Bonn/Hamburg. Schnäppchenjäger rund um den Black Friday setzen Deutschlands Paketbranche unter Druck. Denn die Rabattaktionen des Handels treiben die Paketberge weiter in die Höhe: So rechnet der Logistiker Hermes in diesem Jahr mit zehn Prozent mehr Sendungen beim Black Friday und der anschließenden Cyber Week im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie die Firma mitteilte. Der Wochen-Höchstwert an Hermes-Paketen im ganzen Jahr könnte in diesem Zeitraum liegen – und nicht mehr kurz vor Weihnachten. Beim Konkurrenten DPD war dies bereits 2018 der Fall – wenige Tage nach dem Black Friday lieferten Zusteller so viele Pakete aus wie sonst nie in dem Jahr.
Für die Paketbranche bedeuten diese Rabattschlachten, dass sich das Weihnachtsgeschäft dadurch nach vorne verlagert. So eine Glättung des Weihnachtsgeschäft mache es für einen Logistiker „operativ einfacher“, sagt Post-Finanzvorstand Melanie Kreis.
Arbeitsintensivste Zeit für die Logistikbranche
Das bereits im November begonnene Weihnachtsgeschäft ist die arbeitsintensivste Zeit für die Logistikbranche. So rechnet der Marktführer, die Deutsche Post DHL, in dieser Zeit mit bis zu elf Millionen Pakete pro Arbeitstag – im Jahresdurchschnitt liegt der Tageswert bei fünf Millionen. Immer wichtiger wird der Black Friday, eine Hermes-Sprecherin nennt ihn „einen starken Impulsgeber für das Weihnachtsgeschäft“.
Das Problem: Mehr Nachfrage heißt zwar mehr Umsatz, die Gewinnquote aber sackt ab. Denn um die Paketberge meistern zu können, müssen die Firmen Tausende zusätzliche Arbeitskräfte einstellen und wesentlich mehr Fahrzeuge auf die Straßen schicken. Ein Sprecher der Deutschland-Tochter der französischen Post, DPD, spricht von einem Kraftakt. „Arbeitskräfte und Transportkapazitäten sind in den Wochen vor Weihnachten besonders kanpp.“ Die Paketmengen seien nicht nur deutlich höher als sonst, sondern es gebe auch große Schwankungen beim Volumen einzelner Tage. „Die Zustellkosten steigen dadurch überproportional.“
Und was bedeutet der Black Friday für die Belegschaft? „Die Arbeitsbelastung ist hoch, aber dank der Verdi-Tarifverträge hält sie sich in den richtigen Grenzen“, sagt Uwe Köpke von der Dienstleistungsgewerkschaft. Überstunden würden aufgeschrieben. Allerdings sei die Tarifbindung bei vielen Subunternehmern gering, moniert der Gewerkschafter. „Und wo es keine Tarifbindung gibt, kommt der Arbeitnehmer schlecht weg.“ (dpa/tb)