Hamburg. Eine Gruppe von Protestlern versammelte sich laut der britischen Schifffahrtsplattform allaboutshipping.co.uk vor kurzem vor dem Gebäude des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg, um gegen die Praxis des „Beaching“ (Anm. d. Red.: Strandung von Schiffen) in Bangladesch und Indien zu protestieren. Zur gleichen Zeit stellte die Linkspartei im Hamburger Senat Fragen zur Schiffsverschrottung der deutschen Reederei Hapag-Lloyd und anderer Schiffseigener aus Hamburg. „Die Schiffsverschrottung auf den Stränden in Südasien ist eine hochdramatische Praxis, die menschliches Leben und die Umwelt in Gefahr bringt. Natürlich muss die Stadt Hamburg hier Verantwortung übernehmen – als größter Teilhaber von Hapag-Lloyd und als Standort für die Schifffahrtsindustrie. Die Hansestadt hat die Möglichkeit die sozialen und umweltbezogenen Standards des Staates und teilweise staatseigenen Unternehmen zu beeinflussen, um mit einem guten Beispiel voranzugehen. Der Senat sollte sich umgehend mit Hapag-Lloyd zusammensetzen und an einer nachhaltigen Lösung für das Schiffsrecycling arbeiten“, sagte Norbert Hackbusch, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Linkspartei und Sprecher für Haushalt, Kultur und Hafen.
Der Hamburger Senat unterstrich in seiner Antwort, dass die deutsche Handelsflotte eine der jüngsten und modernsten der Welt ist und somit Schiffs-Recycling kein bedeutendes Thema ist. Trotzdem wurden in 2013 insgesamt 68 alte Schiffe zum Beaching gebracht. Damit befindet sich Deutschland in Europa auf Platz zwei hinter Griechenland. Normalerweise wird das Schiff von einem Mittelsmann übernommen, der dem Schiffseigner garantiert, das Schiff weiter zu betreiben. Tatsächlich aber wird das Schiff meist direkt nach Südasien zur Verschrottung gesendet. „Es ist naiv zu glauben, dass die Schiffseigner nichts von dieser Praxis wissen“, erklärte Patrizia Heidegger, Geschäftsführerin der Brüsseler Nichtregierungsorganisation „shipbreakingplatform.org“. „Die neu in Kraft getretene EU-Regelung zum Schiffs-Recycling ist aufgrund eines maßgeblichen Aspekts wirkungslos. Durch das Ausflaggen des Schiffes kann die Verordnung leicht umgangen werden. Momentan sind schon Dreiviertel der deutschen Schiffe, die zur Abwrackung in Südasien vorgesehen sind, in einem Nicht-EU-Land registriert. Daher benötigen wir dringend finanzielle Mechanismen, um ein nachhaltiges Recycling zu gewährleisten. Die Europäische Kommission arbeitet momentan an einer Liste von konformen Recycling-Werften, die die höchsten umweltbezogenen und sozialen Standards einhalten“, sagte die Linken-Europaabgeordnete Sabine Wils. (rup)