Frankfurt/Main. Das vorläufige Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen könnte rund 1000 Frachtarbeiter der Lufthansa den Job kosten. Das sagte der Frankfurter Betriebsratsvorsitzende der Lufthansa Cargo, Ralf Müller, am Dienstag auf einer Demonstration vor Deutschlands größtem Flughafen. Rund 500 Mitarbeiter hatten sich an einem Tor des Airports versammelt. Sie wollten gegen die aus ihrer Sicht unverständliche Entscheidung des hessischen Verwaltungsgerichtshofs protestieren, mit dem Winterflugplan Flüge zwischen 23 und fünf Uhr zu untersagen.
Dies war nach Einschätzung des Gerichts nötig, weil über die Planfeststellung der Landebahn noch nicht höchstrichterlich entschieden ist. Sie war erst kürzlich in Betrieb genommen worden. "Das Nachtflugverbot ist ein schlimmes Signal für die Exportnation Deutschland", sagte Müller. Den finanziellen Schaden für die Lufthansa-Tochter schätzte er wie vor ihm schon Lufthansa-Chef Christoph Franz auf einen "hohen zweistelligen Millionenbetrag".
Im Urteil des Gerichts sieht Müller einen gravierenden Nachteil für den Standort Frankfurt. "Eines ist gewiss, Luxemburg, Amsterdam und Paris warten schon auf unsere Kunden", sagte der Betriebsratschef.
"Ich freue mich über jeden Flieger, den ich höre", sagte ein Teilnehmer der Demonstration. "Denn das bedeutet Arbeit für uns." Immer wieder skandierten die Protestierer: "Die Fracht braucht die Nacht".
Der unerwartete Gerichtsbeschluss habe alle Mitarbeiter vor enorme Herausforderungen gestellt, sagte Lufthansa-Passagevorstand Kay Kratky laut einer Mitteilung. "Für eine Fluggesellschaft mit weltweit vernetzten Flugplänen sind derart kurzfristige Änderungen der Rahmenbedingungen äußerst problematisch." Lufthansa Cargo hat Flüge gestrichen oder eine kostenträchtige Zwischenlandung in Köln-Bonn geplant, wo nächtliche Frachtflüge zugelassen sind.
Die erste flugfreie Nacht wird es nach Angaben der Betreibergesellschaft Fraport erst in der Nacht zum Montag (31. Oktober) geben. Der neue Winterflugplan setzt mit der Umstellung auf die Winterzeit am 30. Oktober ein. Bis dahin kann theoretisch noch geflogen werden, weil es nach alter Rechtslage am Frankfurter Flughafen kein Nachtflugverbot gibt.
Das Land Hessen hatte in der Planfeststellung durchschnittlich 17 Flugbewegungen in der Nacht zugelassen. Den Anwohnern war ursprünglich aber ein komplettes Nachtflugverbot versprochen worden. (dpa)