Die Daten machen's

Rund 30.000 Telematik-Installationen hat Cargobull Telematics, die Trailer-Telematik-Tochter des Aufliegerherstellers Schmitz Cargobull, derzeit nach eigenen Angaben vorzuweisen. Auf dem Trailer-Telematik-Symposium des Unternehmens erklärten Praktiker, wie sie das System nutzen. Zu den Telematik-Vorbildern zählen Logistikdienstleister wie Wattaul, Berners, Railcare und Wetralog, die Telematik im Trailer als selbstverständliches Werkzeug für die Flottensteuerung nutzen. Trailer statt Kisten verfolgen So zum Beispiel Ingo Mathieu, kaufmännischer Leiter der Westfleisch-Tochtergesellschaft Wetralog. Das Unternehmen ist auf Lebensmitteltransporte spezialisiert und hat mit den gleichen Trends zu kämpfen wie viele andere Branchen auch: Immer kürzere Lieferzeiten und immer kleinere Teilpartien. Für die zerlegte Ware nutzt das Unternehmen die 600 mal 400 Millimeter großen Eurokisten. Hier hätte Mathieu am liebsten die Möglichkeit, jede Kiste mittels Radiofrequenz Identifikation (RFID) identifizieren zu können. Und zwar bei der Be- und bei der Entladung. Das wäre technisch zwar möglich, aber Wetralog kann die Technik nicht nutzen, denn die Kisten werden wie Europaletten getauscht. Es werde noch Jahre dauern, bis man dieses Werkzeug für die Rückverfolgung wirklich einsetzen kann. Die Trailer-Telematik Trailer Connect 4.0 von Cargobull Telematics nutzt Wetralog dagegen schon jetzt, die Erweiterung um die Ladungskontrolle steht im Moment noch an. Aktuell verrät das System, wo sich die Fahrzeuge befinden, es hilft bei der Überwachung der Ladung im Rahmen der Food Defense, es checkt, ob die Kühlmaschine noch mit der richtigen Temperatur kühlt, es hat den Füllstand des Tanks im Blick, es prüft die Standzeiten und erleichtert über die Truckerkennung die Tourkontrolle und Rückverfolgbarkeit. Trotz der Vielzahl von Informationen, die Mathieu aus dem System zieht, hätte er gerne noch weitere: "Die Übermittlung des Fahrzeug- und Ladungsgewichts unabhängig vom Bremssystem wäre ein Wunsch für die Zukunft". Telematik hilft im Kombinierten Verkehr Trailer-Telematik kann aber nicht nur bei reinen Lkw-Verkehren nützlich sein. Philipp Wegmüller, Leiter der Logistikgesellschaft Railcare in der Schweiz, führt auf dem Telematik-Symposium den Nachweis, dass kombinierter Güterverkehr auch bei Transportentfernungen um die 60 Kilometer funktioniert. Dazu nutzt Railcare einen Systemansatz aus Telematik und Wechseltechnik. Railcare nutzt die Cargobull-Telematik, um die Bewegungen der hauseigenen Wechselkoffer zu kontrollieren. Die sind meistens mit Stirnwand-Kühlgeräten ausgerüstet, die Schmitz Cargobull bei Räckers in Ottenstein herstellen lässt. Die Horizontal-Umschlagstechnik von Railcare liefert Innovatrain aus Basel, eine Kooperation von Maschinenbau- und Elektronikherstellern. Das Übersetzen von Waggon zu Lkw erfolgt dabei mit einem Lkw-Hilfsrahmen, der pneumatisch hebt und hydraulisch schiebt. Um die bisher bei dem System Bermüller-Palfinger und SBB-Cargodomino erforderlichen Aussparungen für die Querverschub-Lanzen zu vermeiden, bedient sich Innovatrain eines schlichten wie raffinierten Tricks: Der Waggon mit den Containerverriegelungen bekommt einen in diesen Verriegelungen fixierten Hilfsrahmen und damit besitzt der Waggon die zwei Verschubkanäle, die früher in die Wechselrahmen eigens eingearbeitet werden mussten. Das heißt: Railcare kann jede Standard-EN-284-Wechselbrücke zwischen Lkw und Waggon bewegen. Man nutzt diese Technik in der Schweiz zur Kompensation des Nachtfahrverbots und hinsichtlich der üblichen Staus auf den Straßen zu den Hauptverkehrszeiten. Railcare nutzt derzeit ähnliche Telematikfunktionen wie Lebensmittellogistiker Wetralog. Aber Wegmüller hat Ausbaupläne für die Zukunft: "Wir wollen die Daten für strategische Verkehrssimulationen und die Prozesskostenrechnung nutzen". Zusammenführen der Systeme Dass Telematik aufgrund fehlender einheitlicher Schnittstellen derzeit noch Grenzen hat, erlebt Jochen Wattaul vom gleichnamigen österreichischen Transportunternehmen. Vom 2,8-Tonner bis zum 40-Tonnen-Kühlzug hat Wattaul alles in der Flotte, was Güter befördert. Man sei mit einer praktisch "babylonischen Hardund Softwareverwirrung" beschäftigt, was verhindere, dass alle Teile der Unternehmenstätigkeit in ein Überwachungssystem integriert werden können. Derzeit entwickelt das Unternehmen die Wattaul-Box. Eine Lösung, die die Daten der verschiedenen IT- und Telematiksysteme zusammenführen soll. Als Endgerät im Fahrzeug ist dazu ein Tablet-PC vorgesehen, die Trailer-Telematik kommt von Cargobull. Cargobull Telematics indes arbeitet zusammen mit seinem Partner T-Systems Multimedia Solutions an einem neuen Telematikportal. Ziel, so Dieter Honkomp, technischer Leiter von Cargobull Telematics, sei eine einfachere Benutzeroberfläche, die die Anwender nicht mehr mit einer von Technikern ersonnenen Datenflut erschlägt. Hier sollen die Nutzer leichter die Daten finden, die sie für ihr Geschäft wirklich benötigen (siehe Kasten links unten). Blocken ist der falsche Weg Nicht immer unproblematisch sei die vom Telematikportal genutzte Technik Javascript, berichtet Dieter Schulz, der die Informationstechnik bei der Spedition Berners in Mechernich verantwortet. Die Technologie werde in seinem Unternehmen geblockt. Und Kollegen in anderen Transportbetrieben täten dies auch, weil erfahrungsgemäß über Java die hauseigenen Systeme mit Schadsoftware vermüllt werden, berichtet Schulz. Allerdings sei blocken nur eine bedingt empfehlenswerte Lösung, da die meisten Internetportale Javascript verwenden, heißt es vonseiten des Telematikanbieters. Trailerdaten via Truck in die Dispo Einen etwas anderen Ansatz in Sachen Trailer-Telematik verfolgt die Daimler-Tochter FleetBoard. Die Spezialisten für die ziehende Einheit mit dem Stern auf dem Kühlergrill haben eine eigene Trailer-Lösung entwickelt, die auch mit Schmitz-Aufliegern funktioniert. Für das Management von gezogenen Einheiten bietet die Daimler-Telematiktochter zwei neue Dienste. Diese fassen die Telematikdaten von Zugmaschine und Auflieger zusammen und stellen sie dem Disponenten gemeinsam auf seinem Bildschirm im Fleet-Board-Cockpit dar. Der Dienst Trailer ID übermittelt die Position des Trailers und dessen Kopplungsstatus. Die Sattelzugmaschine erkennt, ob ein Trailer angeschlossen ist und identifiziert diesen anhand der Fahrzeug-Identifikationsnummer über die elektronische Bremsanlage. Die Daten werden zusammen mit den Daten der Zugmaschine über den Bordrechner des Lkw ins Unternehmen übermittelt. Der zweite Dienst, Trailer Data, sendet weitere Informationen zu Aufbau und Fahrgestell des Trailers. Dazu gehören zum Beispiel der exakte Trailertyp und seine Position, unabhängig vom Lkw. Bei Kühlaufliegern überträgt das System unter anderem den Status der Türen, die Temperaturaufzeichnung des Trailers sowie den Status, die Betriebsart und die Einschaltdauer des Kühlaggregats. Ebenso übermittelt der Dienst Daten zum technischen Zustand des Fahrgestells. Hierzu zählen beispielsweise die Achslasten, der Reifenluftdruck oder der Zustand der Bremsbeläge. Bei Trailer Data nutzt FleetBoard die Daten aus den Telematiksystemen von Schmitz Cargobull. Zu viele IT-Inseln Die Praktiker auf dem Telematiksymposium hatten einige Ideen, wie FleetBoard das System besser machen könnte. Zum Beispiel wäre so ein gemeinsames Protokoll wie Isobus in der Landtechnik wünschenswert, um das Schnittstellenthema zu vereinfachen oder die Vereinheitlichung der Datenerfassung bei Anhängerzügen der klassischen Art. Während Unternehmer bei der Anschaffung von klassischer Hardware - Truck und Trailer - weniger Wert auf Komplettlösungen legen, so würden sie bei Telematik Komplettlösungen bevorzugen, berichtet Leoni Nathaus von Cargobull Telematics. Die weiche Ware IT für das Datenmanagement von Lkw und Trailer sei noch zu sehr als "Insel" konzipiert. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Telematik www.verkehrsrundschau.de/dossiers Besserer Durchblick durch den Datendschungel Cargobull Telematics startet neues Telematikportal Noch im laufenden Jahr will Cargobull Telematics mit der neuen Version seines Telematikportals online gehen. In der zweiten Generation (Portal 2.0) soll es Logistikdienstleistern und Lkw-Vermietern unabhängig vom Endgerät einen intuitiven und leichter zu bedienenden Zugang zu ihren Trailerdaten ermöglichen. Das Portal der ersten Generation wurde zur IAA Nutzfahrzeuge 2004 vorgestellt. An der zweiten Generation entwickelt Cargobull Telematics seit 2014.Das neue Design soll sich durch klare Formen und Strukturen (Flat Design) und eine bessere Wiedererkennung durch das Nutzen von Piktogrammen auszeichnen. Zudem ist es im sogenannten Responsive Design angelegt. Das heißt, es passt sich dem genutzten Endgerät an, vom PC über Tablet bis hin zum Smartphone. Für eine leichtere Touch-Bedienung auf mobilen Endgeräten werden extra große Schaltflächen verwendet.Nach dem Login erscheint die Fahrzeugübersicht als zentrale Ansicht. Von ihr aus hat der Nutzer Zugriff auf alle Ansichten für die tägliche Arbeit und erhält den aktuellen Status seiner Fahrzeuge. Mit maximal zwei Schritten in der Navigation sollen Anwender künftig zum Ziel kommen. Separate Ansichten sind über das Hauptmenü erreichbar. Dazu zählen die Konfiguration unter anderem von Ereignissen und Meldungen, die Nutzerverwaltung, Berichtvorlagen sowie die Meldungsübersicht. sv

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