Nürnberg. Die Bahn-Gewerkschaft EVG und der Bund Naturschutz (BN) haben die Kürzungs-Pläne der Bahn in ihrer Gütersparte heftig kritisiert. Die Bahntochter DB Cargo wolle spätestens im nächsten Jahr 32 der rund 210 Verladestationen in Bayern schließen, teilten EVG und BN am Dienstag in Nürnberg mit. Damit ziehe sich das Unternehmen aus vielen strukturschwachen Regionen komplett zurück. Mindestens 430 Arbeitsplätze stünden durch das Sanierungskonzept „Zukunft Bahn“ im Güterverkehr im Freistaat auf der Kippe. „Das ist ein Fiasko, was die Bahn da vorhat“, sagte Frank Hauenstein von der EVG. „Dadurch werden wir einen Infarkt auf den Straßen erleben.“
Denn viele Unternehmen in ländlichen Gebieten müssten ihre Güter dann selbst per Lkw zur nächstgrößeren Verladestation bringen - oder wichen gleich ganz auf die Straße aus. Dabei seien die Zustände auf den Autobahnen schon jetzt katastrophal - wie jüngst die schweren Unfälle auf der A6 mit mehreren Toten gezeigt hätten. Allein durch die Schließung der Verladestelle in Ansbach kämen „mindestens 500 Lkw im Jahr mehr auf die Straße“, sagte Hauenstein. Auch die Zahl der Gefahrguttransporte auf den Straßen werde deutlich zunehmen.
Schließung trotz Wirtschaftlichkeit
Einige Güterverkehrsstellen wie Ansbach, Gunzenhausen oder Triesdorf sollten geschlossen werden, obwohl sie wirtschaftlich arbeiteten und Gewinne erzielten. Auch in Südbayern sollen zahlreiche Umschlagplätze aufgelöst werden - etwa in Lagerlechfeld, Füssen oder Mittenwald.
Nur knapp 18 Prozent der Güter würden bisher mit der Bahn transportiert, sagte Mergner. Auf der Straße seien es dagegen rund 73 Prozent. Grund für die schlechte Konkurrenzfähigkeit der Bahn in Deutschland sei eine Wettbewerbsverzerrung zugunsten des Straßenverkehrs. Dabei habe die Bahn große Vorteile gegenüber den Lastwagen: Sie verbrauche nur ein Drittel der Energie pro transportierter Tonne, und verursache nur ein Fünftel der CO2- und ein Zehntel des Stickoxid-Emissionen.
Außerdem verursache der Güterverkehr auf der Straße große Kosten - etwa durch Unfälle oder Umweltverschmutzung. Diese trügen jedoch die Gesellschaft und nicht die Firmen. In der Schweiz wird laut Mergner aufgrund anderer Rahmenbedingungen fast doppelt so viel auf der Schiene transportiert wie in Deutschland. Dort falle etwa die Lkw-Maut ab dem ersten Kilometer an und ab einem geringeren Gewicht des Lasters - und sie sei dreimal so hoch wie hierzulande.
Betroffene Verladestellen
Geschlossen werden sollen in Bayern die Verladestellen Ansbach, Gunzenhausen, Steinach (Rothenburg), Triesdorf, Schirnding (Grenze), Weidenberg, Wiesau (Oberpf), Nürnberg Hafen Cdn, Feucht, Nürnberg-Dutzendteich, Schnaittenbach, Burgsinn, Tauberbischofsheim Nord, Wassertrüdingen, Wilburgstetten, Illesheim, Wertheim Mainhafen, Lagerlechfeld, Nördlingen und Nördlingen E W V, Füssen Stadt, München Ost Nördl. und Südl., Bad Tölz, Höllriegelskreuth, Schalding Hfn Passau, Eggmühl, Rimsting, Teisendorf, Ingolstadt No Bayernwerk, Mittenwald, Epfenhausen. (dpa)