Die neue C-Klasse

Die Qualität war auch schon mal besser", könnte der Slogan über dem neuen Palettenposter lauten, das die Standardisierungsorganisation GS1 Germany jüngst veröffentlicht hat. Es ist ein Update der 2011 veröffentlichten neuen Qualitätsklassifizierung für Euro-Paletten und der dazugehörigen Anwendungsempfehlung für den Palettentausch. Die fünf definierten Qualitätsklassen: neu, A, B, C und nicht-gebrauchsfähig dienen als Grundlage für den Ladungsträgertausch an der Rampe. Sie wurden gemeinsam von Logistik- und Verladerverbänden erarbeitet (siehe VerkehrsRundschau 40/2011). Handel wollte weichere Regeln "In der Praxis hat sich gezeigt, dass die bisherigen Qualitätskriterien trotz aller vorherigen Abstimmungen nicht immer den Nagel auf den Kopf trafen", zitiert GS1 den Vorstand Logistik und IT von Edeka, Michael Wulst, in einer Mitteilung. Um den Anforderungen der Branche Rechnung zu tragen, seien die Qualitätskriterien und Empfehlungen überarbeitet worden (siehe Tabelle rechts). Die wichtigste Änderung betrifft die Klasse C. An Paletten dieser Güte dürfen jetzt, abweichend von den Regeln aus 2011, noch Reste von Etiketten, Pappe, Folie oder Bändern hängen. Paletten mit solchen Anhaftungen galten bislang als nicht mehr gebrauchsfähig und mussten aussortiert werden. Oder der Verwender musste die Reste entfernen, bis die Ladungsträger wieder den Vorgaben der Klasse C oder höher entsprachen. Ebenfalls neuerdings als C-Palette zugelassen sind Ladungsträger mit Absplitterungen, Holzspreizungen und sichtbaren Nagelschäften, solange sich die Schäden in Grenzen halten. Derart verunreinigte oder beschädigte Paletten sind jetzt als gebrauchsfähig tauschfähig. Begeistert sind die Logistikverbände über das auf Druck des Handels gesunkene Qualitätsniveau in der Klasse C nicht. So befürchtet der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV) eine "schwindende Akzeptanz von Klasse-C-Paletten auf allen Prozessstufen". In der Praxis komme es bereits zu ersten Problemen beim Tausch. Wo früher die Lebensmittelindustrie die alten C-Paletten noch akzeptiert habe, würde sie das neue C nicht mehr annehmen. Auch bei der Anlieferung von leeren Paletten im Zuge des Leergutausgleichs habe der DSLV beobachtet, dass Versandkunden Paletten der "Klasse C als mehrheitlich nicht tauschfähig anerkennen". Spediteure zahlen drauf Ein Widerspruch, denn die verladende Wirtschaft war es, die das geringere Qualitätsniveau in der C-Klasse wollte. Als Folge bleiben die Spediteure auf den Ladungsträgern sitzen und müssen diese durch bessere ersetzen oder aufarbeiten. "Die daraus resultierenden Kosten können in den wenigsten Fällen am Markt weitergereicht werden", so Ingo Hodea, Referent Landverkehr beim DSLV. Der DSLV fordert daher, das GS1 seinen Einfluss nutzt und für die Akzeptanz der neuen Qualitätsklassen wirbt. Eine Haltung, die auch der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) teilt: Die Neuregelung führe zu einer "Verschlechterung der Qualität von sogenannten gebrauchsfähigen Paletten". Dadurch würde das Problem der Qualitätsbewertung an der Rampe zulasten der Fahrer verschärft. Der BGL begrüße zwar grundsätzlich Regeln für die Qualität und den Palettentausch, "empfiehlt im Gegensatz zur Version von 2011 die neuen Qualitätsklassen aber nicht zur Anwendung, sondern informiert nur darüber", sagt der stellvertretende BGL-Hauptgeschäftsführer Adolf Zobel. Für die Transportlogistiker sei es allerdings wichtiger, dass sich Versender und Empfänger der Paletten über die Qualität einig sind. Buch-Tipp Paletten-Management: Leitfaden für die Praxis Das Buch der Palettenexperten Ekart Kuhn, Volker Lange und Peter Zimmermann bietet als grundlegendes Nachschlagewerk (216 Seiten) alles Wissenswerte rund um den wichtigsten Ladungsträger, die Euro-Palette. Wichtige Kapitel sind unter anderem die Kosten des Palettentauschs und die aktuelle Rechtslage zum Palettenmanagement. Weitere Informationen und Bestellung im Internet: www.heinrich-vogel-shop.de. sv

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