Worms. Im Streit um Bahnlärm bieten der Bund, Rheinland-Pfalz und Hessen der Europäischen Union (EU) die Stirn. „Wir werden die von der Europäischen Kommission geplante Verzögerung der Maßnahmen gegen Bahnlärm nicht akzeptieren. Das Ziel, den Bahnlärm bis 2020 zu halbieren, bleibt bestehen“, versicherte der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) am Freitag am Rande der Konferenz mit seinen Amtskollegen in Worms. Dort hatte er sich mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und dem hessischen Amtskollegen Tarek Al-Wazir (Grüne) zu dem Thema ausgetauscht.
„Bundesminister Dobrindt hat mir zugesichert, dass der Bund ein eigenes Gesetz zur Halbierung des Bahnlärms auf den Weg bringen wird. Gerade für die Menschen im Mittelrheintal ist eine Entlastung unbedingt nötig“, sagte Lewentz.
EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc will das von der Bundesregierung für 2020 beschlossene Fahrverbot für laute Güterzüge verhindern. Deutschland soll nach ihren Worten hier nicht einseitig vorpreschen. Es gehe um eine gesamteuropäische Lösung erst von 2022 an. Alte Güterwaggons sollen etwa sogenannte Flüsterbremsen erhalten.
Auch eine Bürgerinitiative macht mit einer Unterschriftensammlung in Brüssel Druck. „4211 Bürger zücken die rote Karte“, teilte die „Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn“ am Freitag in Kamp-Bornhofen mit. Sie äußerte in einem Schreiben an Bulc, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Dobrindt die Befürchtung, dass eine Lösung nun noch viel länger auf sich warten lassen könnte.
Dabei leide das Welterbe Oberes Mittelrheintal mit einer der meistbefahrenen Güterbahnstrecken Europas unter Lärmwerten, die einem metallverarbeitenden Betrieb entsprächen. „Die Gebäude geraten in Schwingungen wie bei einem mittleren Erdbeben.“ Fast alle drei Minuten rase ein Zug durch das romantische Flusstal, hieß es weiter. (dpa)