Berlin. Die Deutsche Bahn will sich mit einem starken Ausbau des Zugverkehrs in Deutschland wieder stärker auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Ganz aus dem internationalen Geschäft zurückziehen wird sich der Staatskonzern aber nicht, wie Vorstandschef Richard Lutz am Mittwoch deutlich machte. Der Vorstand der Deutschen Bahn stellte dem Aufsichtsrat am Dienstag in einer ganztägigen Sondersitzung im Potsdamer Kaiserbahnhof seine neue Strategie „Starke Schiene“ vor.
„Eine starke Schiene braucht die Vernetzung mit anderen Verkehrsträgern und eine internationale Perspektive“, teilte er mit. Anders als die Auslandsverkehrstochter Arriva soll demnach die internationale Logistiktochter DB Schenker nicht verkauft werden. „DB Schenker stärkt unseren europäischen Schienengüterverkehr“, hob Lutz hervor. Sie sei deshalb „integraler Bestandteil des Konzernportfolios“. Die Verkehrsleistung im deutschen Schienengüterverkehr soll auch dadurch um 70 Prozent zunehmen, teilte der Konzern mit. DB Cargo will demnach über 300 neue Loks anschaffen.
Marktanteil von DB Cargo soll steigen
Mit der neuen Strategie nimmt die Deutsche Bahn zentrale verkehrs- und klimapolitische Ziele der Bundesregierung in Angriff. Lutz erklärte dazu beispielsweise: „Deutschland wird seine Klimaziele nur erreichen, wenn es im kommenden Jahrzehnt gelingt, massiv Verkehr auf die Schiene zu verlagern.“ Mit digitaler Hilfe setzt der Konzern in den kommenden Jahren auf Wachstum – der Marktanteil der Eisenbahnen im deutschen Güterverkehr soll etwa von heute 18 auf 25 Prozent im Jahr 2030 steigen. Er will zweistellige Milliardenbeträge in neue Züge investieren und die Betriebsleistung auf dem Netz um 30 Prozent steigern. Zudem sollen in den nächsten Jahren über 100.000 neue Mitarbeiter eingestellt werden.
Für das Wachstum im Personen- und Güterverkehr strebt die Deutsche Bahn einen Zuwachs von 350 Millionen Trassenkilometer an und will damit über 30 Prozent mehr Kapazität auf der Schiene schaffen. Um die ehrgeizigen Vorhaben zu realisieren, ist nach Darstellung des Konzerns ein gemeinsamer Kraftakt der gesamten Branche und der Politik nltig. Auf dem Weg zur Realisierung der ambitionierten Vorhaben stehen in den kommenden Monaten demnach wichtige Weichenstellungen bevor – unter anderem die angestrebte Vereinbarung über die ab 2020 geltende Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV III). In diesem Zusammenhang komme der Digitalisierung des hiesigen Eisenbahnnetzes ebenso eine zentrale Rolle zu wie dem langfristigen Neu- und Ausbau.
Am Mittwoch geht es noch mal um Arriva
Nach einer Strategieklausur des Aufsichtsrats am Dienstag trat das Kontrollgremium des Staatskonzerns am Mittwoch wieder in Potsdam zusammen. Zu den Themen zählt der geplante Verkauf des Bus- und Bahnbetreibers Arriva, der Milliarden für Investitionen in Deutschland bringen soll. (dpa/ag)