Damit's am Ende passt

Wer Fachzeitschriften wie die VerkehrsRundschau durchblättert, stolpert fast zwangsläufig über Angebote wie "All-in Leasing für einen Kastenwagen für 249 Euro im Monat ohne Anzahlung" oder "Sattelzugmaschine, Hochdachkabine, 450 PS, für 1299,- Euro inkl. Wartungsvertrag". Das klingt gut. Und bestimmt sind die Angebote bei bestimmungsgemäßer Nutzung und altersbedingtem Verschleiß auch seriös. Und die Anbieter locken beim Leasing mit gesicherter Nutzung, verbleibender Liquidität und vor allem kalkulierbaren Kosten über den Nutzungszeitraum. Dennoch mahnt TÜV SÜD, dass am Ende der Vertragslaufzeit durchaus vier- oder gar fünfstellige Zusatzkosten drohen können. "Es gibt Klauseln in den Verträgen, die manche Nutzer nicht oder nur oberflächlich lesen. Verstoßen sie aber dagegen, kann es teuer werden - vor allem auch, weil man beim Leasing meist nicht die Möglichkeit hat, das Fahrzeug am Ende der Laufzeit zu übernehmen. Stattdessen muss der Leasingnehmer für Schäden oder abgefahrene Reifen aufkommen", so Dieter Roth, Senior Manager bei TÜV SÜD Auto Service GmbH und verantwortlich für das Truck & Bus-Segment. Erwerb und Versicherung trennen Als einen Tipp hat Roth, Leasing- und Versicherungsvertrag zu trennen. "Es liegt im Trend, dass die Anbieter beides kombinieren. Das aber nimmt oft dem Nutzer die Möglichkeit des Vergleichs und auch der persönlichen Vereinbarungen." Entsprechen die Vertragsklauseln nicht den Vorstellungen des Leasingnehmers, sollte er lieber bei seiner bisherigen Gesellschaft bleiben oder Vergleichsangebote anderer Gesellschaften einholen. Grundsätzlich unterscheidet man beim Leasing die Abrechnung nach Kilometern sowie das Restwert-Leasing. Bei Variante eins kann der Leasingnehmer über die Laufzeit die vereinbarte Kilometerleistung abfahren. Für Mehrkilometer muss am Ende bezahlt werden, Minderkilometer bekommt man erstattet - meist sind allerdings Mehrkilometer teurer als die Vergütung für Minder-Fahrleistungen. Beim Restwertleasing veräußert der Leasinggeber das Fahrzeug meist an Dritte. Wird dabei nicht der gewünschte Preis erzielt, muss der bisherige Leasingnehmer für die Differenz aufkommen. Restwertverträge sind kritisch "Vor solchen Verträgen kann ich nur warnen", meint Dieter Roth. "Denn der Marktwert am Ende der Laufzeit hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, auf die der Kunde keinen Einfluss hat." Beispiel wäre etwa ein massiver Wertverfall, weil beispielsweise Städte Einfahrtssperren für Fahrzeuge bestimmter Schadstoffklassen verhängen - und das Leasingfahrzeug davon betroffen ist. Auch wenn beim Leasing üblicherweise kein Kauf vorgesehen ist, sollte man sich diese Option trotzdem offenhalten. "Es gibt trotz der entsprechenden Gesetzgebung Möglichkeiten dazu", so der TÜV SÜD-Experte. Ungeachtet der Leasingform wird das Fahrzeug am Ende der Laufzeit begutachtet. "Dann geht es um die klassische Frage: ist der Kratzer eine 'übliche Gebrauchsspur' oder doch 'übermäßiger Gebrauch', also ein Schaden", erläutert Dieter Roth. "Wir als TÜV SÜD machen solche Gutachten für eine Vielzahl von Herstellern und Leasinggebern und haben daher enorme Erfahrungswerte, was Abnutzung und was Schaden ist. "Diese Erfahrungen bringen aber längst nicht alle Gutachter mit." Roth hat deshalb einen weiteren Tipp parat: "Oft versuchen Gutachter im Sinne des Auftraggebers und damit des Leasinggebers, die kompletten Reparaturkosten eines Schadens dem Leasingnehmer anzulasten. Das ist aber unzulässig. Einzig der Minderwert darf in Rechnung gestellt werden." Zudem, so der Hinweis vom Lkw- und Busspezialisten, darf für diesen Minderwert keine Umsatzsteuer in Ansatz gebracht werden. Ein weiterer Fallstrick wäre ein Unfall während der Leasingzeit. In dem Fall könnte der Leasinggeber selbst bei entsprechend sach- und fachgerechter Reparatur bei Vertragsende eine Wertminderung in Ansatz bringen. "Ist das Risiko eines Unfalls hoch, rate ich, eine Zusatzversicherung abzuschließen, die eine solche Differenz am Ende der Laufzeit erstattet", rät Dieter Roth. "GAP"-Versicherung kann gut sein Der TÜV SÜD-Experte weist noch darauf hin, dass vor allem im Fall eines Totalschadens erhebliche Differenzzahlungen fällig werden können. "Da sind dann die Beiträge für die Versicherung sicher das kleinere Übel." Die Höhe einer sogenannten GAP- (engl. für Lücke)Versicherung liegt im niedrigen zweistelligen Eurobereich und kostet allemal weniger als eine Vollkasko - die im Übrigen nur in den ersten Monaten den Nennwert des Lkw oder Trailers ersetzt. Inzwischen ist auch das Leasing gebrauchter Nutzfahrzeuge im Trend. Auch dafür hat Dieter Roth ein paar hilfreiche Tipps: "Vereinbaren Sie auch beim Gebrauchterwerb mindestens eine einjährige Garantie und nicht nur die gesetzliche Gewährleistung. Das mindert Ihr Kostenrisiko bei unliebsamen Überraschungen. Denn mit zunehmendem Alter und Laufleistung, das zeigt nicht zuletzt unser TÜV-Report Nutzfahrzeuge, steigt die Zahl an Mängeln überproportional. Der TÜV SÜD-Experte ist sich sicher: Wurde erst einmal mit Reparaturen begonnen, entwickelt sich vielfach ein Fass ohne Boden. "Wer dann erst verkauft, macht enorme Verluste." Nutzer sollten nach Ansicht von Roth vor allem auf Themen wie Mängel an Fahrwerk und Antriebsstrang sowie Ölundichtigkeiten bei Motoren, Getrieben und Achsen achten. Auch in dem Punkt gibt der HU-Report Hilfestellung. Alternativen überdenken Das kommt noch mehr zum Tragen, wenn gekauft wird - und somit keine Möglichkeit besteht ein "Montagsauto" wieder an den Hersteller oder Leasinggeber zurückzugeben. "In Anbetracht der aktuell günstigen Zinsen kann ein Kauf mit Finanzierung durchaus interessant sein", rechnet Roth vor. "Ehe Sie also leasen, sollten Sie durchaus eine Anfrage bei der Hausbank machen und sorgfältig rechnen." Ungeachtet der Anschaffungsart ist sich der TÜV SÜD-Experte aber sicher, dass es am Ende des Tages am besten ist, alle Wartungstermine durchzuführen, Unfallschäden sorgfältig zu beheben - im Falle des Leasings auch zu melden und selbst kleinere Reparaturen zeitnah durchzuführen. "Egal ob man den Lkw oder den Trailer nach Ablauf der Leasingzeit zurückgibt oder ein im Eigentum befindliches Fahrzeug als Gebrauchter vermarktet. Es erspart Ärger bei der Vertragsbeendigung, sichert höhere Restwerte und macht sich schon während des Betriebs bemerkbar durch höhere Zuverlässigkeit und weniger Ärger bei Kontrollen." TÜV SÜD Ansprechpartner TÜV SÜD Auto Service GmbH, Dieter Roth, Senior Manager Business Development Truck & Bus Tel.: +49 (0)9 41/6 45-11 E-Mail: dieter.roth@tuev-sued.de

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