Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hat an die Politiker der Ampel-Parteien appelliert, in der Haushaltspolitik und bei der Vorbereitung von Gesetzen den Krisenmodus hinter sich zu lassen. Die hohen Staatsausgaben und das hohe Tempo bei der Vorbereitung von Gesetzen in den vergangenen Jahren seien sowohl der Corona-Pandemie als auch dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geschuldet gewesen.
Genauso wie man in der Haushaltpolitik nun wieder „in den Regelbetrieb der Schuldenbremse“ übergehen müsse, so sei es auch erforderlich, bei der Formulierung von Gesetzentwürfen „wieder in den regulären Modus mit seinen Fristen“ zurückzufinden, mahnte Buschmann.
Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Julia Klöckner (CDU), sagte der dpa: „Wir werden im Bundestag beobachten können, ob die Ampel die Worte ihres Justizministers ernst nimmt und Gesetze gründlicher berät.“ Beim Gebäudeenergiegesetz könne die Koalition dies beweisen, „und das Gesetz noch einmal gründlicher im Bundestag beraten lassen, statt es direkt nach der Sommerpause unverändert und ohne weitere Beratung zur Abstimmung zu stellen“.
Bürokratieentlastungsgesetz geplant
Um Deutschland aus der Rezession zu führen, braucht es nach Ansicht von Buschmann jetzt „eine Trendwende bei der Bürokratiebelastung“. Die lauten Klagen der Wirtschaftsverbände über zu viele gesetzliche Regelungen und Berichtspflichten könne er nachvollziehen.
„Mein Eindruck ist nämlich, dass ein Teil der deutschen Wirtschaft wirklich unter einem Bürokratie-Burn-Out leidet“, sagte er der dpa. „Das, was wir als Gesetzgeber, als Bund, als Länder, als Europäische Union von den Unternehmen verlangen, erschöpft die so sehr, dass sie sich kaum noch um ihr Kerngeschäft kümmern können - das darf nicht sein.“
Ein Baustein, um hier Abhilfe zu schaffen, sei das geplante Bürokratieentlastungsgesetz. Eckpunkte dafür sollen laut Buschmann bei einer Kabinettsklausur Ende August beschlossen werden.
„Ich bin guter Dinge, dass wir da etwas Substanzielles hinbekommen“, sagte der Minister. Seiner Ansicht nach sollte die Bundesregierung außerdem auf EU-Ebene, etwa zusammen mit den Franzosen, eine europäische Initiative zur Entbürokratisierung auf den Weg bringen.
Fachkräftemangel: Mehr Digitalisierung angemahnt, auch in Ausländerämtern
Auf die aktuelle Konjunkturflaute angesprochen, sagte Buschmann: „Ich glaube, wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um als Land wieder attraktiver zu werden, um hier zu investieren und hier zu wirtschaften.“
Bei der steuerlichen Entlastung versuche Finanzminister Christian Lindner (FDP) „ein klares Signal zu setzen“. Ein weiterer wichtiger Baustein sei die Digitalisierung.
Er sei erschüttert gewesen, als sich zu Beginn der Corona-Pandemie gezeigt habe, dass viele Gesundheitsämter nicht digital aufgestellt gewesen seien. Das gelte auch für viele andere Behörden, etwa Ausländerämter.
„Das ist ein Ärgernis“, sagte Buschmann. Schließlich könne, wer keine Datensätze habe, auch nicht von den Potenzialen der Künstlichen Intelligenz profitieren. Effektivere Prozesse seien aber gerade in Zeiten des Fachkräftemangels enorm wichtig.
Der zu Jahresbeginn eingeführte sogenannte Digitalcheck für Gesetze, bei dem jedes Vorhaben auf seine Digitaltauglichkeit geprüft wird, ist aus Sicht von Buschmann deshalb auch „keine Modegeschichte, sondern es ist zwingendes Erfordernis, damit dieser Staat in Zukunft noch funktionieren kann“.
Dennoch gelte: „Man kann nicht auf einen Knopf drücken und erwarten, dass dann über Nacht aus der digitalen Wüste die digitalen blühenden Landschaften werden.“