Denkanstöße für die richtige Lösung

Nahezu täglich gründen sich derzeit Logistik-Start-ups. Mit der Folge, dass es für Transport- und Speditionsunternehmen immer schwieriger wird, den Überblick zu behalten. Und vor allem, für sich herauszuarbeiten, was diese neuen Anbieter für sie bedeuten. Neue Chancen oder möglicherweise gar die Gefahr, dass ihre Auftraggeber sie künftig übergehen und ihre Transportaufträge direkt über solche Plattformen abwickeln? Skaleneffekte durch Kooperation Auf ihrem zweiten Innovationstag in Düsseldorf brachte die mittelständische Kooperation LogCoop deshalb nun Logistik-Start-ups und mittelständische Transport- und Speditionsunternehmen an einen Tisch - moderiert von Stefan Iskan, Professor für Logistik und Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Ludwigshafen und Experte in den Feldern Logistikmanagement und Industrie 4.0. Seit Jahren begleitet er Manager und Führungskräfte aus der Logistik- und Automobilindustrie. In seinem Einstiegsvortrag machte Iskan den rund 130 Firmenchefs in Düsseldorf Mut: "Speditionen mit Laderaum und einem Netzwerk haben im hart umkämpften Transportmarkt einen entscheidenden Vorteil", unterstrich er. Und: "Kleine und mittelständische Transport- und Speditionsbetriebe müssen sich nicht hinter Konzernen verstecken, wenn sie als starke Einheit am Markt auftreten." Denn grundsätzlich haben laut Iskan große Dienstleister gegenüber kleinen nur zwei entscheidende Wettbewerbsvorteile: Sie verfügen über größere Kapazitäten und können ihre Services zu günstigeren Konditionen anbieten. "Durch Kooperationen lässt sich dieser Grundsatz aber aushebeln", so der Logistikexperte. "Denn als Teil eines Netzwerks kann eine Spedition auf den Laderaum der Partner zurückgreifen und Skaleneffekte nutzen, um die eigenen Kosten und damit die Preise für ihre Kunden zu reduzieren." Der Speditions- und Logistikexperte warnte aber auch vor einem zu aggressiven Preiskampf im Gewerbe. Am Ende werde nicht derjenige gewinnen, der konsequent der günstigste Anbieter auf dem Markt ist. "Ich bin mir nicht sicher, ob Spediteure sich ihrer Systemrelevanz bei den Kunden bewusst sind." Demnach können sich Transportunternehmen eine vernünftige Preispolitik sogar leisten, ermutigt Iskan diese zu mehr Selbstbewusstsein gegenüber Auftraggebern. Allerdings werde durch die starke Konkurrenzsituation im Transportmarkt das ökonomische Prinzip von Angebot und Nachfrage nach wie vor ausgehebelt. Sprich: Trotz des anhaltenden Laderaummangels steigen die Transportpreise vielerorts nicht so stark, wie sie es den Marktgesetzen gemäß tun müssten. Fehlende Übersichtlichkeit verunsichert Kernthema des diesjährigen Innovationstages war aber ganz eindeutig die Digitalisierung, die sich als roter Faden durch den gesamten Kongress zog. Denn durch die gezielte Präsentation ausgewählter Logistikplattformen wollte Marc Possekel, Geschäftsführer der LogCoop, vor allem eines erreichen: "Ein Stück weit Transparenz in den Markt zu bringen." Denn es liege häufig eben an dieser fehlenden Übersichtlichkeit, dass noch zu wenige mittelständische Speditionen mit den neuen digitalen Start-ups kooperieren. "Kooperationsmöglichkeiten gibt es wie Sand am Meer", so Possekel. Die Frage sei nur, woher ein Spediteur wissen solle, welches Logistik-Start-up für ihn das richtige sei. Und vor allem empfinde und definiere jedes Unternehmen den Nutzen einer solchen Zusammenarbeit immer für sich. Die Vorteile seien also sehr subjektiv und dadurch sehr unterschiedlich. "Einen konkreten Kriterienkatalog für Unternehmen, anhand dessen sich Transportplattformen zuverlässig bewerten lassen, gibt es deshalb nicht", erklärt Possekel. Das genau sei die Krux, dies müsse jedes Unternehmen für sich selbst entscheiden - allerdings sei LogCoop gerne bereit, diese in diesem Prozess mit Ideen und Erfahrungswerten zu unterstützen. Ein wichtiger erster Schritt dazu war die Konferenz in Düsseldorf. Sie gab den Mittelständlern nun Einblick in die Lösungen diverser Logistik-Start-ups. Allein sieben Transportplattformen präsentierten ihre Lösungen: Arvato Smart Logistics, Cargonexx, Conizi, FreightHub, Logenios, Synfioo und Xenata. Während sich Cargonexx an Straßen-Transportunternehmen richtet, ist Xenata eine Lösung für Seefrachtspediteure. Cargonexx zielt auf die Vergabe von Transportaufträgen zu tagesaktuellen Frachtpreisen. Selbstlernende Algorithmen ermitteln diese und sollen in Zukunft auch die Fahrzeugauslastung durch eine vorausschauende Tourenplanung und ein vorausschauendes Matching von Teilladungsverbindungen maximieren können. Und die Benchmarking-Plattform Xenata verspricht ihren Kunden Wettbewerbsvorteile durch Preistransparenz in der Seefracht. kkk Und mit welchen dieser Anbieter werden die einzelnen Speditionspartner der Log-Coop nun in den kommenden Wochen Kontakt aufnehmen? Noch ist das offen, Possekel ist sich aber sicher: "Wir haben es mit unserer Konferenz auf alle Fälle geschafft, Denkanstöße zu geben." Außerdem sei er jederzeit bereit, eine passende Plattform für den jeweiligen Interessenten zu finden. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Start-ups" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Daten + Fakten Kooperation LogCoop Die LogCoop ist eine Kooperation für mittelständische Unternehmen der Transport- und Logistikbranche. Gegründet wurde LogCoop im Jahr 2013. Mittlerweile zählt die Kooperation über 120 Mitglieder. Das Netzwerk bietet nach eigenen Angaben den Unternehmen Einkaufsvorteile, branchenübergreifenden Wissensaustausch, die Information über zukunftsweisende Innovationen sowie branchenspezifische Lösungen rund um die Logistik.Vor zwei Jahren wurde zudem das LogCoop-Lagernetzwerk gegründet, in dem über 70 Mitglieder aus Deutschland, Belgien, Österreich, der Schweiz und Ungarn zusammenarbeiten und ihre Lagerkapazitäten zu insgesamt 3,1 Millionen Quadratmeter Lagerfläche bündeln. eh

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