Beladungsplanung in Echtzeit

Heute bestellt, morgen schon geliefert - durch den florierenden Onlinehandel wächst das Sendungsvolumen stetig. Nach Schätzungen des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik musste die deutsche KEP-Branche im Advent zu Spitzenzeiten täglich deutlich mehr als 15 Millionen Sendungen von A nach B transportieren. Für das Gesamtjahr 2017 wird von über 3,3 Milliarden Sendungen ausgegangen. Bei dieser Mammutaufgabe die Transparenz und damit die Effizienz zu erhöhen, hat sich Auto-ID-Spezialist Zebra Technologies auf die Fahnen geschrieben - und setzt bei der Auslastung der Ladekapazitäten der Fahrzeuge an. Diese analysiert neuerdings die Lösung SmartPack Trailer, und zwar mithilfe von Videotechnik. Zebra habe SmartPack Trailer auf Anfrage eines großen, US-amerikanischen KEP-Dienstleisters hin entwickelt, der sich mehr Transparenz beim Pakettransport von einem Hub zum anderen wünschte, erklärt Daniel Dombach, Director EMEA Industry Solutions, Zebra Technologies. "SmartPack Trailer bildet ab, wie viele Pakete in welcher Zeit in die Lkw verladen werden", so Dombach. Bei einem Logistikdienstleister, der jede Nacht viele Tausende Fahrzeuge belädt, könne das Analysetool "zu merkbaren Verbesserungen der Ladedichte und damit wertvollen Einsparungen" führen. Trailer-Analyse per 3D-Kamera Und so funktioniert SmartPack Trailer: Nachdem die Sendungen im Verteilzentrum Sortierstraßen, Wiegeeinheiten und Scannung passiert haben, landen sie im Lkw, wo ein Mitarbeiter die Pakete mit MDE oder Ringscanner einscannt und anschließend verräumt. Mithilfe von an der Rampe installierten Kameras, einer herkömmlichen sowie einer 3D-Kamera beobachtet und analysiert die Software den Beladeprozess. SmartPack merkt so beispielsweise, wenn Pakete ineffizient gestapelt werden, etwa ein großes auf einem kleinen platziert wird, oder wenn die Packungsdichte zu niedrig ausfällt, also zu viel Leerraum zwischen den Paketen ist. Diese Ineffizienzen beim Verladen lösen Benachrichtigungen an den Supervisor aus, der alle Beladevorgänge auf seinem Tablet oder am PC im Kontrollraum im Blick hat. SmartPack Trailer kann als Stand-Alone-Variante zur reinen Optimierung der Ladedichte eingesetzt werden. Wird die Lösung ans Warehouse Management System (WMS) oder auch an die Transport Management Software (TMS) angebunden, ergeben sich zudem Vorteile bei der Planung. So kann beispielsweise rechtzeitig festgestellt werden, wenn ein Lkw erst zur Hälfte befüllt ist, in Kürze aber seine Tour starten muss. Auch dann kann der Supervisor aktiv eingreifen - sich etwa um punktuelle Erhöhung der Manpower kümmern oder aber den Empfänger von zeitkritischer Sendungen frühzeitig auf eine Verspätung vorbereiten. SmartPack ist für den Kunden frei konfigurierbar, die Toleranzen für die Packungsdichte können individuell eingestellt werden. "Darüber hinaus ermöglicht die Lösung natürlich auch, die Beladungseffizienz einzelner Hubs miteinander zu vergleichen", sagt Dombach. SmartPack Trailer ist bereits in Nordamerika bei mehreren Logistikdienstleistern im Einsatz, ein großer KEP-Dienstleister nutzt dabei die integrierte Variante mit Anbindung ans WMS. Im ersten Schritt wurden mehrere Tausend Laderampen mit Kameras ausgestattet. "Der Endausbau in diesem Projekt wird dann circa 10.000 Laderampen umfassen. Für den gleichen Kunden testen wir übrigens derzeit die Überwachung der Luftfrachtcontainer", sagt Dombach. Auch die Analyse weiterer Ladeeinheiten sei geplant. "Das können Paletten und anderes Stückgut sein", so Dombach. Warnhinweise bei falschem Heben Ist die Beladung künftig eigentlich auch automatisiert vorstellbar? Für Dombach ist dieses Szenario grundsätzlich denkbar, bis es Realität wird, dürfte es aber noch eine Weile dauern: "Der Zeitfaktor ist für Logistikunternehmen entscheidend und der Mensch arbeitet momentan noch schneller als ein Roboter." Wie der Mensch arbeitet, haben die Kameras übrigens ebenfalls im Blick - allerdings unter gesundheitlichen Aspekten. Anhand von gespeicherten Bewegungsmustern ist SmartPack Trailer auch in der Lage, die Ergonomie des Mitarbeiters zu analysieren. "Falsches Heben kann auf Dauer Gesundheitsschäden nach sich ziehen - die Software kann so konfiguriert werden, dass hier entsprechende Warnmeldungen generiert werden und der betreffende Mitarbeiter entsprechend geschult werden kann", erklärt Dombach. Diskussionen vorprogrammiert Beim Stichwort Videoüberwachung dürfte aber so manche Mitarbeitervertretung zusammenzucken, zumindest in Deutschland. Dass der hiesige Markt ganz spezifische Eigenheiten mitbringt, insbesondere was datenschutzrechtliche Problematiken angeht, weiß auch Dombach. "Gemeinsam mit den Betriebsräten muss sichergestellt werden, dass die Lösung ausschließlich der Optimierung der Beladung dient und keine Leistungsüberwachung der Mitarbeiter stattfindet", betont der Zebra-Vertreter. Daher werde man es in anderen europäischen Ländern, wo die arbeitsrechtlichen Regulierungen weniger stark ausgeprägt sind, mit dem Rollout wohl etwas einfacher haben. Derzeit sei eine Pilotphase mit einem britischen Paketdienstleister in den Startlöchern. Hierzulande werde man jedenfalls andere Gespräche führen müssen als in den USA, räumt Dombach ein. Derweil entwickelt Zebra SmartPack Trailer fleißig weiter, denn die eingesetzte Videotechnik birgt noch einiges Potenzial zur Effizienzverbesserung, vor allem was die Ladedichte betrifft. Der nächste Schritt, an dem im Labor gearbeitet wird, wäre, dass die Software vorschlägt, wo genau ein Paket im Trailer platziert werden soll. "Dieses Prinzip erinnert ein wenig an den Videogameklassiker Tetris - und würde die Ladedichte noch mehr optimieren", sagt Dombach. Auch die Peripherie der Lösung werde sich noch weiterentwickeln: "Heute wird sie noch mittels MDE und Tablet genutzt, in Zukunft könnte aber auch andere Hardware wie Datenbrillen zum Einsatz kommen." Welche Effizienzsteigerungen die Zebra-Lösung am Ende ermöglicht, hängt freilich von den individuellen Prozessen und Performance-Indikatoren eines Unternehmens ab. "Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass die Einführung von Smart-Pack Trailer ab etwa 200 Laderampen, die ein Unternehmen insgesamt betreibt, bereits wirtschaftliche Vorteile erzeugt", sagt Dombach. Dank der eingesparten Kosten, etwa bei Kraftstoff und Wartung, erfolge der Return on Investment demzufolge "sehr, sehr schnell". Mehr zum Thema im Dossier Tore und Rampen www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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