Berlin. Nach einem Export-Boomjahr erwartet die deutsche Wirtschaft trotz der weltweiten Konjunkturabkühlung auch für 2012 Zuwächse bei den Ausfuhren. Für das nächste Jahr sei mit einem Exportplus von mindestens sechs Prozent auf 1139 Milliarden Euro zu rechnen, teilte der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) am Dienstag in Berlin mit.
Im laufenden Jahr werde nach einem Export-Zuwachs um 12 Prozent erstmals die Marke von einer Billion Euro geknackt. Daran sei die deutsche Wirtschaft im Boomjahr 2008 noch knapp gescheitert, hieß es.
BGA-Präsident Anton Börner erklärte: "Stürmische Zeiten an den Finanzmärkten gehen derzeit mit bemerkenswert stabilen Fahrwassern bei der Realwirtschaft einher." Über allem schwebe jedoch das Damoklesschwert der Schuldenkrise mit der stetigen Gefahr eines Überschwappens auf die Realwirtschaft durch eine Kreditklemme.
Börner stützt den Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Euro-Schuldenkrise sowie in "ihrer Haltung gegenüber Italien ebenso wie gegenüber Frankreich und der Europäischen Kommission". Der BGA-Präsident warnte vor einem "politischen Kuhhandel".
Ein Scheitern des Euro würde nach seinen Worten einen massiven ökonomischen Preis kosten und hätte unkalkulierbare politische Folgen. "Es bedeutet nicht weniger, als die Schleusen zu fluten zur Renationalisierung und Protektionismus. Am Ende steht die Balkanisierung und Marginalisierung Europas", warnte der BGA-Chef.
Insbesondere Italien habe nur sehr wenig Zeit, den durch die Installation der Regierung Monti gewonnenen Vertrauensvorschuss für Reformen zu nutzen. Geschehe dies nicht, würden die Finanzmärkte Italien aus der Eurozone sprengen, mit der direkten Folge eines Angriffs auf Frankreich und der unweigerlichen Folge eines Zerbrechens der Eurozone. (dpa)