Der Favorit schwächelt

Keine Frage, Duisport spielt Champions League. Der Duisburger Hafen nimmt eine wichtige Rolle unter den führenden Binnenhäfen in Europa ein. Und wenn es unter den europäischen Standorten einen solchen Wettbewerb wie im Sport geben würde, Duisport hätte schon so einige Pokale in der Vitrine stehen. Doch 2015 schwächelte der Favorit. Konnte Duisport-Chef Erich Staake auf der Bilanzpressekonferenz der letzten Jahre fast durchweg mit zweistelligen Wachstumsraten glänzen - egal ob beim Volumen, beim Umsatz oder beim Ergebnis - so ist dies dem größten Binnenhafen Europas 2015 in keiner Disziplin geglückt (siehe Kasten). Nun ist ein Wachstum von 9,6 Prozent beim Umsatz oder von 6,2 Prozent beim Umschlag immer noch sehr ordentlich, im Vergleich zu anderen Unternehmen sogar gut. Aber: An Champions-League-Teilnehmer werden nun mal andere Ansprüche gestellt. Stagnation in der zweiten Jahreshälfte Dabei lag der Binnenhafen Mitte 2015 noch voll auf Kurs. So verkündete Staake auf der Bilanzpressekonferenz im letzten Jahr das Ziel, beim intermodalen Umschlag zweistellig zulegen zu wollen. Doch mit Beginn des zweiten Halbjahres 2015 setzte der Abwärtstrend ein. "In den ersten sechs Monaten hatten wir noch ein zweistelliges Wachstum. In der zweiten Jahreshälfte hingegen stagnierte das Volumen", sagte Staake. Daher habe der Hafen die geplanten Investitionen in die Erweiterung der Umschlagkapazitäten im zweiten Halbjahr 2015 gestoppt: "Wir haben derzeit eine Gesamtkapazität von fünf Millionen TEU und damit 20 Prozent Reserve. Das ist ausreichend." E-Commerce-Anbieter zeigt Interesse Einen Strich durch die ursprünglichen Planungen hat Staake vor allem die weltweite Konjunktur gemacht: "Es gibt derzeit keinen Wachstumstreiber: Weder China noch USA, weder Indien noch Nordeuropa", sagt er und führt als weiteres Beispiel das verhaltene Wachstum in den großen Seehäfen an. "Erstmalig seit der Wirtschaftskrise 2008/2009 war bei den Nordseehäfen zwischen Hamburg und Le Havre ein leichter Rückgang beim Seecontainerumschlag zu beobachten", hielt Staake fest. Es gibt aber noch weitere Faktoren, die die Entwicklung in Duisburg eingebremst haben: die schwächelnde Stahlindustrie (siehe Interview), die Flächenknappheit in Duisburg, die Aktivitäten der Mittelmeerhäfen, die auch um Kunden in Süddeutschland buhlen, und nicht zuletzt die Sättigung bei der Containerisierung von Gütern. Aber Staake hatte nicht nur Hiobsbotschaften parat: Er berichtete über Ansiedlungserfolge auf den verschiedenen Arealen, die Duisport außerhalb des Hafens bewirtschaftet. So sei man kurz davor, auf Logport IV nach einem Logistikzentrum für die Steinhoff-Gruppe ein weiteres Unternehmen anzusiedeln. Staake verriet nicht den Namen, sagte aber, dass es sich um ein Unternehmen aus dem E-Commerce-Umfeld handele. Und wie es sich für einen Champions-League-Teilnehmer gehört, guckt sich Duisport auch im Ausland nach Verstärkung um - mit dem Unterschied zum Sport, dass die Akteure nicht nach Nordrhein-Westfalen kommen, sondern Duisport vor Ort aktiv wird. So soll an der chinesischen Grenze in Urumqi das größte Umschlagund Schienenhub Chinas entstehen. Laut Staake sind bereits Verträge unterzeichnet worden, nach denen Duisport die dortigen Betreiber unterstützt. So könnte der Hafen mit dazu beitragen, dass künftig noch mehr Züge zwischen Duisport und China fahren. Wachstum sieht Staake auch auf der Route über die Türkei und Iran nach China. In der Türkei plant man zusammen mit der Arkas Holding den Bau eines neuen Intermodal-Terminals. "Auf dieser Route wird die Musik spielen", erhofft sich Staake Wachstumsimpulse auch für Duisport. Impulse, die notwendig sind. Denn das Jahr 2015 wird keine einmalige Schwächeperiode sein. "Die goldenen Zeiten sind vorbei", lautet die wenig erbauliche Feststellung von Staake. Und er setzte noch einen drauf: "Diese Zeiten sind auf lange, lange Zeit vorbei", so seine Prognose. Auch wenn der größte Binnenhafen Europas damit seine Vorrangstellung nicht verliert: Der Cheftrainer des Duisburger Hafens stellt das Umfeld schon mal darauf ein, dass in Zukunft das Wachstum nicht mehr so üppig sein wird. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Duisport www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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