Das Damoklesschwert

Die Sondierungsgespräche zwischen dem Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV), dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall und der Gewerkschaft IG Metall in der Kontraktlogistik stocken. "Bislang gibt es kein Ergebnis", räumt DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster ein. Seit Dezember 2016 führen die Verhandlungspartner Sondierungsgespräche. Ziel ist es, sich auf Eckpunkte zu einigen, auf deren Basis danach die DSLV-Landesverbände und Landesbezirke der Gewerkschaft Tarifverträge aushandeln können. Hintergrund war die Ankündigung der IG Metall, bundesweit einen einheitlichen Manteltarifvertrag in der Kontraktlogistik etablieren zu wollen. Dafür hatte sie in 2016 eine bundesweite Tarifkommission gebildet. Bis zu 90 Prozent Entgeltunterschiede Kein Wunder, dass Speditionen und Kontraktlogistiker derzeit bangen. "Denn die Differenzen zwischen den Speditions- und Logistiktarifen sowie den Tarifen der Metallindustrie sind nach wie vor enorm", betont Jan Wulfetange, Leiter Arbeits-, Sozial- und Tarifrecht beim DSLV. Um bis zu 90 Prozent, sagt er, könnten die Entgelte im Extremfall auseinanderliegen. Denn in der Logistik gebe es weder eine 35-Stunden-Woche noch seien dort Leistungszulagen üblich. Auch die Höhe des Weihnachts- und des Urlaubsgeldes falle laut Wulfetange regional sehr unterschiedlich aus. Doch der Druck seitens der IG Metall in der Kontraktlogistik steigt. Gerade in den letzten Jahren hat die Gewerkschaft häufig höhere Löhne durch Haustarifverträge bei Dienstleistern durchgesetzt, die für die Industrie produktionsnahe Logistikservices erbringen. Verdi, traditioneller Tarif-Verhandlungspartner der Speditionen, gerate indes in der Logistik "zunehmend ins Hintertreffen", sagt Huster. Ob sich Verdi aus strategischen Gründen zurückhalte oder ob dies einer schwächeren Position geschuldet sei, weiß man nicht. Fest steht für Huster aber: Die in 2016 erfolgte Zuständigkeits-Einigung zwischen Verdi und IG Metall in der Kontraktlogistik ist "obsolet". "IG Metall hält diese Einigung nicht ein", sagt Huster. "Stattdessen weitet sie ihren Zuständigkeitsbereich sogar aus." So erachte sich die Gewerkschaft auch für Speditionen zuständig, die außerhalb des Werksgeländes unter anderem auch Produktionslogistik-Aufgaben für Zulieferer oder OEM erbringen. 2016 hatten Verdi und IG Metall sich noch darauf verständigt, dass ein Kontraktlogistiker nur in den Organisationsbereich der IG Metall fällt, wenn er seine Tätigkeit auf dem Werksgelände eines Industriebetriebs erbringt. Damit wäre, so Huster, der DSLV auch einverstanden. "IG Metall beansprucht aber letztlich die tarifliche Zuständigkeit für die gesamte Wertschöpfungskette, einschließlich der Logistik." Problem: "Der Gewerkschaft fehlt die fachliche Kompetenz für eine klare Abgrenzung der vielfältigen logistischen und speditionellen Tätigkeiten", moniert er. Das Risiko des Flächenbrands Für Huster steht fest: Einen einheitlichen Flächentarif, wie ihn IG Metall will, kann es mit dem DSLV nicht geben. Denn einerseits unterzeichnen die Landesverbände am Ende die regional auszuhandelnden Tarifverträge. Andererseits müssen die betroffenen Tätigkeitsprofile klar definiert sein. Sonst würde das Vorgehen von IG Metall in der Logistikbranche "einen Flächenbrand auslösen", warnt er. Gut möglich, dass dann Kontraktlogistik-Aufgaben sogar fallweise nicht mehr in Deutschland, sondern im benachbarten Ausland erbracht werden, beschreibt er ein Szenario. Umso wichtiger sei es, fordert Huster, dass der Verhandlungsgegenstand klar gefasst wird. Voraussetzung dafür sei, dass IG Metall den räumlichen und inhaltlichen Wirkungsrahmen genau definiere. Bisher wird nur pauschal von der Wertschöpfungskette gesprochen. Dazu gehören aber Transport, Spedition und Logistik gleichermaßen. Für Ende März wurden weitere Gespräche zwischen DSLV, Gesamtmetall und IG Metall terminiert. Der Weg zur Einigung scheint aber weit - vielleicht zu weit. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Kontraktlogistik" www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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