Die neuen Mautzahler

Die Ausweitung der Lkw-Maut kann kommen. Nach den zustimmenden Beschlüssen des Bundestags und des Bundesrats haben das Mautbetreiberkonsortium Toll Collect und das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) eine Informationskampagne gestartet, damit sich die betroffenen Unternehmen auf die Neuerungen einstellen können. Ab 1. Juli wird die Lkw-Maut auf zusätzliche rund 1100 Kilometer Bundesstraßen ausgeweitet und ab 1. Oktober müssen auch kleinere Lkw ab 7,5 Tonnen die Abgabe bezahlen. Außerdem ändern sich die Mauttarife. Die Mautsätze bestehen aus dem Mautteilsatz für die Infrastruktur und dem Mautteilsatz für die durch den Lkw verursachte Luftverschmutzung, der sich nach der Schadstoffklasse des Lkw richtet. Der Mautteilsatz für die Infrastruktur ist abhängig von der Achsklasse. Die Achsklassen werden von zwei auf vier (zwei, drei, vier sowie fünf und mehr Achsen) erweitert. "Neu ist, dass zum ersten Mal auch sogenannte Inselstrecken bemautet werden. Das sind 44 Streckenabschnitte, die nicht unmittelbar an das bestehende mautpflichtige Netz angeschlossen sind", betonte Toll-Collect-Kommunikationschef Martin Rickmann. Nach seinen Worten sind von der Senkung der Mautgrenze ab 7,5 Tonnen etwa 250.000 in- und ausländische Fahrzeuge betroffen. Zum Vergleich: Derzeit sind über eine Million Lkw ab 12 Tonnen bei Toll Collect registriert. Das Konsortium will jetzt die Transport- und Logistikverbände ansprechen, seit vergangenen Dienstag präsentiert es in 16 ausgewählten Städten die Neuerungen. Die Netzseite von Toll Collect wird in 27 Sprachen aktualisiert. Rickmann hob auch die ökologische Lenkungswirkung der Maut hervor, da Schadstoffzahl und Achszahl bei der Berechnung der Maut berücksichtigt würden. "Je älter das Fahrzeug, desto höher die Maut". Kaum Mautpreller unterwegs Nach Ansicht von BAG-Pressesprecher Horst Roitsch ist das Lkw-Mautsystem in Deutschland längst angekommen. Im vergangenen Jahr seien rund 23 Millionen Lkw kontrolliert worden. 230 Kontrolleure seien auf den Straßen tätig, 35 Fahrzeuge seien mit tragbaren Geräten ausgestattet. Die Mautprellerquote sei verschwindend gering, mehr als neun von zehn Fahrern hätten bezahlt, berichtete Roitsch. Der Rest müsse ein Bußgeld entrichten. Rickmann erwartet, dass die Senkung der Mautgrenze insbesondere Gartenbaubetriebe und andere handwerklich orientierte Unternehmen trifft. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) verfügt über keine statistischen Werte über die Nutzung von Anhängern. "Aus Erfahrungswerten dürfte der Schwerpunkt der Nutzung von Anhängern im Bauhauptgewerbe liegen, etwa im Hoch- wie im Tiefbau. Auch Dachdecker verwenden bei größeren Aufträgen und bei Abfuhr von Schutt regelmäßig Anhänger wie auch Gerüstbauer und Tischler", betonte ZDH-Referatsleiter Frank Zopp. In der Lebensmittelbranche komme die Mitführung von Verkaufswagen etwa für Wochenmärkte hinzu. Die SVG Bundes-Zentralgenossenschaft sieht darüber hinaus die Automobilzulieferer von der Senkung der Mautgrenze betroffen. In Deutschland kämen laut SVG rund 80.000 leichte Lkw zu den mautpflichtigen Fahrzeugen hinzu. Toll Collect geht hingegen von 160.000 Lkw aus. Die Mautbetreiber Das BAG nimmt die hoheitlichen Aufgaben beim Vollzug der Lkw-Maut wahr, etwa das Ausstellen von Bußgeldbescheiden bei Mautprellern. Die Errichtung und der Betrieb des Mauterhebungssystems wurde der Toll Collect GmbH übertragen. Mit der Erhebung der Lkw-Maut soll entsprechend den EU-rechtlichen Vorgaben eine verursachergerechtere Anlastung der Wegekosten realisiert und der Lkw-Verkehr stärker an der Finanzierung der Infrastruktur beteiligt werden. jök

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