Der Fortschritt steckt hier im Detail

Eine neu gestaltete Front- und Heckpartie, jetzt auf Höhe der Gürtellinie angeordnete, neue Außenspiegel und ein überarbeiteter Armaturenträger. Das ist alles, was VW seiner sechsten Transporter-Generation optisch mit auf den Weg gab, um sich vom Vorgänger abzugrenzen. Weshalb sich nicht nur echten Bulli-Fans die berechtigte Frage aufdrängt: T6 oder nur T5-Facelift?VW spricht selbstredend von der Generation 6. Immerhin seien 75 Prozent aller Bauteile neu und bei Komfort, Antrieb und Sicherheit habe der T6 einen deutlichen Sprung gemacht. Ob das tatsächlich stimmt, davon konnte sich die VR zusammen mit einem kleinem Kreis ausgewählter Journalisten bereits überzeugen.Erstes Aufhorchen schon nach dem Schlüsseldreh - und zwar wortwörtlich: Der 2,0-l-TDI ist auch in den einfacher gedämmten Nutzfahrzeugversionen nochmals dezenter zu vernehmen. Weniger überraschend: Alle Schalter und Knöpfe des neuen Armaturenbretts sind VW-typisch übersichtlich angeordnet, die Bedienlogik erschließt sich auch Neulingen problemlos. Auch die Joystickschaltung flutscht wie eh und je durch die Gassen. In diesen Punkten bietet der Neue kaum Fortschritt zum Vorgänger.Spürbar überarbeitetes FahrwerkDafür aber mehr Ablagefläche. Neben dem Handschuhfach finden sich jetzt - bei den Transporter-Versionen allerdings offene - Fächer vor dem Beifahrer und auf der Mittelkonsole. Viel Kleinkram passt zudem in die neuen, größeren Türtaschen. Größte optische Neuerung ist allerdings das aus der Pkw-Abteilung entliehene Lenkrad. Das allerdings weiterhin den wenig handschmeichlerischen Kunststoff des Vorgängers trägt, weshalb wir auch im T6 raten, 142 Euro für das Paket "Lenkrad und Schaltknauf in Leder" zu investieren. In allen Lebenslagen verbindliche Rückmeldung bietet die Lenkung dagegen serienmäßig. Hier zahlt es sich aus, dass VW im Gegensatz zu manchen Konkurrenten auf eine elektrisch gesteuerte und nicht selten synthetisch anfühlende Steuerung verzichtet. Dafür nehmen wir gerne in Kauf, dass dadurch die Option auf einen Einparkassistenten weiterhin verwehrt bleibt.Gut zur Lenkung passt die neue Dämpferund Federungsabstimmung, die den T6 auch beladen auf dem Asphalt kleben lässt. Dabei bleibt der Transporter, der weiterhin im polnischen Posen montiert wird, aber in allen Lebenslagen komfortabel. Einziger Wermutstropfen: Das T5-typische Poltern der Vorderachse beim Überfahren von Bodenwellen blieb erhalten, wenn auch deutlich dezenter.Komplett überarbeitet haben will Volkswagen auch den 2,0 Liter großen TDI-Vierzylinder. Der arbeitet mittels SCR-Kat nun Euro-6-sauber, serienmäßig allerdings zunächst nur in den verglasten Modellen Kombi, Caravelle und Multivan. Die Kasten-, Pritschenwagen und Fahrgestelle sind bis zum Euro-6-Termin (September 2016) auch noch mit den bisherigen und günstigeren Euro-5-Einstellungen zu haben.Dafür soll die sauberere Version des, intern "EA288 Nutz" bezeichneten Common-Railers besser auf den Transporter-Einsatz abgestimmt sein. Was vor allem auf die Version mit 150 PS zutrifft, die laut VW den größten Verkaufsanteil haben wird. Weshalb man hier einen neuen VTG-Turbolader mit kleinerem Durchlass spendierte. Der baut deutlich früher Druck auf, weswegen das Aggregat trotz nur zehn Mehr-PS zum Vorgänger kaum wiederzuerkennen ist: Der Vierzylinder reagiert spontaner auf Gaspedalbefehle, ist stets präsent und rettet sich jetzt auch souverän aus dem Drehzahlkeller von 1100/min, ohne dass der Fahrer zum Schalthebel greifen muss.Der Griff zur 204 PS starken, aber auch 3350 Euro teureren Biturbo-Topversion ist daher reiner Luxus. Auch wenn´s hier dank satten 450 Newtonmetern Drehmoment nochmals nachdrücklicher zur Sache geht. Über einstufige Aufladung verfügen die beiden Einstiegsdiesel mit 84 oder 102 PS. Vor allem Letzterer bietet mit 250 Newtonmetern Drehmoment für viele Einsätze schon genug Kraft, auch wenn er niedrige Drehzahlen deutlich unwilliger pariert. Der weitaus größere Nachteil, den VW vom T5 leider ebenfalls übernahm: Die beiden schwächeren Diesel müssen weiterhin mit nur fünf Fahrstufen auskommen. Was auf der Autobahn die Drehzahl schon bei gemäßigtem Tempo 120 auf 2650/min klettern lässt. Dafür vorbildlich: Alle T6 verfügen jetzt serienmäßig über Motor-Start-Stopp, die jetzt spontaner beim Aus- und Anschalten arbeitet. Trotzdem bleibt abzuwarten, ob sich der angegebene Normverbrauch von 5,5 l/100 km in der Praxis halten lässt.Optional mit vielen AssistenzsystemenEbenfalls der Elektronik überlassen kann der T6-Fahrer nun das Einhalten des Sicherheitsabstandes. Zumindest, wenn er 930 Euro in den Abstandstempomaten investiert. Einmal aktiviert, misst das System per Radar den Abstand zum Vordermann, bremst und beschleunigt den T6 selbstständig. Sogar eine Autobahnausfahrt lässt sich so bis zum Stillstand absolvieren, ohne dass der Fahrer das Bremspedal bemühen muss. Ebenfalls der Sicherheit dient die City-Notbremse, die unterhalb von 30 km/h Hindernisse erkennt und gegebenenfalls eine Bremsung einleitet.Unter der dezent veränderten Hülle steckt also tatsächlich viel Neues und einiges an Verbesserungen. Und zusätzlich will VW übrigens die (Listen-)Preise gesenkt haben: Bei 23.035 Euro starten die T6-Kastenwagen, laut VW rund 1500 Euro unterhalb eines vergleichbaren T5. Allein deswegen wird es manchem leichter fallen, den Neuen als "echten" T6 zu akzeptieren.

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