8 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Erhöhung der Frachtentgelte. Dabei fällt auf, dass sich immerhin 8,5 Prozent auf eine Verteuerung zwischen sechs und neuen Prozent einstellen. Grund für diese Erwartung dürften neben den zuletzt steigenden Dieselpreisen vor allem die seit April 2007 wirksamen Änderungen im Fahrpersonalrecht sein, die zu einer kräftigen Verteuerung bei den Transportkosten geführt haben. Noch ist es den meisten Logistikdienstleistern jedoch nicht gelungen, diese Belastung an ihre Auftraggeber weiterzugeben (s. dazu VR 38, Seite 20). Eine deutliche Mehrheit der Befragten geht jedoch davon aus, dass sich dies in den kommenden zwölf Monaten nicht mehr aufschieben lässt. Dieser Ansicht sind im Übrigen keinesfalls nur die Dienstleister, im Gegenteil. Während 64 Prozent der Speditionen von einer höheren Entlohnung ihrer Leistung in den kommenden zwölf Monaten ausgehen, ist der Anteil der Verlader, die für diesen Zeitraum mit höheren Frachtenraten kalkulieren, mit 77,4 Prozent deutlich höher.Wie bei jeder Befragung im Rahmen des VR-Index, so fällt das Ergebnis bezogen auf die kommenden drei Monate auch diesmal nicht so spektakulär aus. Mit 71,7 Prozent rechnet die große Mehrheit damit, dass sich im vierten Quartal bei den Transportpreisen nichts verändern wird. Jeder Vierte unter den Befragten ist demgegenüber jedoch davon überzeugt, dass bis Jahresende die Entgelte weiter steigen werden. Mit Preisnachlässen im Straßengüterverkehr – egal ob in den nächsten drei oder zwölf Monaten – ist hingegen nicht zu rechnen. Die Zahl derjenigen, die von sinkenden Frachtraten ausgehen, ist mit unter zwei Prozent nahezu bedeutungslos. cdDie Branche rechnet mit weiteren PreissteigerungenDie Teilnehmer am VR-Index werden regelmäßig auch nach der Preisentwicklung über verschiedene Entfernungsklassen befragt. Im dritten Quartal 2007 konnten dabei vor allem auf der kurzen Distanz über 50 Kilometer Entgelterhöhungen durchgesetzt werden. Der entsprechende Index kletterte um fast zwei Punkte auf 116,33 Punkte. Ein Spitzenwert im Vergleich zur Basiswelle 1. Quartal 2005. Nur über 150 Kilometer sind die Preise seit Einführung des VR-Index noch stärker angestiegen. Einen überproportionalen Anstieg im Vergleich zum Vorquartal gab es aber auch bei den Preisen über die großen Distanzen. So ist der Index über 600 Kilometer beispielsweise um 1,35 Punkte gestiegen. Allerdings ist das Preisniveau auf den langen Routen im Vergleich zu den kürzeren Entfernungen deutlich niedriger. Das lässt sich damit erklären, dass im Fernverkehr die Konkurrenz durch billigere ausländische Anbieter größer ist als im Nah- und Regionalverkehr und daher auf den langen Distanzen ein höherer Wettbewerbsdruck herrscht. cd Preissteigerungen vor allem im Nah- und FernbereichDie wichtigsten Ergebnissekm 5075100150200400600Pkte.12011010090Preisentwicklung nach Entfernungsklassen% > -12-9 bis -12-9 bis -6 -6 bis -3 -3 bis 000-33-66-99-12>12%706050403020100Erwartete Preisentwicklung in 3 beziehungsweise 12 Monaten Ausprägung derPreissenkung(in Prozent)Ausprägung desPreisanstiegs(in Prozent)➞

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