Köln. Bislang fristen Kunststoffpaletten als Ladungsträger eher ein Schattendasein. Experten schätzen ihren Marktanteil kaum höher als etwa fünf Prozent. Das Mitte der 90er-Jahre eingeführte Ladehilfsmittel hat sich jedoch in manchen Bereichen durchgesetzt und hat gute Chancen für eine noch breitere Anwendung. Die aus Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) oder Recycling-Material gefertigten Ladungsträger erschließen sich aktuell immer neue Anwendungsbereiche. „Wir stehen vor nennenswerten Veränderungen“, glaubt Ekart Kuhn, Gesellschafter des auf Ladungsträger spezialisierten Research- und Beratungsunternehmens Ekupac in Köln.
Es gebe 20 bis 30 Argumente, die eindeutig für die Kunststoffpalette sprechen. Gegenwärtig finde sie in vielen Projekten erstmals Anwendung. „Pro Jahr sind einstellige Wachstumsraten zu erwarten. Die Marktanteile werden sich zugunsten der Kunststoffpalette verschieben,“ prognostiziert Kuhn.
Schwerpunkt in geschlossenen Kreisläufen
Noch ist der Einsatz der Kunststoffpalette auf wenige Branchen fokussiert. Kaffeeröster, Molkereien, Obstproduzenten und Gebäckhersteller setzten jedoch inzwischen auf den Ladungsträger aus Synthetikmaterial. Die Euro-H1-Kunststoff- und Hygienepalette hat sich in den vergangenen zwei Dekaden als Standardlösung vor allem in der Fleischbranche durchgesetzt.
Überwiegend kommt die Kunststoffpalette in geschlossenen Kreisläufen zum Einsatz. „Wenn es um intralogistische Systeme geht, die nicht zu dem offenen Tauschpool gehören, bietet sie eine nicht mehr wegzudenkende Alternative zur Holzpalette“, urteilt Thomas Göbel, Key Account-Leiter beim Kunststoffhersteller Paul Craemer.
Mehr als 50.000 Euro-H1-Paletten setzt inzwischen die Lebensmittelfachspedition Kraftverkehr Nagel aus Versmold für den Transport von Fleisch- und Wurstwaren ein. Dabei handelt es sich um ein geschlossenes System. Die Spedition beliefert die Produzenten mit leeren Kunststoffpaletten, nimmt beladene H1-Paletten wieder auf und transportiert die Waren zu den Empfängern. Dort wird das Leergut vorheriger Lieferungen eingesammelt und wieder den Lebensmittel- und Fleischwarenherstellern zugeführt.
Die großen Handelsunternehmen entscheiden über die Akzeptanz
„Über den Umstieg auf Kunststoffpaletten entscheiden die großen Marktteilnehmer in Handel und Industrie“, sagt Ulrich Pollmann, Inhaber von Palettenpool Deutschland in Soest. Palettenpool Deutschland. Bestes Beispiel dafür sei die vom Kölner Hersteller und Poolbetreiber Chep vermietete Viertelpalette. Konkrete Angaben zur Stückzahl seiner im Markt befindlichen Kunststoffpaletten macht das Unternehmen unter Hinweis auf seine Börsennotierung nicht. Allerdings spricht Marketing-Manager Ertan Benzes von einer wachsenden Nachfrage.
Die Akzeptanz des deutschen Handels, der die kleinen Kunststoffpaletten gern als Display-Paletten einsetzt, weckt das Interesse der Wirtschaftsunternehmen. Viele Experten erwarten eine ähnliche Entwicklung wie bei der Display-Palette in nächster Zeit im Bereich der Halbpaletten.
Glaubt man den Paletten-Großhändlern, schreckt der Preis, der bei Kunststoffpaletten etwa um den Faktor sieben bis zehn höher liegt als bei Holzpaletten, bisher zwar offenbar noch viele Unternehmen ab. „In vielen neuen Projekten steht Kunststoff als Ladungsträger inzwischen aber zur Diskussion“, resümiert Christian Kühnhold, Geschäftsführer der Paki Logistics. (Rainer Barck/diwi)
Der vollständige Beitrag zu den Marktchancen der Kunststoffpalette ist in Ausgabe 47 der VerkehrsRundschau erschienen. Online- und Premiumabonnenten haben die Möglichkeit, den Beitrag als E-Paper online zu lesen.