St. Petersburg. Der Beginn einer Reform der Zollstruktur hat sich für die Spediteure in St. Petersburg zu einer veritablen Krise ausgewachsen: Zwei der sieben Zollämter für LKW-Transporte in der russischen Metropole wurden vom Zoll im April ohne Vorwarnung geschlossen. Betroffen sind die Zollämter Wyborgski und Piskarjowski im Norden der Stadt, die bisher vor allem für den über Finnland kommenden Import genutzt wurden. Sie befinden sich auf dem Territorium privat finanzierter Logistikzentren, die erst vor zwei Jahren in Betrieb gingen. Damals verfolgte der russische Zoll die Politik, die Zollämter aus der Innenstadt an die Ringautobahn zu verlegen, so die Wirtschaftszeitung „Delowoj Peterburg“. Nun soll die Zollabfertigung so weit wie möglich an die Staatsgrenzen und in den Hafen verlegt werden: Bis 2020 sollen in Petersburg nur zwei Zollämter übrig bleiben, eines für Messegüter und eines für Komponentenzulieferungen an die dortigen Auto-Montagewerke. Insgesamt sollen in der Nordwestregion 17 Zollämter geschlossen und durch 13 Zoll-Logistikzentren in Grenznähe ersetzt werden. Die von den beiden geschlossenen Punkten täglich abgefertigten rund 250 LKW drängen jetzt vor allem auf das Zollterminal Juschny, das dem Ansturm jedoch nicht gewachsen war: Die Wartezeiten für die LKW-Fahrer erreichten bis zu einer Woche, 400 bis 600 Fahrzeuge stauten sich zurück. Dabei werden, so Michael Breiter von der Petersburger Niederlassung der Lübecker Spedition Schulz & Söhne, noch LKW an der Grenze zurückgehalten, wenn sie Juschny ansteuern wollen. Nach Aussagen aus der Branche sind die vom Zoll empfohlenen Zollämter, etwa im Gebiet Pskow, entweder noch nicht voll einsatzbereit oder wegen mangelnder Kompetenz des Personals nicht in der Lage, komplizierte Vorgänge abzuwickeln. Der Petersburger Zoll reagierte mit einer Ausweitung der Arbeitszeiten in den verbleibenden Zollämtern auf die Krise, die Stadtverwaltung wies in der Nähe von Juschny eine nicht benutzte Straße als Abstellfläche für wartende LKW aus. Nach Darstellung des Zolls sind die Transporteure weitgehend selber Schuld an der Misere, da sie andere Zollämter als die gewohnten meiden und ihre eingespielten Logistikabläufe nicht flexibel umstellen könnten. Zudem seien von den täglich in St. Petersburg abgefertigten 500 bis 1000 LKW-Ladungen 60 bis 70 Prozent für andere russische Regionen bestimmt und könnten auch dort verzollt werden. (ld)
Import per LKW nach St. Petersburg gelähmt
Zwei der sieben Zollämter für LKW-Transporte kurzfristig geschlossen / LKW-Fahrer warten bis zu einer Woche beim Zoll