Wiesbaden. Rückschlag für die zuletzt so erfolgsverwöhnte deutsche Exportwirtschaft: Nach einem sehr starken Vormonat verlor der Außenhandel im Juli an Fahrt, die Ausfuhren sanken auf Monatssicht um 1,5 Prozent. Mit einem Minus von 2,2 Prozent gingen die Einfuhren noch stärker zurück, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit. Die Außenhandelsbilanz schloss mit einem Überschuss von 13,5 Milliarden Euro ab.
Vom tiefen Tal des Krisenjahrs 2009 ist die deutsche Exportindustrie aber weit entfernt: Auf Jahressicht kletterten die Exporte im Juli um ein knappes Fünftel (18,7 Prozent), die Importe um fast ein Viertel (24,9 Prozent). Im deutschen Außenhandel sei von Sommerpause keine Spur, betonte der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Anton F. Börner: "Weiterhin gehen von allen Regionen der Welt Impulse für die deutsche Wirtschaft aus. Eindeutiger Wachstumstreiber bleiben die Schwellenländer. "Made in Germany" ist in allen Bereichen gefragt."
Insgesamt wurden im Juli Waren im Wert von 83,0 Milliarden Euro ausgeführt und Waren im Wert von 69,5 Milliarden Euro eingeführt. Zum Tiefpunkt der Rezession im August 2009 war der Ausfuhrwert auf unter 60 Milliarden Euro gefallen.
Auch DIHK-Außenwirtschaftschef Axel Nitschke ist überzeugt: "Das Exportgeschäft profitiert weiter von der allgemeinen wirtschaftlichen Erholung weltweit, der Entwicklung in den Schwellenländern und dem vergleichsweise schwächeren Eurokurs." Es sei abzusehen gewesen, dass nach den Aufholprozessen der vergangenen Monate eine gewisse Abschwächung der Exportdynamik eintreten würde.
Trotz der leichten Delle im Juli werde der Aufwärtstrend der Exporte anhalten, meint auch Commerzbank-Analyst Simon Junker: "Allerdings wird sich das Tempo allmählich verlangsamen. Der Welthandel dürfte nämlich nach den bis zuletzt kräftigen Zuwächsen etwas an Fahrt verlieren."
Bis zuletzt habe die deutsche Wirtschaft von der starken Erholung des Welthandels profitiert, insbesondere im asiatischen Raum. "Doch die Importe der asiatischen Entwicklungsländer sind zuletzt leicht gefallen. Dies wird auch die Nachfrage nach deutschen Produkten bremsen", sagte Junker. Trotz des Rückgangs im Juli hätten die Exporte in den vergangenen sechs Monaten um durchschnittlich 3,3 Prozent pro Monat angezogen.
Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) blieben im Juli wichtigster deutscher Handelspartner. Dorthin wurden Waren im Wert von 48,6 Milliarden Euro versandt, ein Plus von 14,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Zugleich wurden aus EU-Ländern Waren im Wert von 44,0 Milliarden Euro (plus 21,8 Prozent) bezogen. In die Länder außerhalb der EU wurden im Juli 2010 Waren im Wert von 34,4 Milliarden Euro (plus 25,1 Prozent) exportiert, Waren im Wert von 25,4 Milliarden Euro (plus 30,8 Prozent) wurden aus Drittländern importiert. (dpa)