Berlin. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn (DB), hat den Bund zu mehr Investitionen in die Infrastruktur aufgefordert. Es sei eine „Trendwende“ nötig, sagte Lutz am Montag bei der „dpa“-Chefredaktionskonferenz in Berlin. Das System Bahn stoße an Grenzen, die Bahn habe „Wachstumsschmerzen“. Lutz wünscht sich mehr Kapazitäten auf der Schiene.
Die Bahnspitze verhandelt derzeit mit dem Bund über mehr Mittel für Investitionen vor allem ins Bestandsnetz. Es gebe insgesamt einen „Investitionsrückstau“ in Milliardenhöhe, sagte Lutz. Seit der Bahnreform 1994 seien die Mittel in die Bahn-Infrastruktur nicht gestiegen – anders als etwa bei Investitionen ins Straßennetz. Es gebe eine gemeinsame Erkenntnis mit der Politik über die Problemlage.
DB-Maßnahmenpaket soll Verbesserungen bringen
Der Bahnchef versprach zudem mehr Pünktlichkeit der Züge. Der bundeseigene Konzern hatte dazu ein Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, das auch Verbesserungen im Güterverkehr vorsieht. „Wir wollen und müssen besser werden“, sagte Lutz. Er hatte sich seit Januar drei Mal mit Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) getroffen, der spürbare Verbesserungen bei Pünktlichkeit und Service im ersten Halbjahr angemahnt hatte.
Ende März will der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG über die Lage beraten. Der Staatskonzern steht wegen mangelnder Pünktlichkeit und teils unbefriedigender Servicequalität seit Wochen unter öffentlichem Druck. Und er ist mit rund 20 Milliarden Euro verschuldet.
Die zusätzlichen Milliarden braucht er vor allem für die Modernisierung der Zugflotte sowie den Ausbau und die Sanierung des Schienennetzes. Der Bund könnte der Bahn über mehr Eigenkapital mittelfristig mehr Mittel zur Verfügung stellen. Daneben gibt es Überlegungen, die profitable Bahn-Auslandstochter DB Arriva zu verkaufen, um Geld für Züge und Gleisnetz zu bekommen. (dpa/ag)