Bonn. Aufgrund des aktuell vorgelegten Wegekostengutachtens für das Bundesfernstraßennetz in Deutschland sieht der Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) im kommenden Jahr eine erhebliche weitere Mehrbelastung auf die deutsche Wirtschaft zukommen.
Werden die Empfehlungen des Gutachtens von der Politik Eins zu Eins umgesetzt, sieht BWVL-Hauptgeschäftsführer Christian Labrot aus der Einnahmeprognose neben den zwei Milliarden jährlichen Mehrkosten aus der Ausweitung der Maut auf alle Bundesstraßen zusätzlich eine knappe Milliarde Euro Mehrkosten aufgrund der erhöhten Kostenansätze für die Infrastruktur und der Anlastung der externen Kosten aus Luftverschmutzung und Lärm auf die Wirtschaft zukommen. Dies sei für die transportierende und verladende Wirtschaft in dieser Form nicht akzeptabel und bezogen auf die Ausgaben für die Verkehrsinfrastruktur überzogen, so der Verband.
Verbraucher werden Mehrkosten spüren
Rechne man die drastische Erhöhung der einzelnen Mautsätze für die gängigsten Lkw-Kombinationen hoch, die bei knapp 40 Prozent respektive 60 Prozent liegen, dürften in der Realität die Mehrbelastungen unternehmensbezogen oft sogar noch weit höher ausfallen, meint der BWVL. Belegt werde das durch konkrete Berechnungen aus Mitgliedsunternehmen, die zum Beispiel Kostensteigerungen für 2019 im Vergleich zu 2017 allein aufgrund der höheren Mautsätze von 53Prozent nachweisen, hinzu kommen zudem die Belastungen aus der Ausdehnung der Maut auf alle Bundesstraßen.
Dies könne nicht ohne Auswirkungen auf die Verbraucherpreise bleiben, so der BWVL. „Drei Milliarden Euro jährlich zahlen die Unternehmen nicht mal so eben aus der Portokasse“, sagte Labrot.
Einheitliche Mautsätze sind positiv
Im Detail kritisch sieht der BWVL in den Gutachterempfehlungen auch die Heranziehung modernster Euro-6-Lkw in die Anlastung der Kosten für Luftverschmutzung. Die Wirtschaft sei bereit, in schadstoffarme Fahrzeuge zu investieren. Zu umweltfreundlichen Euro-6-Lkw, die bereits mehr als 65 Prozent aller mautpflichtigen Kilometer zurücklegen, gebe es aber noch kein entsprechendes schadstoffärmeres Alternativangebot der Automobilindustrie.
Positiv vermerkt der BWVL, wie auch die Verbände BGL und DSLV, dass die Gutachter in ihren Empfehlungen den Forderungen der Verbände nach einheitlichen Mautsätzen auf Bundesstraßen und Autobahnen gefolgt sind. Dadurch würden Benachteiligungen von zentrumsfernen Wirtschaftsstandorten im ländlichen Raum vermieden. (jt)