Rosenheim. Der Brenner-Basistunnel zwischen Österreich und Italien soll ab 2028 die Straße vom Lkw-Verkehr entlasten. In Österreich und Italien wird seit rund zehn Jahren daran gebaut. Auch in Deutschland sollen dazu die Bahnkapazitäten erweitert werden. Doch die Planungen ziehen sich hin.
Am Montag, 1. Juli, will die Deutsche Bahn fünf Vorschläge für den möglichen groben Verlauf einer künftigen neuen Trasse vorlegen und auch über die Möglichkeit zur Modernisierung der bestehenden Strecke berichten. Der Termin ist ein wichtiger Schritt – der wahrscheinlich auch wieder Zündstoff liefert in der Debatte um den Neubau einer Trasse. Denn im bayerischen Inntal formiert sich immer mehr Widerstand. Viele Anwohner wollen keine jahrelangen Baustellen und danach noch mehr Verkehr vor der Haustür – auch nicht auf der Schiene. Ein Neubau sei überflüssig, wenn die bestehende Strecke umfassend modernisiert würde, argumentieren sie.
Lange Tunnelanteile sollen Inntal-Region entlasten
Zu dem Termin am Montag will Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer anreisen, auch der bayerische Verkehrsminister Hans Reichhart (beide CSU) sowie Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel werden dabei sein. „Unser oberstes Ziel ist es, mit möglichst langen Tunnelanteilen die Region zu entlasten und gleichzeitig einen deutlichen Mehrwert beim Schienenpersonennahverkehr für das Inntal zu bekommen“, versprach Reichhart im Vorfeld.
Im Januar war Scheuer nach Rosenheim gekommen, um Berechnungen vorzustellen. Er sprach damals von Szenarien, die von einer Zunahme der Züge im Inntal auf mindestens 400 bis mehr als 550 pro Tag im Jahr 2050 ausgehen. Die Bürgerinitiativen ließen ihrerseits ein Gutachten erstellen und sind der Ansicht, dass die bestehende Strecke ausreichend ist. Einig sind sich die Beteiligten, dass der Lkw-Verkehr eingedämmt werden soll.
Tirol fordert Deutschland zu Taten auf
Die schleppenden Planungen für den Gleisausbau in Deutschland sorgen auch für Verstimmung im Verkehrsstreit mit Österreich. Tirol rechtfertigt auch damit seine Lkw-Blockfertigungen. Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) betonte am Donnerstag, 27. Juni, erneut, beide Länder hätten sich vertraglich zum Gleisausbau verpflichtet. Es sei jetzt genug mit Staatsverträgen und Absichtserklärungen, Taten müssten folgen. Österreich habe seine Hausaufgaben gemacht: Im Inntal fahren Züge teils schon auf einer unterirdischen Hochleistungsstrecke.
Der weitere Zeitplan ist aber auf deutscher Seite noch völlig offen. Zwar steht der Brenner-Nordzulauf mit vordringlicher Priorität im aktuellen Bundesverkehrswegeplan. Doch eine neue Trasse könnte nach Schätzungen erst etwa um 2040 fertig sein. Experten gehen davon aus, dass mit einem Bau überhaupt erst in zehn Jahren begonnen werden könnte. Denn wenn die politische Entscheidung für den Bau gefallen ist – bisher hat die Bahn nur einen Planungsauftrag – ist mit Klagen der Bürger zu rechnen. Und damit mit langwierigen Prozessen. (dpa/tb)