Containerzugverbindung nach Moskau

Containerzugverbindung nach Moskau Pionier unter Pionieren DB Schenker hat Mitte Juni eine neue Containerzugverbindung von Duisburg nach Moskau aufgenommen. Damit betritt der Anbieter für Schienengüterverkehr einen Markt, auf den sich bisher erst wenige Unternehmen gewagt haben. Nur noch sieben Tage braucht der „Moscovite“, früher dauerte die Fahrt oft doppelt so lang. 2200 Kilometer legt der Zug dabei von Duisburg durch Polen und Weißrussland bis nach Moskau zurück. „Damit kommen wir schon in die Nähe der Laufzeiten der Straße“, betont Sabine Bund, Geschäftsführerin von Trans Eurasia Logistics (TEL), ein unter anderem von der Deutschen Bahn (DB) und den Russischen Eisenbahnen (RZD) gegründetes Joint Venture. TEL betreut die neue Containerzugverbindung von DB Schenker, die seit dem 12. Juni einmal wöchentlich zwischen Duisburg und Moskau verkehrt (siehe Karte Seite 31). Hupac bietet eine Verbindung nach Russland bereits seit 2008 an. Täglich gehen Züge von Ludwigshafen und Duisburg über Schwarzheide ins südpolnische Slawkow. Dort wird die Ware aus ganz Westeuropa in Shuttlezügen gebündelt und umgespurt. „Inklusive Zollabwicklung dauert das etwa einen Tag“, erklärt Alberto Grisone, Business Manager Project Development & Strategy bei Hupac. Ab Slawkow kümmert sich das russische Partnerunternehmen Russkaya Troya, eine Tochter der RZD und der Far Eastern Shipping Company, um den Zug, der dreimal die Woche über die Ukraine weiter in die russische Hauptstadt fährt. Insgesamt brauche er von Schwarzheide nach Moskau sechs Tage. Zoll an russischer Grenze kompliziert Neben dem zeitaufwendigen Umschlag von der europäischen Normalspur auf die russische Breitspur kann die komplizierte Zollabwicklung an der russischen Grenze für Probleme und Zeitverzögerungen sorgen. Der durchgängige Frachtbrief, der auch für die russischen Zollregeln gültig ist, soll die Abfertigung beschleunigen und die Reexpedition, also die Weiterleitung von Sendungen mit neuem Frachtbrief, an der polnisch-weißrussischen Grenze überflüssig machen. Aufgrund der zweieinhalbjährigen Erfahrung auf der Strecke gibt es bei Hupac laut eigenen Angaben keine Probleme bei den Formalitäten. Seefracht ist billiger, dauert aber länger Bei den Kosten hält sich Hupac bedeckt. „Unsere Preise sind im Vergleich zum Straßengüterverkehr einigermaßen wettbewerbsfähig“, heißt es aus dem Unternehmen. Auf Anfrage erklärt ein Spediteur, dass er für einen LKW-Transport mit Verzollung eines 20-Fuß-Containers mit Zwei-Mann-Besatzung von Duisburg nach Moskau etwa 6000 Euro verlangt. Es gebe aber auch Anbieter auf dem Markt, die diese Leistung bereits für 3500 Euro anbieten. Im Preisvergleich stellen laut Hupac eher die Ostseeverkehre eine Konkurrenz dar. Der Transport mit dem Schiff dauert jedoch laut Angaben von TEL zehn bis zwölf Tage inklusive Nachlauf von St. Petersburg mit Zug oder LKW und bietet damit nicht den Vorteil des schnelleren Transports über die Straße beziehungsweise Schiene. DB Schenker ist beim Thema Preis auskunftsfreudiger: „Der Preis richtet sich nach dem Leistungsumfang“, erläutert TEL-Geschäftsführerin Bund. Der Transport eines Containers inklusive Terminalhandling, Containergestellung und Straßennachlauf in Moskau liege beispielsweise bei etwa 2400 Euro. Zu den Kunden von TEL gehören Spediteure wie die Schenker AG, Kühne + Nagel oder Trans-Container. Beladen waren die ersten Züge in die russische Hauptstadt unter anderem mit elektronischen Produkten und Chemiegütern. Die Auslastung war dabei laut Bund für die erst kurze Laufzeit der Verbindung sehr gut und in beide Richtungen in etwa gleich hoch. Auch die Kunden von Hupac kommen in erster Linie aus der chemischen Industrie. „Dieses Segment hat eine hohe Affinität zum Schienengüterverkehr“, erklärt Grisone. Bei chemischen Produkten handelt es sich meist um flüssiges Massengut, das in größeren Mengen besser auf der Schiene transportiert werden kann. Im Gegensatz zu TEL musste Hupac während der Wirtschaftskrise 2009 bereits ein erstes Tief bei der Auslastung durchschreiten. „In dieser Zeit sind wesentlich weniger Züge gefahren“, berichtet Grisone. Seit diesem Jahr seien Auslastung, Nachfrage und Volumen wieder gestiegen. Konkurrenz auf der Schiene sieht Grisone nicht. „Wir machen erste strategische Schritte in diesen großen Markt, in dem es nicht so viele Anbieter gibt wie beispielsweise bei Nord-Süd-Verbindungen“, sagt der Business-Manager. Es werde sicher etwas dauern, bis auf diesem Markt mehrere wettbewerbsfähige, regelmäßige Verbindungen angeboten werden können. „Wir gehen aber davon aus, dass der russische Markt eine Zukunft hat, weshalb wir Investitionen als sinnvoll erachten“, ergänzt er. Einen Vorteil hat der Schienen- gegenüber dem Straßentransport, der im Schnitt ein oder zwei Tage weniger dauert: „Der ‚grüne Moscovite‘ ist aufgrund der besseren Öko-Bilanz eine gute Alternative zum LKW“, heißt es aus dem Hause DB Schenker. Mit 24 Gramm CO2-Emission pro Tonnenkilometer liege der Schienentransport zwei Drittel unter dem Emissionswert eines LKW-Transports auf dieser Strecke. Anbindung nach China wird diskutiert Ob und wann es künftig Verbindungen von Russland weiter nach China geben wird, ist noch unklar. Hupac hat bereits erste Testfahrten nach Südkorea unternommen. Die Verbindung von Antwerpen über die transsibirische Achse nach Vladivostock an der russischen Ostküste dauert 20 Tage. Von dort aus wird die Ware mit dem Schiff nach Südkorea gebracht. Auch China soll an das Netz angebunden werden. „Dort sind allerdings die betrieblichen und administrativen Abläufe ziemlich kompliziert“, erklärt Grisone. Doch der Logistikdienstleister sei zuversichtlich, in absehbarer Zeit feste Verbindungen nach Südkorea und China anbieten zu können. Aktuell diskutiert auch DB Schenker mit Kunden über eine China-Anbindung. „Allerdings ist es noch zu früh, um hier genauere Angaben zu machen“, sagt Hans-Georg Werner, Leiter Region East der DB Schenker Rail und Sprecher der TEL-Gesellschafterversammlung. Derzeit arbeite das Unternehmen erst daran, das Angebot bis Herbst auszuweiten. Außerdem sollen die Transporte von Duisburg nach Moskau beschleunigt werden. Dann soll der Zug die 2200 Kilometer auch in weniger als sieben Tagen zurücklegen können. ❙❚■ Annika Binder Vom Duisburger Umschlagterminal (Bild) aus begeben sich die Waggons auf die 2200 Kilometer lange Reise nach Moskau Schwerpunkt Bahn Containerzugverbindung nach Moskau Schienengüterverkehr zwischen Duisburg und Moskau Russland ist vor allem aufgrund seiner Größe prädestiniert für den Schienengüterverkehr Der „Moscovite“ fährt ab Duisburg über die Stationen Frankfurt/Oder und Warschau nach Brest. Dort wird von der europäischen Normalspur (1435 Millimeter) auf die russische Breitspur (1520 Millimeter) umgespurt und über Minsk nach Moskau weitergefahren. Hupac spurt dagegen im polnischen Slawkow um. ab ● Moskau ● Minsk Frankfurt/Oder● Duisburg ● Schwarzheide ● ● Brest Warschau ● ● Kiev ● Slawkow ● Ludwigshafen

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