Tianjin. Eine gewaltige Explosion hat mindestens 44 Menschen in der chinesischen Hafenstadt Tianjin in den Tod gerissen. Mehr als 520 Verletzte kamen in Krankenhäuser. 66 von ihnen waren in einem kritischen Zustand, wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag berichtete. Das anschließende Feuer richtete großen Schaden an - unter anderem auf einem nahen Parkplatz mit Tausenden Neuwagen. Videos zeigten einen pilzförmigen Feuerball über der Stadt.
Vor der amtlichen Nachrichtenagentur hatte schon die Tageszeitung „Beijing News“ berichtet, dass allein in ein Krankenhaus 42 Leichen gebracht worden seien. Die tatsächliche Zahl der Todesopfer könnte also um einiges höher liegen.
Lagerhaus für gefährliche Güter
Wie die Polizei in Tianjin mitteilte, ereignete sich die erste Explosion in einem Lagerhaus für gefährliche Güter, das der Firma Ruihai Logistics gehört. Manager der Firma sind demnach festgenommen und verhört worden. Nach der ersten Explosion griff das Feuer auf andere Lagerhäuser über, in denen sich dann eine Reihe weiterer Explosionen ereigneten, wie Staatsmedien berichteten.
Gebäude von einem Dutzend Logistikfirmen wurden demnach komplett zerstört. Zudem brannten mehrere Tausend Neuwagen aus, die auf einem Parkplatz in der Nähe standen. Hinweise auf eine Ursache des Feuers fehlten zunächst. In einer Rede an die Menschen von Tianjin kündigte Chinas Präsident Xi Jinping an, das Unglück werde „genau untersucht“. Die Verantwortlichen würden „streng bestraft“.
Hunderte Menschen haben sich laut Staatsmedien spontan zum Blutspenden gemeldet. Tianjin hat mehr als 10 Millionen Einwohner und ist eine bedeutende Hafenstadt östlich von Peking.
Laut Berichten von Staatsmedien war das Feuer am Donnerstagmorgen (Ortszeit) unter Kontrolle, aber noch nicht komplett gelöscht. 100 Löschfahrzeuge seien weiterhin im Einsatz.
Chemikalien im Hafenlager
Die Feuerwehr war laut dem Staatssender CCTV am Mittwochabend (Ortszeit) wegen eines Feuers in ein Hafenlager mit gefährlichen Chemikalien gerufen worden. Nachdem die Teams eingetroffen waren, kam es zu mehreren schweren Explosionen, bei denen laut Xinhua mindestens zwölf Feuerwehrleute ums Leben kamen. Insgesamt wurden rund 1000 Einsatzkräfte der Feuerwehr an den Unglücksort geschickt.
Die Erschütterungen der Detonationen waren so stark, dass sie vom nationalen Erdbebenzentrum registriert wurden. „Ich saß auf meinem Bett, als ich plötzlich einen lauten Knall hörte. Dann vibrierten die Fenster. Es war wie ein Erdbeben. Ich bin schnell auf die Straße gelaufen, um mich in Sicherheit zu bringen“, sagte der 27-Jährige Lin Chen, der ungefähr zehn Kilometer vom Explosionsort entfernt wohnt, der Deutschen Presse-Agentur am Telefon. „Ich habe gehört, dass die Krankenhäuser voll mit Leuten sind. Es ist wirklich tragisch.“
Videos in Sozialen Netzwerken zeigten einen gewaltigen, pilzförmigen Feuerball. Auch Fotos blutverschmierter Menschen, die auf der Straße lagen, und Bilder beschädigter Gebäude wurden gepostet. Andere Aufnahmen zeigten eine riesige Rauchwolke, die über dem Hafenareal der Stadt aufstieg. Augenzeugen erzählten in Staatsmedien von einer heftigen Druckwelle nach der Explosion, die viele Fenster zerstörte und Türen aus den Angeln riss. Glasscherben und andere herumfliegende Teile hätten zahlreiche Menschen verletzt. (dpa)