München. Der traditionsreiche Nutzfahrzeughersteller MAN ist auf den letzten Metern zum Abschied von der Börse. Auf der wahrscheinlich letzten regulären Hauptversammlung am Dienstag wurde das Herausdrängen (Squeeze-out) der neben Mehrheitseigner Traton verbliebenen Aktionäre mit mehr als 99,9 Prozent der Stimmen beschlossen. Sie sollen eine Abfindung von 70,68 Euro je Anteil erhalten, um den Weg dafür freizumachen, MAN in die VW-Tochter zu integrieren.
Da Traton mehr als 94 Prozent aller MAN-Aktien hält, war die Zustimmung bereits zuvor sicher. Von den verbliebenen restlichen Aktionären kamen allerdings mehr als 200 Fragen - und auch Kritik.
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger äußerte sich kritisch. Man lehne einen Squeeze-out generell ab, erklärte die SdK auf ihrer Homepage. Er sei der schwerste Eingriff in die Rechte des Aktionärs. Sie erwägt zudem, ein Spruchverfahren einzuleiten, bei dem die Abfindungszahlung gerichtlich überprüft würde.
Squeeze-out, Abfindungshöhe und die Verschmelzung mit Traton hatte der Vorstandsvorsitzende Andreas Tostmann zuvor verteidigt. Er verspricht sich von der Verschmelzung eine einfachere und handlungsfähigere Konzernstruktur und die Einsparung von Kosten.
Der gerichtlich bestellte Prüfer habe die Höhe der Abfindung für die Minderheitsaktionäre ohne Einschränkungen als angemessen bestätigt, betonte Tostmann. Sie liege zudem deutlich über den hochgerechneten Börsenkursen, sagte er. Zuletzt notierten die Papiere des Münchner Unternehmens mit gut 73 Euro zwar etwas höher. Allerdings waren sie erst nach Bekanntwerden der Höhe der Barabfindung Anfang Mai auf Werte über 70 Euro gesprungen. Davor hatten sie sich um 55 Euro bewegt. (ste/dpa)