VerkehrsRundschau: Schnellecke gehörte 1990 zu den ersten Speditionen, die sich in der DDR engagiert haben. Wie kam es dazu?
Peter Brose: Es hieß damals, Volkswagen würde eine Produktion im Osten aufbauen. Deshalb sind wir im Mai, also noch vor der Wiedervereinigung, nach Zwickau gefahren und haben uns das Sachsenring-Werk angeschaut, wo der Trabi gebaut wurde. Wir haben dann relativ schnell ein Joint-Venture mit Sachsenring gegründet: Schnellecke brachte 250.000 D-Mark ein, die Ostdeutschen den Fuhrpark mit 40 bis 60 Lkw und natürlich die Mitarbeiter. In ähnlicher Weise haben wir uns auch am Werksverkehr des IFA/Barkas-Kombinats (ein Lkw-Hersteller in der DDR, Anmerkung der Redaktion) in Chemnitz und in Ludwigsfelde beteiligt.
War das Material der Ost-Betriebe überhaupt noch etwas wert?
Die Lkw wurden schon noch ein bis zwei Jahre gefahren; aber sie waren einfach zu klein und wurden durch neue Trucks von MAN und Mercedes ersetzt. Ich erinnere mich noch an eine schöne Szene 1990: Da brachen die Fahrer richtig in Jubel aus, als sie die neuen Zugmaschinen sahen. Abends brachten sie ihre Familien mit und liefen im Kerzenlicht um die Fahrzeuge.
Hätten Sie den Markt nicht einfach vom Westen aus aufziehen können?
Nein, es war wichtig, vor Ort zu sein. Wir hatten auch die Grundstücke übernommen.
Wären die Transportbetriebe alleine wettbewerbsfähig gewesen?
Sicher nicht. Wir mussten die Mitarbeiter intensiv schulen, Disponenten aus Zwickau etwa wurden regelmäßig nach Wolfsburg geholt. Gleichzeitig waren immer ein bis zwei Fachleute von uns „drüben“. Allerdings mussten die vor allem darauf aufpassen, dass die ostdeutschen Kollegen nicht auf Briefe von irgendwelchen Tricksern aus dem Westen hereinfielen.
Mit welchen Problemen hatten Sie noch zu kämpfen?
Ganz schwierig war die Kommunikation. Es gab fast keine Telefone, also haben wir uns diese riesigen Autotelefone beschafft, die man noch unter den Arm klemmen musste (lacht). Oder es wurde Telex benutzt. Interessant war auch, dass in der DDR keine Mehrwertsteuer bekannt war. Wenn man ein Angebot machte, hielten das die dortigen Verhandlungspartner mitunter für den Endpreis. So kaufte man manchmal 14 Prozent billiger ein als gedacht.
Das Interview führte Contantin Gillies für die VerkehrsRundschau
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