Branchentreff in Kärnten

Vor allem die österreichischen Holzspezialisten wie Achleitner, Ressenig, Riedler und Schwarzmüller nutzen die Holzmesse am Wörthersee als Bühne für ihre neuesten Produkte. Neben den aktuellsten Fahrzeugen sind die neuesten Krane zu finden, die teils direkt auf den Exponaten der Fahrzeughersteller aufgebaut sind. Alle eint der Trend zu weniger Gewicht bei erhöhtem Bedienkomfort und schnelleren Arbeitsgeschwindigkeiten (s. Kasten auf der rechten Seite) sowie die zunehmende Bedeutung von speziellen Logistikkonzepten. Vor allem für den Villacher Hersteller Ressenig ist Klagenfurt das "Heimspiel". Entsprechend fahren die Kärntner (fast) alles auf, was die Holzpalette hergibt - natürlich in Gewicht und Funktionsdetails optimiert. Nach der Forstdemo-Messe im bayerischen Roding zieht Schwarzmüller weiter nach Kärnten, um auch dort die gewichtsoptimierten Fahrzeuge auszustellen. Dabei legen die Hanzinger größeres Augenmerk auf das Thema Tandem-Rungenanhänger, der vor allem wegen seiner leichten Rangierbarkeit verstärkt im Kurzholzsegment geordert wird. Typischer für die Oberösterreicher sind dagegen die Rungenplateausattel, die branchenspezifisch in diversen Varianten gefertigt werden, universell einsetzbar sind und von Rundholz über Schnittholz bis zu Palettenware alles packen. Weiter auf dem Vormarsch sind laut Schwarzmüller-Pressesprecherin Antje Rübertus auch die Zweiachs-Deichselanhänger mit abgekröpftem Rahmen vorn: Dadurch sinkt der Ladungsschwerpunkt, was eine bessere Stabilität im Offroad-Bereich gewährleisten soll. Das Thema Logistikkonzept bringt Riedler laut Pressesprecher Dietmar Meyer in Form eines neuen, ausziehbaren Rungensattels nach Klagenfurt. Den zieht eine Zweiachs-Zugmaschine mit Hydrodrive ohne Ladekran. Im Wald wird dann von einem anderen Lkw mit Heckkran beladen. Dabei stehen beide Fahrzeuge Heck an Heck. Dazu ist der Auflieger auf 9,9 Meter Ladelänge zusammengeschoben. Ein Ladekran mit einer Mindest-Reichweite von 9,5 Meter kann so von hinten sogar den vordersten Zwei-Meter-Stoß des Aufliegers laden. Flexibilität wird immer wichtiger Ist das Vorderteil bepackt, werden die Aufliegerachsen vom Fahrerhaus aus eingebremst und die Verriegelung gelöst. Danach wird der Sattel auf die gewünschte Länge ausgezogen und fertig beladen. Voll ausgefahren beträgt die maximale Ladelänge 13,5 Meter. Der Verstellbereich umfasst 3,6 Meter mit vier Zwischenstellungen. Bestückt ist er mit acht Exte E6-Rungenschemeln mit E9-Alu-Rungen in einteilig konischer Ausführung. Der erste und letzte Rungenstock sind auf dem Rahmen aufgeklemmt, der Rest lässt sich über Gleit- respektive Schnellbefestigungen auf dem Rahmen verschieben. So kann man bis zu vier Stöße Zwei- oder Drei-Meter-Holz bis hin zu Langholz mit 14 Meter Länge fahren. Die liftbare Ausführung der ersten und zweiten Achse soll bei Leerfahrten Reifenverschleiß und Spritverbrauch drücken, die dritte Achse verfügt zum besseren Rangieren über eine geschwindigkeitsabhängige Achsentlastung. Die Achslasten gibt eine digitale Achslastwaage am vorderen Rahmenende aus. Zur Kennzeichnung überstehender Ladung ist eine ausziehbare Langguttafel mit LED-Beleuchtung montiert. Vor den Sattel passen Zwei- oder Dreiachs-Zugmaschinen. Die technischen Höchstlasten teilen sich wie folgt auf: Höchstgewicht 42 Tonnen, Sattelhöchstlast 15 Tonnen, Aggregatlast 27 Tonnen. Auch mit Zweiachs-Zugmaschine werden die Anforderungen an fünfachsige Fahrzeugkombis für die in Österreich geltende 44-Tonnen-Regelung für Rundholztransporte aus dem Wald erfüllt. Als Leergewicht nennt Meyer 6080 Kilogramm. Aber auch nördlich der Alpen entwickeln sich die Spezialisten weiter. Huttner Geschäftsführer Niklas Huttner und Doll-Pressesprecherin Brunhilde Rauscher-Doll bestätigen beide den Trend zu weniger Gewicht und zu optimierten (und teils neuen) Logistikkonzepten. In Sachen Gewichtsoptimierung macht Rauscher-Doll im Wesentlichen zwei Arbeitsbereiche aus: zum einen den Stahl- und Rahmenbau, zum anderen die Optimierung der Komponenten und Anbauteile. Im Kurzholzbereich konnte Doll die Züge so in den letzten Jahren um weitere zehn bis 15 Prozent leichter bauen, allerdings stoße man laut Rauscher-Doll im Offroad-Bereich damit jetzt an Grenzen, während im Straßenverkehr noch Potenzial sei. Eine weitere Verbesserung bringt die verstärkte Umstellung von Schweißen auf Schrauben: "Der Kunde hat den Vorteil, dass bei Verschleißteilen oder im Falle einer Reparatur die Teile einfacher ausgebaut und ersetzt werden können", so Rauscher-Doll. Außerdem beobachtet sie einen vermehrten Einbau von Gewichtsanzeigen. Faymonvilles deutsche Sonderversion Auch Faymonville entwickelt weiter: Der Flexmax kommt als gewichtsoptimierter Selbstlenker für den Langholztransport, der laut Pressesprecher Marco Andres durch große Flexibilität und Kompaktheit bei der Längenanpassung punkten soll, während der Timbermax für Kurz- sowie Langholz passt. Durch seine flexible Kompaktheit soll er im zusammengefahrenen Zustand höchst manövrierbar und geländetauglich sein. Bei Beladung oder bei Einlenkmanövern sorgt das Drehgestell für eine optimale Standsicherheit bei hoher Wendigkeit. Für Deutschland entwickelten die Belgier eine gewichtsoptimierte "Light"-Version. Forstmaschinen fährt der zweiachsige, laut Andres mehrfach optimierte Megamax-Tiefbettauflieger, mit abfahrbarem Schwanenhals oder Heckrampen geliefert, in verschiedenen Tiefbett-Varianten. Im Fokus standen dabei die optimale Lastverteilung, eine längenoptimierte Ladefläche und der niedrige Aufbau, was den Anwendern wieder Zeit und damit Kosten sparen soll. Mehr zum Thema unter Lkw-Trailer und Aufbauten www.verkehrsrundschau.de/dossiers Neuheiten bei Holzkranen Schwere Stämme feinfühliger und schneller heben Der Kran ist und bleibt das Herzstück eines jeden Holzzuges. Auch hier geht die Entwicklung weiter. Palfinger brachte kürzlich seine neue Epsilon M-Serie heraus. Bei deren Entwicklung berücksichtigten die Konstrukteure vor allem die Anforderungen der täglichen Waldarbeit. Besonders Bedienung und Sicherheit standen im Fokus. Ein vertikal und horizontal mechanisch gefederter Grammer-Sitz verbessert zusammen mit den neuen Multifunktionsarmlehnen den Sitzkomfort. Zusätzlich will Palfinger die Bedienung per hydraulisch vorgesteuerter Joysticks noch feinfühliger gestaltet haben.Aber auch die Steuerventile entwickelten die Österreicher weiter. Dadurch steht dem Bediener jetzt mehr Literleistung zur Verfügung, wodurch mehrere Kranfunktionen gleichzeitig ohne Geschwindigkeitsverlust ausgeführt werden können. Zum optimalen Schutz implantierte man auf der Außenseite eine zusätzliche Verkleidung aus widerstandsfähigem Thermoplast. Optional ist außerdem die transparente Wetterschutzhaube namens Epshood lieferbar. Der Z-Kran bietet einen Aktionsradius von bis zu 10,5 Meter und damit laut Palfinger die größte Reichweite in dieser Klasse. Dem Trend, alle Hydraulikschläuche so weit wie möglich nach innen zu verlegen, wo sie optimal gegen Beschädigungen geschützt sind, folgt Palfinger auch bei der Epsilon-Reihe.Ebenfalls bei den Holzkranen aktiv ist traditionell der schwedische Hersteller Cranab, der seit Mitte des Jahres komplett von Fassi übernommen wurde. Die Italiener übernahmen die Mehrheit einschließlich der Cranab-Vimek, Bracke Wald und Slagkraft. Künftig ist mit einem Technologietransfer beider Hersteller in beide Richtungen zu rechnen.Auch Kesla hat Neues im Gepäck: Für den deutschen Markt weniger relevant ist die neue komplexe Krankabine"Pro-Cab-Vision" in zwei verschiedenen Varianten. Darüber hinaus überarbeiteten die Finnen die Steuerung ihrer Krane. Die Pro-C-Steuerung soll intuitiv zu bedienen sein und in Sachen Arbeitsgeschwindigkeit neue Maßstäbe setzen. Angenehm bei Wechselbesatzungen: Die Steuerung soll sich die spezifischen Einstellungen von bis zu fünf Kranbedienern merken können.Als Erfinder des Z-Kranes sieht sich der österreichische Hersteller Penz, der jetzt 50. Jubiläum feiert. Bis zu 257 Kilonewtonmeter Hubkraft und 9,6 Meter Reichweite bieten die zusammenlegbaren Lastenheber. Alternativ hat Penz auch L-Krane im Angebot, die Holz auf einer Länge von bis zu 25 Meter verladen können. Eine der jüngsten Neuheiten ist die Rücksitzsteuerung"RS04", die großen Komfort beim Einstieg und bei der Arbeit sowie eine bessere Übersicht bieten soll. bj Praxisbeispiel: Volvo FH 750 Holzzug Schwarzwälder Edelholzzug Nicht nur die selbstfahrenden Holzunternehmer Andreas und Werner Ziefle, sondern auch der Volvo-Verkäufer mit Schwarzwaldkenntnis hat Spaß mit diesem Auto: ein FH 16-750, der mit allem kam, was an"Edelhölzern" verfügbar war. Der Dreiachser bietet 70 Tonnen Gesamtzuggewicht mit hydraulischem Radnabenantrieb X-Trac und eine lift- respektive entlastbare Vorlauflenkachse! Die hilft beim Spritsparen, bei der Spurtreue und dem Schonen der Vorderachsreifen, von denen die Ziefles beim Vorgänger im schlechtesten Fall drei bis vier Satz pro Saison benötigten. Bi-Xenon-Scheinwerfer samt Kurvenlicht leuchten die Straßen aus; für Sicherheit sorgen außerdem Regensensor, Abstandsradar sowie ein GPS-Tracker und Videokameras. Als angenehm empfindet Werner Ziefle das Remote-Control-Steuerteil, mit dem er den Lkw vom Kran aus überprüfen oder Details wie die Leerlaufdrehzahl des Volvo-Motors steuern kann.Konfigurationskunst hinter der HütteDie eigentliche Konfigurationskunst begann hinter der FH-Hütte: Dort thront auf dem nach vorn verlängerten Faymonville-Timbermax-Sattel der Kranfuß des rund 2,5 Tonnen schweren Kesla-2112-86-Holzkrans samt Greifer und der hydraulisch anhebbaren"Pro-Cab"-Kabine. Das sorgt für ordentlich Satteldruck und Achslast, kostet aber Platz. Dafür bietet die Krankabine Sicherheit beim Arbeiten.Platz brauchen auch das Hydraulikmodul für den bei Volvo"X-Trac" genannten hydraulischen Radnabenantrieb (auch mit Poclain-Pumpe und -Radnabenmotoren, aber mit Terberg-Komponenten garniert und montiert) sowie die Tanks für Diesel, AdBlue und Hydrauliköl. So viel Komplexität auf kleinstem Raum fordert Zugeständnisse: 385 Liter Tankvolumen müssen genügen, dafür integrierte Volvo in das fahrerseitig angebrachte"Kraftstofffass" Trittstufen. Der AdBlue-Behälter wanderte über den Abgastrakt auf die Beifahrerseite hinter die Kabine. Fahrerseitig sitzt dort der Ölkühler für die Radnabenmotoren, wo er keine Warmluft vom Motor abbekommt und gut zugänglich ist. Trotz der üppigen Ausstattung samt Retarder wiegt die Kombination samt Kran weniger als 20 Tonnen.Und wie fährt sich das Gesamtkunstwerk? Laut Werner Ziefle"wie ein Reisebus", womit er Recht hat: Der FH 750 federt sauber und rollt lange, wenngleich er aus seiner schieren Größe keinen Hehl macht. Die Lenkung gibt sich auch ohne Dynamic-Steering-Unterstützung straff und exakt, die Betriebsbremsen lassen sich fein dosieren. Der Faymonville-Zwangslenker läuft mustergültig hinterher - und in engen Kurven bei Weitem nicht so stark wie angenommen. I-Shift schätzt Kraft und Last stets korrekt ein und verlässt sich lange auf die 3550 Newtonmeter Drehmoment. Entsprechend großzügig stuft es die Gänge nach oben durch und wartet lange mit dem Zurückschalten. Beim Verzögern hält die Kombination aus Retarder und den 470 Kilowatt der"VEB plus"-Motorbremse zur Not auch 60 Tonnen zuverlässig im Zaum.Auch Verbräuche kann Ziefle bereits liefern: Auf der Autobahn liegen die je nach Einsatz zwischen 34,6 und 39,8 Liter, auf schweren Landstraßen im Schwarzwald, teils mit Kraneinsatz, zwischen 52,3 und 59,2 Liter, womit der FH den Vorgänger laut Ziefle um zehn bis zwölf Liter unterbietet. Im Wald muss der FH laut Werner Ziefle bis zu 60 Tonnen schleppen. Dann muss selbst der 750er richtig ran und man merkt, wie sich die 3550 Newtonmeter ins Zeug legen, um die Fuhre in Fahrt zu bringen.Lenk- und TraktionskünstlerHier braucht Ziefle im Herbst und Winter X-Trac: Auf kurvigen, steil ansteigenden Forstwegen verhindert die Kombi aus Zuschalt-Vorderachsantrieb und wendiger Vorlauflenkachse, dass der Zug ausbricht oder geradeaus weiterschiebt.Da die Ölpumpe direkt am Motor angeflanscht ist, stehen die treibenden Vorderräder sofort ab Start parat. Entsprechend bricht sich der Wikinger auch in schlammigem Geläuf seine Bahn und zieht fast jede Fuhre aus dem Dreck. In dem Fall können Kran und Holz auf der Faymonville-Sattelspitze gar nicht schwer genug sein, um ordentlich Druck auf die Hinterhufe zu bringen. Dabei helfen die hohe Schaltgeschwindigkeit von I-Shift und das gewaltige Drehmoment enorm. Und wenn einmal kein Holz zu fahren sein sollte? Dann könnten Ziefles den Schwedenkönig zum Winterdienstfahrzeug umrüsten samt Pflug, Salzstreuer und entsprechender Elektronik.Die Dunkelheit erhellt eine Nordic-Light-Scheinwerferbatterie auf dem Dach, die notfalls ein Fußballstadion ausleuchten könnte. Das Angenehme: Die nötige Verkabelung kann man bei Volvo ab Werk ordern. Wozu es laut Ziefle den erfahrenen Verkäufer braucht, der die richtigen Hölzer für den schwarzen Edelholzzug auswählen kann! gs

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