Die Geschichte von der Henne und dem Ei

Sollen die im Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung festgelegten Klimaschutzziele erreicht werden, bedeutet das eine Reduktion der THG-Emissionen im Verkehr bis 2030 um 40 bis 42 Prozent und langfristig eine nahezu vollständige Dekarbonisierung. Eine besondere Herausforderung besteht für den Straßengüterverkehr: Die spezifischen Energieverbräuche sind zwar rückläufig, allerdings steigt der Gesamtenergieverbrauch aufgrund der wachsenden Verkehrsleistung. Insbesondere im Bereich des schweren Fernverkehrs gilt es deshalb, praktikable Lösungen zu finden, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Drei Alternativen im Fokus Die als technologieoffen konzipierten Untersuchungen des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) konzentrieren sich auf eine zeitnahe Realisierung verschiedener Antriebs- und Kraftstoffoptionen insbesondere für schwere Lkw. Betrachtet wurden Liquefied Natural Gas (LNG) mit der Option der zukünftigen Beimischung von EE- und Biomethan, die Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie sowie strombasierte Flüssigkraftstoffe für den Einsatz in herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Feldversuche mit Hybrid-Oberleitungs-Lkw waren nicht Teil der Betrachtungen der Initiative. Im Vordergrund der möglichen Antriebs- und Kraftstoffalternativen stehen Effizienzsteigerung, emissionsfreie Alternativen sowie eine erneuerbare Energiebasis. Die aus der Initiative resultierenden Maßnahmen sollen kurz- bis mittelfristig umsetzbar sein und bis 2030 Wirkung entfalten. Die Betrachtung der einzelnen Technologien zeigt, dass sich LNG, Wasserstoff-Brennstoffzellen (H2-BZ) und strombasierte Kraftstoffe derzeit in unterschiedlichen Technologiereifegraden befinden. Für alle drei betrachteten Ansätze wird aber von deutlichen Fortschritten bis zum Jahr 2030 ausgegangen. Bereits heute besteht den Ergebnissen zufolge die technische Grundlage für eine serielle Fertigung LNG-angetriebener Lkw zu wettbewerbsfähigen Marktpreisen. Die H2-BZ- Technologie befindet sich im Lkw-Sektor eher im Prototypenstadium; die Marktvorbereitung mit Kleinserien für den Güterfernverkehr wird erst für die Jahre 2020 bis 2025 prognostiziert. Eine zentrale Option werden aus Sicht der Beteiligten aus regenerativem Strom erzeugte Flüssigkraftstoffe sein. Wesentliche Vorteile des Einsatzes strombasierter Kraftstoffe wären eine weitgehende Weiternutzung der heutigen Betankungsinfrastruktur sowie bereits am Markt befindlicher Lkw-Flotten mit konventioneller Dieselantriebstechnologie. Das BMVI will jetzt die besonders vielversprechenden Maßnahmen voranbringen. Dazu gehöre die Prüfung von Gesetzesinitiativen, die Förderung geeigneter Pilotprojekte sowie die Identifikation und finanzielle Unterlegung von Projekten zur weiteren Forschung und Demonstration. Für den Erfolg der Maßnahmen sei neben der politischen Unterstützung auch das privatwirtschaftliche Engagement der Industrie erforderlich. Genau im letzteren Zusammenspiel liegt aber die eigentliche Problematik, warum derzeit wenige Fortschritte bei der Umsetzung der Umweltziele gemacht werden. Vor allem die Nutzerseite benötigt deutlich mehr Berechenbarkeit und verbindliche Aussagen darüber, welche Optionen seitens der Politik bevorzugt werden. So scheut die Nutzfahrzeugindustrie ohne konkrete Nachfragezusage und Betankungsinfrastruktur große Investitionen, da der Absatz der Fahrzeuge bislang nicht planbar ist. Logistikwirtschaft unterstützt den Kurs Dann aber mit dem Finger auf die Nachfrageseite der Logistikwirtschaft zu zeigen, kann keinesfalls als Ursache für den Stillstand akzeptiert werden. Die Nutzerseite im Straßengüterverkehr ist bereit, in klimafreundliche Technologien zu investieren, und erprobt bereits Alternativen zum Diesel, gerade weil auch zukünftig die Hauptlast im Güterverkehr auf der Straße abgewickelt werden wird. Diese Techniken müssen aber die Bedürfnisse der Logistik berücksichtigen, verfügbar, bestenfalls auch nachrüstbar sowie wirtschaftlich einsetzbar sein. Wem gelingt es, den gordischen Knoten zu durchschlagen und die Henne-Ei-Problematik zu lösen? Die Initiative des BMVI Unter Beteiligung des Bundesverbandes Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL), anderer Verkehrsverbände sowie Vertretern aus Wissenschaft und der Nutzfahrzeugindustrie hatte das Bundesverkehrsministerium (BMVI) die "Initiative klimafreundlicher Straßengüterverkehr" eingerichtet. Die Ergebnisse der Diskussionen wurden jetzt vom BMVI als Fahrplan für einen klimafreundlichen Straßengüterverkehr präsentiert.

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