Brunsbüttel. Im Elbehafen in Brunsbüttel ist am Montag erstmals ein Kesselwaggon der Firma VTG mit verflüssigtem Erdgas
(LNG) beladen worden. Der Bahntransport von LNG könnte in Zukunft neben dem Lkw ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Importeur und dem Endverbraucher sein, erklärten Vertreter verschiedener Unternehmen. Bislang handelt es sich aber lediglich um einen Test. Der LNG-Waggon von VTG ist der erste in Europa und kann 42 Tonnen verflüssigtes Erdgas transportieren.
Grundsätzlich sind die Politik in Bund, Land und Region für den vermehrten Einsatz von LNG. Auch aus der Wirtschaft gibt es viele positive Signale. Dennoch geht es nur langsam voran. „Wir müssen nachdenken über eine Diversifizierung der Kraftstoffbasis”, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Brackmann. „Wir brauchen größere Unabhängigkeit, und LNG ist ökologisch und sicherheitspolitisch von eminenter Bedeutung.” Der Bundestag habe deshalb die Fördermittel für LNG-Projekte aufgestockt.
Russland ist Hauptlieferant für LNG
Das verflüssigte Erdgas ist zwar ein fossiler Energieträger, verursacht aber deutlich weniger Schadstoffe als Kohle oder Öl. Das in Deutschland verbrauchte Erdgas wird gegenwärtig zu 40 Prozent aus Russland geliefert. Mittelfristig könnte der Anteil Russlands auf 60 Prozent steigen. „Es gibt bei der Bundesregierung leider kein LNG-Szenario, sondern nur eines für Northstream II, eine weitere Pipeline durch die Ostsee”, sagte Kurt-Christoph von Knobelsdorff aus dem Kieler Wirtschaftsministerium. Man solle zumindest beide Varianten zur Versorgung Deutschlands berechnen.
Die Brunsbütteler Häfen bemühen sich bereits seit Jahren um den Aufbau einer LNG-Infrastruktur. „Wir hatten angenommen, dass die strengeren Umweltrichtlinien auf Nord- und Ostsee zu einer höheren Nachfrage für LNG als Schiffstreibstoff führen würde”, sagte Geschäftsführer Frank Schnabel. Die Investitionen für ein Importterminal, für das sich auch die Häfen in Rostock und Wilhelmshaven interessieren, liegen bei 300 bis 400 Millionen Euro.
Schnabel verhandelt bereits mit Investoren und bemüht sich um Fördermöglichkeiten.(dpa)