Prag. Die Neuausschreibung für den Betrieb des Lkw-Maut-Systems in Tschechien wird nicht wie bisher geplant noch in diesem Jahr erfolgen sondern höchstwahrscheinlich erst Anfang 2016. Die Verhandlungen mit dem bisherigen Betreiber, der Wiener Kapsch TrafficCom, laufen nämlich „schwierigerer" als man sich das im tschechischen Verkehrsministerium vorgestellt hatte. Tschechien will, dass Kapsch sein Know-How an seinen eventuellen Nachfolger weitergibt, damit man das Mautsystem auch nach dem Ablauf des Vertrages im Jahr 2016 betreiben kann.
Diesen Know-How-Transfer will sich Kapsch entsprechend finanziell ablösen lassen. Dafür ist ein neuer Vertrag und eine Abschlagzahlung an Kapsch die Voraussetzung. Sollte die Summe über 300 Millionen Kronen (ca. 11 Mio. Euro) liegen, müsste diesem Vertrag auch die tschechische Regierung zustimmen. Bis Ende dieses Jahres will man mit Kapsch auf einen grünen Zweig kommen, danach soll die neue Ausschreibung starten, verlautet aus Prag.
Der Betrieb des von Kapsch gebauten Lkw-Mautsystems in Tschechien ist sowohl für den Staat als auch für den Betreiber ein gutes Geschäft. Im ersten Halbjahr 2015 brachte das Mautsystem Einnahmen von 4,8 Mrd. Kronen (177 Mio. Euro), um 12 Prozent mehr im ersten Halbjahr 2014. Am stärksten waren an den Maut-Zahlungen die tschechischen Frächter mit 54 Prozent. Es folgten Lkw aus Polen (13,3 Prozent), aus der Slowakei (11,7 Prozent) und aus Ungarn (5,6 Prozent). Tschechien hebt seit 2007 auf 1.428 Straßenkilometern eine Lkw-Maut ein. (mf)