Der Optimismus schwindet langsam

Unternehmen, die die Entwicklung für das laufende Jahr planen, haben es gerade besonders schwer. Denn es hat den Anschein, als ob nichts mehr sicher ist: Etablierte Parteien verlieren den Rückhalt in der Bevölkerung; die Briten (zumindest einige von ihnen) wollen aus der EU raus, die Türken wollen unbedingt rein (koste es, was es wolle); und in den USA macht sich zwar mit Donald Trump ein Unternehmer auf, neuer Präsident zu werden - doch seine Unternehmerkollegen nicht nur in Deutschland befürchten Schlimmes, sollte ihm dieses Vorhaben tatsächlich gelingen. Solche unsichere Zeiten bedeuten Hochkonjunktur für wirtschaftliche Prognosen und Analysen, die versuchen, den Schleier der Verunsicherung ein wenig anzuheben und Antworten zu finden auf Fragen wie: Mit welchem Wirtschaftswachstum ist zu rechnen? Wird im gleichen Umfang die Transportnachfrage anziehen? Werden die Frachtraten stabil bleiben oder müssen die Beteiligten Abstriche machen? Aufwärtstrend zunächst gestoppt Bei der letzten Frage sieht es auf den ersten Blick so aus, als neigte sich das Pendel zugunsten der Verlader. Denn die Preise im nationalen Straßengüterverkehr haben im ersten Quartal 2016 leicht nachgegeben. Der VerkehrsRundschau-Index - der aktuellste Index für den Straßentransport in Deutschland - ist um 0,45 Prozent (0,55 Punkte) gesunken im Vergleich zum 4. Quartal 2015 und steht jetzt bei 121,56 Punkten (siehe Grafik Seite 18). Nach drei Quartalen in Folge mit Preissteigerungen stellt sich die Frage: War's das mit dem Anstieg der Frachtraten? Angesichts der dürftigen Ertragslage im Transportgewerbe (siehe dazu VR 11, Seite 22) könnte ein Ende dieses Trends für so manchen Dienstleister das Aus bedeuten. Doch der Rückgang kommt nicht überraschend. Denn das erste Quartal eines Jahres gilt generell als ein schwaches Quartal: Lkw-Frachtraum drückt in den Markt und damit auf die Preise. So stagnierte dann auch das Volumen bei der Hälfte der Befragten im ersten Quartal. Mit 26,25 Prozent war der Anteil der Unternehmen, die einen Rückgang der Transportmengen verzeichnet haben, höher als der Anteil derjenigen mit einem Auftragsplus (18,75 Prozent). Daher verwundert also der Rückgang der Frachtraten im ersten Quartal 2016 gegenüber dem Vorquartal nicht. Im Jahresvergleich (Quartal 1/15 zu 1/16) steht immerhin ein Plus von 1,04 Prozent oder 1,25 Punkte zu Buche. Angesichts nochmals gesunkener Dieselpreise (siehe Grafik Seite 21) könnte man die Ansicht vertreten, dass dieser Anstieg aus Sicht der Transportunternehmen durchaus positiv zu bewerten ist. Andererseits sind seitdem andere Kosten gestiegen: So ist die Maut ausgeweitet worden auf 1100 Kilometer Bundesstraßen und auf Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen Gesamtgewicht. Auch dem Personal mussten die Unternehmen Gehaltserhöhungen gewähren. Mehr Geld gaben die Dienstleister zudem für die Anschaffung der Lkw, Reparaturen und für Versicherungen aus. Den leichten Rückgang der Frachtraten kann man also mit jahreszeitlich bedingten Umständen erklären. Dennoch gibt es eine Reihe von Anzeichen, die zumindest auf eine Abschwächung des Wachstums hindeuten. Es ist vor allem die derzeit sich verschlechternde Stimmung in der deutschen Wirtschaft, die Sorge bereitet. So ist der Ifo-Index im Februar bereits zum dritten Mal in Folge gesunken. Da spielt sicher die hohe Zahl der Flüchtlinge eine Rolle, die nicht nur weite Teile der Bevölkerung, sondern auch die Wirtschaft beunruhigt. Neben diesem eher psychologischen Faktor sorgen aber auch handfeste Ereignisse wie die Turbulenzen an den Finanzmärkten zu Jahresbeginn, das langsamere Wachstum in China und Brasilien oder die nach wie vor schwächelnde Wirtschaft in Russland für Unruhe. Die Folge: Im Januar 2016 nahmen die deutschen Warenexporte saisonbereinigt um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat ab. Aber es gibt auch positive Entwicklungen. Hier ist vor allem die Inlandskonjunktur hervorzuheben. Die Einzelhandelsumsätze sind im Januar 2016 erneut um 0,7 Prozent gestiegen. Im Bausektor nahm die Produktion im Januar sogar um satte sieben Prozent gegenüber dem Vormonat zu. Und nicht zuletzt sinkt saisonbereinigt die Arbeitslosenquote. Die Nachfrage steigt, aber Wie bewerten die Verlader und Dienstleister nun die aktuelle Lage? Laut den Ergebnissen der VR-Umfrage bleibt die Branche auch in den kommenden Monaten auf einem Wachstumskurs: Die Logistikdienstleister prognostizieren für das zweite Quartal 2016 ein Wachstum von zwei Prozent gegenüber dem Vorquartal, die Verlader immerhin noch 1,6 Prozent mehr. Auch in den kommenden zwölf Monaten wird der Wachstumskurs beibehalten. Sowohl die Verlader wie auch die Dienstleister rechnen mit 1,9 Prozent mehr Menge (siehe linke Grafik Seite 20). Im Vorquartal waren die beiden Gruppierungen bei der Jahresvorhersage nicht so optimistisch gewesen (+0,9 Prozent bei den Dienstleistern, +1,2 Prozent bei den Verladern). Es sieht also danach aus, als sollte der Güterverkehr weiter zunehmen - eine Aussage, die sich auch in der Mittelfristprognose findet, die das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) letzte Woche veröffentlicht hat. Doch auf die Preise wird sich das kaum auswirken - so zumindest die Einschätzung der Teilnehmer am VR-Index. Dass es innerhalb der nächsten drei Monate keine große Bewegung gibt, war zu erwarten. Aber auch für die kommenden zwölf Monate halten sich die Befragten sehr zurück: Nur um 0,3 Prozent sollen die Frachtraten bis zum 1. Quartal 2017 steigen, so die Erwartung der Dienstleister. Auch die Verlader erwarten keine Preissprünge (+0,5 Prozent). Für die Dienstleister heißt das: Sie müssen weiterhin mit sehr spitzem Bleistift rechnen, sollen die absehbaren Kostensteigerungen vor allem beim Personal nicht ausschließlich zulasten ihres Ergebnisses gehen. Mehr finden Sie im Dossier Transportpreisewww.verkehrsrundschau.de/dossiers Kommentar Nur eine kurze Verschnaufpause 2015 war für die Transportbranche sicher eher ein besseres Jahr. Aber das ist Schnee von gestern. Und längst nicht jeder Logistikdienstleister hat tatsächlich von der guten Nachfrage im letzten Jahr profitiert.2016 werden die Karten neu gemischt. Die ersten Umfragen in der Transportbranche erwecken den Anschein, als müssten sich in diesem Jahr mehr Unternehmen mit einem schlechteren Blatt zufriedengeben als im Vorjahr: Die Erwartungen sowohl bei der Ifo-Befragung wie auch bei der Prognos-/ZEW-Umfrage fielen alle schlechter aus als im vorherigen Jahr. Zumindest bei der Mengenentwicklung bestätigt die VR-Umfrage diesen Trend nicht. Anders sieht es hingegen bei der Preisprognose aus: Hier ist Schmalhans Küchenchef. Sollten die Frachtraten in den nächsten zwölf Monaten tatsächlich nur um maximal 0,5 Prozent steigen, wird so mancher Dienstleister Probleme bekommen.Ein Anstieg der Insolvenzzahlen unter den Dienstleistern scheint dann wahrscheinlich. cd Michael Cordes, Redakteur Einmalige Benchmark-Analyse Mitmachen beim VR-Index lohnt sich gleich mehrfach Wollten Sie schon immer mal wissen, wo Sie mit ihren Frachtraten stehen? Werfen Sie als Verlader Geld zum Fenster hinaus und zahlen Sie zu viel im Vergleich zum Markt? Bekommen Sie als Transportdienstleister weniger Geld als ihre Kollegen und sollten daher höhere Preise durchsetzen?Wenn Sie auf diese Fragen Antworten suchen, machen Sie jetzt beim VerkehrsRundschau-Index mit. Die Teilnahme an der Online-Befragung ist kostenlos. Sie erhalten eine Benchmark-Auswertung, bei der Sie in einer Tabelle ablesen können, in welcher Preisklasse Sie um wie viel Prozent von den Durchschnittspreisen abweichen. Eine Analyse, die Sie nirgendwo sonst bekommen. Zudem wird ihre Teilnahme mit einem Geschenk belohnt, das umso größer ausfällt, je häufiger Sie mitmachen.Neugierig geworden? Dann wenden Sie sich an das Meinungsforschungsinstitut Kleffmann Group, das Ihnen Anonymität garantiert (Christina Gronowski, Tel.: 02591/9188-303). Mehr Infos unter www.verkehrsrundschau.de/index. cd

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