"Der Scanner ist out"

Der neue Fahrer im Stückgutbereich hat seinen ersten Tag. Wenn er die Packstücke ausliefert, soll er die Übergabe an den Empfänger mit dem Scanner dokumentieren, erklärt ihm der IT-Beauftragte des Unternehmens und übergibt ihm den großen Barcode-Scanner mit den vielen Knöpfen und Funktionen. "Häufig tauchen dann riesige Fragezeichen in den Augen des neuen Mitarbeiters auf", sagt Alexander von Essen, IT-Leiter bei GS Frachtlogistik. "Oder er kehrt ohne den digitalen Ablieferbeleg von der Tour zurück." In den meisten Fällen liegt das an Bedienungsfehlern, erklärt der IT-Spezialist auf dem 13. Euro-Log Praxisforum in Ismaning bei München. Die Geräte und die dazugehörige Software seien einfach viel zu kompliziert. Telefon ist smarter als der Scanner "Der Scanner ist out", verkündet von Essen. Deshalb hat der Logistikdienstleister GS die Scanner für die Fahrer abgeschafft und durch herkömmliche Smartphones ersetzt. Über die Kamera liest das Gerät den Strichcode aus und eine App verarbeitet die Daten: die Mobile-Track-App des IT-Dienstleisters Euro-Log. Neben dem Scannen übernimmt das Smartphone damit gleich mehrere Prozesse: Der Fahrer kann mit der Disposition kommunizieren, durch den Scan den Sendungsstatus erfassen, den Empfänger auf dem Gerät eine Ablieferquittung unterschreiben lassen oder Transportschäden per Foto dokumentieren und melden. Alles mit einer App. "Viele Leute, die in der Logistik arbeiten, sind einfach nicht dazu ausgebildet, mit komplizierter Technik zu hantieren", erklärt Euro-Log-Vorstand Jörg Fürbacher. Dort, wo es nicht ist, sollten Dinge nicht unnötig kompliziert sein. Die Lösung sieht er in Apps. "Eine App ist eine Anwendung, mit der ich intuitiv arbeiten kann. Der User versteht, was er machen muss, weil er vom Programm durch eine einfache Oberfläche geleitet wird", sagt Fürbacher. Daher will die Stückgutkooperation 24 Plus Systemverkehre ebenfalls den Scanner an den Nagel hängen und ihre Fahrer mit einer Smartphone-App ausstatten. Bisher nutzt das Unternehmen bereits mit "One Track" eine App zur Sendungsverfolgung für die Kunden und arbeitet mit Desktop-Apps (siehe Kasten rechts). "Als wir 1999 die ersten Scanner im Nahverkehr eingesetzt haben, war das ein großes Drama", erinnert sich Peter Baumann, Geschäftsführer bei 24 Plus. Der Schulungsaufwand sei exorbitant gewesen. "Die Fahrer hatten Angst davor, einen falschen Knopf zu drücken", sagt er. Auch ältere Fahrer fürchten sich nicht Die Umstellung auf die Smartphones und die App sei unkompliziert gewesen, versichert GS-IT-Leiter von Essen. "Ein Smartphone hat inzwischen ohnehin fast jeder in der Tasche. Damit können die Fahrer umgehen, davor haben sie keine Angst." Die Apps sind selbsterklärend. "Es gibt einen grünen Button für "Weiter" oder einen roten für "Abbrechen", sagt IT-Spezialist Fürbacher. Da könne der Mitarbeiter also nicht viel falsch machen. "Selbst unsere älteren Fahrer haben das sofort kapiert", berichtet von Essen aus der Praxis bei GS Frachtlogistik. Das spart viel Zeit bei der Einweisung. Sparen kann der Unternehmer sich auch hohe Investitionssummen, wenn er in der Ablieferscannung auf Smartphones und App umsteigt. "Das Telefon kostet, wenn man gut verhandelt und einen Vertrag abschließt, 16 Euro", sagt von Essen. "Für einen Scanner muss das Unternehmen dagegen um die 1500 Euro berappen." Auch teures Zubehör oder Ersatzteile reißen kein Loch mehr in die Kasse. "Wenn der Handy-Akku oder das Ladegerät kaputt geht, bieten Online-Shops für wenige Euro Ersatz an", versichert der IT-Leiter. Kein Fahrer geht tauchen "Sicher ist ein Industriescanner um einiges robuster", gibt Baumann von 24 Plus zu. Angeblich könne der Nutzer laut Herstellerversprechen mit dem Gerät sogar tauchen gehen. "Allerdings soll keiner unserer Fahrer während seiner Tour tauchen gehen", scherzt er. Wem die Consumer-Geräte zu zerbrechlich sind, rät Euro-Log Vorstand Fürbacher zu industrietauglichen Smartphones oder Scannern, auf denen auch Apps laufen. "Die kann der Nutzer auch runterfallen lassen", versichert er. GS Frachtlogistik nutzt solche Scanphones in der Halle zur Nahverkehrsbeladung. "Dort ist das Smartphone unpraktisch, die Reichweite ist zu gering", erklärt von Essen. Mit dem Scanphone, GS nutzt das Dolphin 6000 von Honeywell, könne man leicht aus sechs Metern Entfernung vom Stapler aus in den Sattelzug reinscannen. Auf den Geräten lassen sich auch Apps installieren, im Fall von GS Frachtlogistik die Mobile-Scan-App. "Wir haben also keine langen Konfigurationsphasen, sondern nehmen die neuen Scanphones aus der Verpackung und installieren die App", erklärt der IT-Leiter. "Der Hallenmitarbeiter kann sofort loslegen, die Handhabung ist ähnlich einfach wie beim Smartphone." "Apps sind schon in vielen Prozessen der Logistik angekommen", fasst Fürbacher zusammen. Gerade arbeitet Euro-Log an einer App-Lösung für Kanban-Versorgung und auch für das Behältermanagement gibt es die kleinen Anwendungen bereits. "Das einfache App-Prinzip wird sich durchsetzen", ist sich der Software-Spezialist sicher. Das App-Prinzip für die Schreibtisch-Arbeit Desktop-Apps bei 24 Plus Apps auf dem Smartphone sind einfach zu bedienen. Der Nutzer installiert sie auf seinem Gerät und kann direkt damit arbeiten."Mitarbeiter, die in der Disposition am Schreibtisch sitzen, arbeiten immer noch mit komplexen Suchmasken und Programmen, bei denen sie die meisten Funktionen gar nicht benötigen", sagt Peter Baumann, Geschäftsführer der 24 Plus Systemverkehre. Die Stückgutkooperation wollte daher die Erfahrungen und Vorteile von mobilen Apps an die Schreibtische bringen. In Zusammenarbeit mit Euro-Log hat das Unternehmen ein System von zentralen Apps entwickelt. Statt in einem großen Programm zu arbeiten, klicken die Mitarbeiter Icons für verschiedene Aufgaben auf ihrem Computer-Bildschirm an. Ein Icon zeigt zum Beispiel alle aktuellen Störfälle in der Auslieferung, ein anderes alle offenen Aufträge. Jeder Mitarbeiter installiert nur die Apps, die er für seine tägliche Arbeit benötigt. Gibt es zum Beispiel einen neuen Störfall, benachrichtigt die App den Nutzer aktiv. Wie bei einer Smartphone-Messenger-App erscheint eine kleine Zahl am Icon, die auf die Anzahl der neuen Nachrichten hinweist. Die Programme sind wie die mobilen Apps nur Anwendungsprogramme, das heißt, sie sind webbasiert. Die dazugehörigen Daten liegen in einer Cloud. ks

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